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Die Assistenz (fm:Romantisch, 12245 Wörter)

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Veröffentlicht: Mar 17 2022 Gesehen / Gelesen: 21050 / 17835 [85%] Bewertung Geschichte: 9.70 (493 Stimmen)
Eine neue Assistentin verlässt ihren Mann und zieht samt Familie beim Chef ein. Vielleicht gibt es sogar Sex ...

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© Icke Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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hat auch keine Angst, ihre Meinung zu sagen, daher ist meine Entscheidung nach dem Termin eigentlich gefallen.

Wir sind uns auch schnell einig, denn sie bekommt mehr, als sie erwartet hat. Gefordert hat sie Tariflohn, aber ich weiß, dass Mitarbeiter - gerade in Teilzeit - echten Stress mit dem Netto haben, also zahlt unser Unternehmen immer 15% mehr als Tarif, immerhin. Damit liegen wir auch über den Industrieschnitt. Und dass es Obst und Getränke frei gibt, hat auch etwas.

Kapitel 2

Drei Wochen später, am ersten April, hat sie ihren ersten Arbeitstag und erscheint in Jeans und Bluse. Frauke hat sie entsprechend eingewiesen, dass ich eher auf legere Kleidung und Umgangsformen stehe. Auch sind wir im Bereich eher auf das 'Du' getrimmt, was ihr aber ungewohnt vorkommt: "Ich hatte früher nur Chefs, die mit Krawatte und 'Sie' herumgelaufen sind. Außer zu Betriebsfesten, da war nach einigen Bieren auf einmal die persönliche Nähe gewünscht."

Sie schüttelt sich und ich grinse: "Solche Typen haben wir hier auch, aber nach ein paar Abmahnungen und ein oder zwei Kündigungen hat diese Form von Übergriffen vollständig aufgehört und wir arbeiten hier alle locker miteinander."

Die nächsten Wochen findet die Einarbeitung statt und nach Ende Juni wird Frauke von allen - nicht nur aus dem Bereich - verabschiedet. Sogar unser Geschäftsführer kommt vorbei und überreicht einen großen Blumenstrauß mit einem Umschlag für ein Wellnesswochenende.

Enya, mit einem Glas Sekt in der Hand, schaut mich kurz an: "Die Fußabdrücke, die Frauke hinterlässt, werde ich wohl schwerlich füllen können."

Ich lächle: "Na klar, Du wickelst doch hier alle mit deiner Art um den Finger, aber ich hoffe, du planst jetzt noch nicht deinen fulminanten Abgang oder?"

Wir lachen beide auf. Ich habe sie als kompetente und lustige Frau kennengelernt, die gerne auch einmal auf einen Kaffee ins Büro kommt und einfach nur quatscht.

Die nächsten zwei Monate laufen entspannt. Frauke bekommt eine keine Tochter und Enya hat sich in den Job reingefuchst und auch Sarah, die zweite Kraft, hilft ungemein. Durch die Erfahrung, die Enya mitbringt, führt sie das kleine Zwei-Frauen-Team informell auch an und die beiden kommen hervorragend miteinander aus. Enya passt sogar ab und zu auf die Tochter von Sarah auf, wenn sie abends einmal unterwegs ist.

Alles in allem ein guter Tausch. Ich vermisse Frauke zwar manchmal noch, da man sich in der Zeit an gewisse Abläufe gewöhnt hat, aber da die Ergebnisse stimmen, ist das ein Leiden auf hohem Niveau.

Im August mache ich - wie jedes Jahr - eine Woche Urlaub bei meinen Eltern, die zwischenzeitlich in der Toskana leben. Ich genieße das Land und die Leute dort und auch die Zeit mit meinen Eltern. Sie sind nicht mehr die Jüngsten und überlegen, in eine Einrichtung für betreutes Wohnen zu ziehen, und wir nutzen die Woche auch, um uns zwei entsprechende Anlagen anzuschauen. Am Ende ist die Entscheidung für eine gefallen und meine Eltern beschließen, irgendwann im nächsten Jahr in diese Einrichtung zu ziehen.

