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Vorstadtidylle (fm:1 auf 1, 7254 Wörter) [1/3] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Mar 03 2022 Gesehen / Gelesen: 22342 / 20378 [91%] Bewertung Teil: 9.35 (215 Stimmen)
Durch das überraschende Ableben seiner Tante erbt Jörn ein Kleingartengrundstück. Erst weiß er nicht, ob er das wirklich will, dann stellt er fest, dass das sehr entspannend sein kann...

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Vorstadtidylle - Die Kleingartenkolonie

Lieben Dank an Ideengeberin und Mitautorin K alias Iris - es wieder viel Spaß gemacht...!

Jörn:

Plötzlich, völlig unerwartet und ohne jegliche Vorwarnung ist es passiert - meine Tante Elisabeth, von allen in der Familie nur Tante Lise genannt ist nicht mehr. Klar, sie war schon 81 Jahre, aber eigentlich total auf Zack. Kerngesund, so hat sie immer mit einem Augenzwinkern gesagt, und weil sie immer dem Rotwein gut zugesprochen hat - das sei ihr Wunderelixier. Ich habe sie unregelmäßig, und auch eher selten besucht, zumeist in der dunklen, kalten Jahreszeit, denn da war sie immer in ihrer Wohnung anzutreffen, und nicht "draußen" im Kleingarten in ihrem Häuschen. Mir war und ist dieses spießbürgerliche Gehabe und Getue in solchen Kolonien schon immer ein Graus - jeder kümmert sich um alles, speziell, ob der Rasen der Nachbarn auch regelmäßig gemäht wird, und ob auch genug Gemüse auf dem Grundstück angepflanzt wurde. Und wenn nicht, dann gibt es immer noch eine Versammlung, wo man solche Dinge entrüstet vorbringen kann. So zumindest meine alten Erinnerungen an das Leben dort draußen, als ich sie schon als kleiner Junge dort besucht habe. Es kann ja auch sein, dass sich das Leben dort verändert hat, und ich sofort wieder nur an meine verfestigten Vorurteile denken musste als dieser Brief kam von einem Notar kam...

Einige Wochen vorher hat es Tante Lise beim Kaffeekranz mit Freundinnen dort draußen in ihrem kleinen Paradies (wie sie immer sagte) umgehauen - einfach so, meinem Cousin wurde es von einer Freundin von ihr beschrieben. Lise ist vom Tisch aufgestanden und wollte ihren selbstgebackenen Kuchen aus ihrem kleinen Häuschen holen. Dann hat sie nur noch große Augen gemacht - und ist wortlos umgefallen. Herzstillstand - tot - einfach so. Auf der einen Seite unfair, sie war lebensfroh, und niemand hätte mit so einem schnellen Ende von ihr gerechnet. Andererseits hat sie immer gesagt "Jörn - Wenn es mal soweit ist, dann soll es schnell gehen - ich hasse Krankheiten und Siechtum!" Sie hat mich sogar mal darum gebeten, ihr 'zu helfen', wenn sie mal dement würde und nur noch rumsabbert... Das ist glücklicherweise ihr und auch mir erspart geblieben.

Nun hat sich ihr Wunsch schneller als erwartet erfüllt.

Als ich den Brief geöffnet habe, habe ich mit vielem gerechnet, aber damit nicht: Tante Lise hat mir ihr kleines, von ihr so geliebtes Kleinod vermacht. Ich weiß im ersten Moment nicht, ob ich mich freuen soll - schließlich wusste sie, dass mir diese kleine, geschlossene, in sich irgendwie besondere Welt nicht behagt. Trotzdem hat sie es gemacht. Sinn für einen besonderen Humor hatte sie immer schon. Na gut, ich fange an, mich damit zu beschäftigen, auch wenn es im ersten Moment nur der Check ist, wieviel das kleine Grundstück mit kleinem Häuschen wohl bei einem Verkauf bringt. Dann staune ich, dass es dafür einen richtigen Markt gibt, so etwas ist für viele Städter interessant und stark nachgefragt. Tante Lise: Du bist die Beste! Ich stelle fest, dass neben Rentnern auch Familien mit Kindern solche Erholungsoasen nahe oder in der Stadt suchen, und denke mir, dass es sicher gut ist, mir das Ganze mal vor Ort anzuschauen - obwohl ich keiner dieser Zielgruppen angehöre.

Ich bin 56 Jahre, seit nunmehr fast 15 Jahren alleinstehend, da meine Frau meiner überdrüssig wurde. Witzig, erst hat sie sich ständig gegen Sex "gewehrt", mir aber dann später vorgeworfen ich wäre schuld, weil ich ein unglaublich langweiliger, egozentrischer Kerl sei, der sie schließlich direkt in eine Affäre getrieben hätte... Wir haben keine Kinder, daher ging dann alles recht schnell, sie ist flugs aus unserer Wohnung zu ihrem bedeutend jüngeren Lover gezogen. Ich weiß nicht, wie es ihr heute geht - es interessiert mich auch schon lange nicht mehr. Seit dieser Zeit hatte ich immer mal wieder einige Freundinnen, bei einigen war es klar, dass es reine Fickerei war, bei anderen handelte es sich um Kolleginnen - manchmal kompliziert, weil die verheiratet waren bzw. sind, manchmal einfach schnelle, geile Lustbefriedigung. Richtige Beziehungen waren nicht dabei, warum auch - Ich habe festgestellt, dass ich fast immer, wenn ich es darauf angelegt habe auch zum Schuß gekommen bin, bei der einen oder anderen hätte unter anderen Voraussetzungen vielleicht auch mehr daraus werden können.

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