Beschwingt und mit guter Laune fahre ich zurück und freue mich schon auf die Zeit mit den beiden Frauen. Vor allem aber auf die gute Laune von Enya, mit der ich zwischenzeitlich viel Zeit im Büro verbringe, da wir gerade im Bereich Humor auf der gleichen Ebene sind.

Kapitel 3

Das Erste, was mir am Montag auffällt, ist ein leerer Schreibtisch von Enya.

"Sie hat sich für heute krankgemeldet", meint Sarah nur und ergänzt: "Sie sah auch letzte Woche nicht gut aus, wobei ich nicht glaube, dass es eine Erkältung oder so ist."

Ich schaue Sarah schief an und sie erzählt, dass Enya seit Wochen die Vermutung hat, dass ihr Mann sie betrügt, und es hat wohl letzte Woche ein paar ordentliche Streits gegeben, auch am Telefon.

Ich seufze und fange mit der Arbeit an. Ich kenne das, bei mir war es nur andersherum. Meine Exfrau hat sich jemanden Jüngeres gesucht, der ihr angeblich das geben konnte, was ich nicht hatte. Die Trennungszeit war hart und ich bin heute noch dankbar, dass Frauke mir so den Rücken freigehalten hat.

Am Nachmittag kommt Sarah traurig in mein Büro und meint nur: "Enya hat gerade angerufen. Sie würde diese Woche gerne Urlaub nehmen. Ihr Mann zieht gerade aus."

Ich hole mein Handy raus und schreibe ihr eine WhatsApp: "Hallo Enya, es tut mir leid für dich. Aber nimm Dir die Zeit und frage bitte sofort Sarah oder mich, wenn Du Hilfe brauchst. Wir sind beide für dich da."

Ich bekomme nur einen 'Daumen hoch'-Smiley, danach nichts.

Am Mittwoch schreibe ich Enya wieder an, ob sie denn weiterkommt und wenn nicht, ob Sarah oder ich ihr irgendwie helfen können. Sarah und ihr Mann haben einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, der hier sofort unterstützen würde.

Ich erwarte, wie am Montag auch, eine kurze Antwort, stattdessen klingelt das Telefon.

"Hallo Enya", begrüße ich sie, werde aber von einer Schimpftirade am Telefon unterbrochen. Ich merke aber relativ schnell, dass diese nicht mir, sondern vermutlich ihrem Mann gilt. Der Mann hat wohl entschieden, dass die Trennung ausfällt, da seine Neue nicht geneigt ist, ihn bei ihr einziehen zu lassen.

"Kann ich vorbeikommen?", fragt sie nur und ich teile ihr schnell mit, dass das gar kein Problem ist, Sarah ist auch da und sie könne auch die Kinder mitbringen, obwohl das bei uns eher verpönt ist. So modern ist unser Geschäftsführer dann doch nicht.

Eine Stunde später ist Sarah mit den Kindern in die Kantine unterwegs und Enya sitzt heulend vor mir: "Das Schwein hat seit drei Monaten eine andere und heute bin ich wieder wichtig. Gestern hat er mir noch eine runterhauen, weil ich ihm die Kinder nicht mitgeben will."

Ich schaue sie schockiert an: "Bist du ok?"

"Ja, was meinst du denn?", fährt sie mich an und sinkt dann in ihrem Sessel zusammen: "Das wollte ich ..."

Ich stehe schnell auf, gehe zu ihr und nehme sie in den Arm. Dann weint sie lange und erst nach einiger Zeit zieht sie sich zurück, seufzt und nimmt sich ein Taschentuch aus ihrer Handtasche. Dann schnäuzt sie laut und schaut dann verschämt auf mein Hemd, das in Brusthöhe Nass und mit Mascara verschmiert ist.

Ich lächle sie nur an, sage, dass es ok ist, und gehe zum Telefon. Ich rufe meinen Stellvertreter an: "Kannst du heute und morgen meine Termine übernehmen? ... persönlich ... ja, sie ist hier ... sage ich ihr."

Ich drehe mich zu Enya um: "Liebe Grüße von Thorsten. Wenn du Hilfe brauchst ...", ich lächle Sie an. Sie nickt und putzt sich erneut die Nase.

Dann schaut sie mich an: "Was hast du heute und morgen mit mir vor?", fragt sie und guckt schief.

Ich setze mich wieder neben sie und sage dann: "Du trennst dich? Ich habe das durch. Wohnung, Sachen, die Kinder. Da will einiges organisiert werden. Ich kann und will dir helfen, die wichtigsten Dinge zu organisieren, wenn Du magst. Und dass dein Mann dich geschlagen hat? So lange, wie ihr euch nicht wieder vernünftig unterhaltet, werde ich dich nicht alleine zu ihm lassen."

"Das musst du aber nicht ...", ich unterbreche sie: "Doch, das geht gar nicht."

Dann sprechen wir über die nächsten Tage. Sie hat sich ein Hotelzimmer für die drei gemietet. Leisten kann sie es sich eigentlich nicht, aber auf Urlaub hat sie jetzt auch keine Lust.

"Ihr könnt auch bei mir schlafen. Ich habe zwar keine drei Gästezimmer, aber im Haus ist eine Einliegerwohnung, die ich bis zum Sommer noch vermietet hatte. Ich habe die Wohnung renovieren lassen und hatte vor, die erst im April zum neuen Semester wieder zu vermieten. Daher: Willkommen. Sie ist vermutlich nichts auf dauer, aber ihr drei habt genug Platz, bis ihr eine Dauerlösung gefunden habt."

Ich hatte das Haus von meinen Eltern geschenkt bekommen, bevor ich meine Frau geheiratet hatte. Alles darin ist meins und nach der Trennung war ich zu lethargisch, das Haus zu verkaufen. Es hat sieben Zimmer, eine Einliegerwohnung, einen Pool und eine Sauna. Ich nutze alles zu wenig und die Haushälterin kommt zweimal die Woche, um umgenutzte Räume abzustauben.

Enya schaut mich an und schüttelt dann den Kopf: "Das geht doch nicht. Du bist mein Chef und ..."

"Und was?", frage ich: "Die es interessieren könnte, kennen auch deinen aktuellen Status und wissen, dass ich, was Frauengeschichten angeht, auch gebranntes Kind bin. Ich denke nur, dass du, wenn du eine neue Wohnung hast, jeden Cent brauchen wirst, da ist ein Hotel jetzt falscher Stolz. Ich habe den Platz und Du die Ruhe, den Kopf freizubekommen. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind sogar die Schulen deiner Kinder in der Nähe."

Enya zuckt mit den Achseln: "Ich weiß nicht ... aber vielleicht hast du recht. Aber ich will das auch mit den Kindern diskutieren."

Sie tippt etwas in ihr Handy und ein paar Minuten später kommt Sarah mit Astrid und Frank ins Büro. Ich nehme Sarah und wir lassen die drei alleine.

Nach einer Weile öffnet sich die Tür und Enya bittet mich und Sarah hinein.

"Ich ... ich will dein beziehungsweise annehmen, auch wenn mir das alles sehr peinlich ist. Ich würde gerne in deine Einliegerwohnung ziehen, bis ich etwas anderes habe und Sarah, wenn deine Familie mir helfen könnte, die Sachen aus der Wohnung zu holen, wäre das toll."

Gemacht, getan. Ich nehme mir die drei und wir fahren mit meinem Auto in mein Haus. Dort stehen sie erst einmal und staunen.

Das alte Herrenhaus gehört meiner Familie seit Generationen. Meine Urgroßeltern sind Großindustrielle gewesen. Im Dritten Reich haben sie die Firma verkauft und sind in die Schweiz gegangen. Ihre Kinder sind wieder nach München zurück, als der Krieg vorbei war und haben erneut ein größeres Unternehmen aufgebaut. Da ich kein Interesse an einer Weiterführung hatte, haben sie die Firma verkauft, sind in ihre Wahlheimat Italien gezogen und haben mir das Haus übergeben. Sie hatten wohl die Hoffnung, dass wir das Haus mit einer Horde Kinder auffüllen. Nach der Hochzeit haben wir auch fleißig geübt, aber nach drei Jahren haben wir uns untersuchen lassen und festgestellt, dass ich keine Kinder bekommen kann. Irgendein Genfehler. Na super. Das war dann auch irgendwie der Anfang vom Ende. Wir haben künstliche Befruchtung versucht, aber nach zwei Fehlgeburten hatte auch meine Frau keine Lust mehr. Also keine Kinder. Adoption war für sie keine Option.

Nachdem wir in das Haus sind, mache ich mit ihnen eine Führung und vor allem die Kinder sind begeistert. Und als sie den Pool gesehen haben, der sowohl im Sommer frei und im Winter abgedeckt genutzt werden kann, sind sie hin und weg. Nur Enya schweigt die ganze Zeit und ist relativ froh, als ich sie in ihrem eigenen Heim absetze. Die Einliegerwohnung hat einen separaten Eingang, aber es gibt eine Verbindungstür, die auf der Haus-Seite mit einem Knauf versehen ist. So ist ein wenig Privatsphäre gewährleistet.

Ich schlage noch vor, dass wir abends gemeinsam Pizza bestellen können, aber das lehnt Enya ab. Ihr sei das im Augenblick ein wenig viel und sie würde gerne alleine sein heute Abend.

Ich bin nicht wirklich enttäuscht, aber Astrid und Frank sind schon ein wenig mürrisch, als sie in der Wohnung verschwinden. Wir haben uns noch zum Frühstück verabredet, wo wir noch ein paar Dinge besprechen wollen.

Ich nehme mir ein Glas Wein und setze mich erst vor den Fernseher, als dort aber nichts Sinnvolles kommt, greife ich zum Plattenspieler und lasse AC/DC durchs Wohnzimmer schallen.

Am nächsten Morgen, ich habe nicht wirklich gut geschlafen, da mir die Situation von Enya und den Kindern immer wieder durch den Kopf gegangen ist, bereite ich das Frühstück vor und warte auf Familie Sand. Die kommen auch, wie verabredet, um halb neun. Enya hat Frank und Astrid bis Ende der Woche von der Schule abgemeldet und daher frühstücken wir erst einmal in Ruhe gemeinsam. Dann verschwinden die beiden Kinder im Pool, nachdem sie mir versichert haben, dass sie beide schwimmen können und auch keinen Blödsinn machen.

Enya schaut ihren Kindern hinterher und dann mich an: "Dankeschön. Das hier ist deutlich besser als ein Hotel, wobei ich vermutlich die Miete nicht aufbringen kann."

Ich lächle sie an: "Ihr zahlt nichts, außer wir nutzen hier die Küche gemeinsam, dann müsstest du eventuell mit einkaufen. Ich habe keine Ahnung, was Kinder so brauchen."

Sie schaut mich an: "Du hast mir nie erzählt, warum ihr keine Kinder hattet."

Ich werde leicht rot, erzähle dann aber meine Geschichte, vielleicht auch, um sie ein wenig abzulenken. Interessant ist dabei, dass ich kein Problem habe, ihr das zu erzählen, so offen bin ich sonst nicht. Enya weiß eigentlich nur, dass ich seit zwei Jahren geschieden bin und eigentlich kein Interesse an weiteren Beziehungen habe.

Während ich erzähle, sehe ich immer wieder ihr Handy aufleuchten. Sie hat es vermutlich auf stumm gestellt, aber als ich geendet habe, nimmt sie das Gespräch an. Sie ist deutlich angespannt, bleibt aber sachlich und bestimmt, während ich ihren Mann durch die Leitung schreien hören kann. Ich will sie alleine lassen, doch sie bittet mich, bei ihr zu bleiben. Also setze ich mich neben sie und streichle über ihren Arm. Ich halte die Geste für nett und hoffe, dass das nicht zu übergriffig wirkt.

Nach knapp einer halben Stunde legt sie auf und schaut mich betroffen an: "Ich habe zwei Tage zeit, meine Sachen aus der Wohnung zu holen, sonst schmeißt er alles auf die Straße." Ihr Handy leuchtet wieder und sie zeigt mir die WhatsApp. Sie hat Zeit bis übermorgen, 18 Uhr.

Sie erzählt mir, dass er keinen Bock mehr auf Familie hat, und sie und die Kinder werden keinen Cent von ihm bekommen. Dann weint sie wieder lange.

Ich rufe Sarah an, ob sie heute vorbeikommen kann, den Urlaubstag ersetze ich ihr. Ich brauche jemanden für die Kinder. Die Mutter von Enya lebt in Norddeutschland, die kann nicht so schnell kommen.

"Jetzt pass mal auf", sage ich zu ihr, "natürlich bekommt ihr Unterhalt und er kann dich nicht aus der gemeinsamen Wohnung schmeißen. Wenn du magst, rufe ich den Anwalt an, der mich damals bei meiner Trennung beraten hat. Der sorgt auch dafür, dass du weiter an dein Geld kommst. Habt ihr gemeinsame Konten?"

Sie schüttelt den Kopf: "Wir haben ein gemeinsames Konto für Daueraufträge und monatliche Kosten. Er wollte es damals so."

"Das ist doch einmal eine gute Nachricht", sage ich und wiederhole meine Frage nach dem Anwalt.

"Ich kann mir den doch nicht leisten", meint Enya und ich widerspreche direkt: "Der wird je nach Streitwert bezahlt. Die Wohnung habt ihr damals gekauft und selbst wenn dein Mann die Kosten getragen habt, gehört sie euch gemeinsam, außer ihr habt einen Ehevertrag." Ich schaue sie fragend an, aber sie schüttelt den Kopf.

"Da wird genug Geld für dich abspringen", sage ich lächelnd, und da ich weiß, dass er bei einer Bank ein gutes Einkommen hat, ergänze ich noch: "Und er muss auch ordentlich und schnell für die Kinder zahlen. Nur dafür musst du jemanden haben, der sich auskennt. Wenn es eng wird, helfe ich dir notfalls auch aus. Du kannst mir das Geld ja dann irgendwann zurückzahlen."

Enya hat schon wieder Tränen in den Augen, nickt aber nur.

Zwei Stunden später ist Sarah da. Sie hat ihr Kind abgeholt und verschwindet mit den Kindern in der Wohnung, während Enya lange mit dem Anwalt telefoniert. Der hatte tatsächlich sofort zeit und erzählt ihr, was sie jetzt machen muss. Er würde dann morgen Vormittag vorbeikommen und ein paar Unterschriften abholen, aber er kümmert sich jetzt erst einmal um die notwendigen Anträge und eine einstweilige Verfügung gegen ihren Mann, dass er ihre Sachen in Ruhe lässt. Er lässt sich auch die Handynummer geben und bittet sie, nicht mehr mit ihrem Mann zu sprechen. Sie soll ihm nur mitteilen, dass alle Kommunikation nur noch über ihn läuft. Das gelte auch für die Kinder. Er kennt da einen Richter, der das auch sofort unterschreiben würde.

Um elf sitzt eine sichtlich erschöpfte Enya neben mir und schaut mich an: "Danke, Frank, dass du mir hier hilfst. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich alles hätte machen müssen."

Am Nachmittag ruft der Anwalt an und sagt, dass ihr Mann gerne mit ihr sprechen würde. Er würde den Termin in seiner Kanzlei durchführen, ob denn morgen um 10 Uhr ok wäre. Als Enya sagt, dass sie Angst vor der Konfrontation hat, beruhigt er sie: "Wir sorgen hier für ihre Sicherheit und die ihrer Kinder. Wir sind da auch entsprechend vorbereitet. Ich gehe aber nicht davon aus, dass ihr Mann etwas Böses vorhat. Er klang eher genervt und frustriert."

Am Nachmittag schauen wir uns Wohnungsannoncen an. Enya schiebt irgendwann genervt den Laptop von sich: "Zu teuer oder zu klein. Das ist doch scheiße."

Ich schaue sie an: "Ja, aber mach dir keinen Druck. Hier ist genug Platz, wir können sogar deine Möbel erst einmal in der Garage unterbringen, bis du etwas hast."

Sie schaut mich an: "Ist die denn so groß?"

Wir gehen nach unten und ich zeige ihr die Garage. Mein Auto, was ich regelmäßig fahre, steht meist draußen, daher waren wir gestern noch nicht hier. Mein Vater war ein Autonarr, daher hat er den Keller umbauen lassen und hier passen insgesamt acht Autos hin. Ich habe noch einen Golf, den ich für Einkäufe und so benötige, ansonsten habe ich ein Fahrrad.

"Hier ist ja fast mehr Platz als in unserer Wohnung", staunt sie und schaut mich wieder schief an: "Und das alles und die Kinder sind kein Problem für dich?"

Ich schüttle den Kopf und lächle.

Kapitel 4

Der Termin am nächsten Tag findet gar nicht erst statt. Enyas Mann hat auf dem Weg zum Anwalt einen Unfall. Nur Blechschaden, aber einen Promillegehalt von 1,9 fand die dazu gerufene Polizei Grund genug, ihn erst einmal nicht mehr Auto fahren zu lassen.

Enya erzählt mir am Nachmittag, dass er schon seit längerem viel Alkohol trinkt, aber dass er bereits vormittags so betrunken ist, das ist ihr neu.

Also unterschreibt sie beim Anwalt nur verschiedene Formulare und Astrid muss eine Erklärung abgeben, dass sie erst einmal bei ihrer Mutter bleiben möchte, da sie bereits alt genug ist, das selbst entscheiden zu können.

Am Nachmittag kommt Joshua, der Mann von Sarah mit seinem Bruder vorbei und sie diskutieren, wann Enya denn ihre Sachen abholen möchte. Sie würden auch mit genug Leuten kommen, dass das ganze schnell und sicher abläuft.

Ich schüttle nur den Kopf, dass man sich Heutzugange um die Sicherheit bei einem Umzug Gedanken machen muss. Dann kaufe ich Enya und Astrid eine Prepaid-Karte. Sie werden ständig von ihrem Mann respektive Vater angerufen, auch mit verschiedenen Nummern. Daher die neuen Karten. Ihren Freundinnen hat Astrid die Nummer auch schnell übergeben, auch Enya ist am Nachmittag heftig am Kommunizieren. Gegen Abend klingelt es dann und die Mutter von Enya steht in der Tür. Der Kommentar: "Da hast du Dich aber verbessert", kommt jetzt nicht so gut an, aber ansonsten ist die Stimmung deutlich besser als am Morgen. Wir bestellen dann auch tatsächlich Pizza. Die Kinder sind gut drauf, Enya spricht viel mit ihrer Mutter, lächelt aber auch ein- oder zweimal, als die Kinder auflachen.

Am Freitag geht es diesmal früher los. Die Kinder müssen wieder in die Schule und auch ich muss wieder etwas tun. Enya kann meinen Golf nutzen, den ich im Winter fahre. Ich habe ihn vor ein paar Jahren von meinen Eltern übernommen. Er ist zwar nicht das modernste Auto, aber sie kann damit die Kinder zumindest diese und nächste Woche zur Schule bringen und auch abholen. Keiner weiß, wie sich ihr Mann verhalten wird.

Auch Karin, die Mutter von Enya, will sie begleiten. Sie würden sich melden, wenn sie Unterstützung benötigen.

Als ich ins Büro fahre, werde ich von Astrid und Frank gedrückt, was eine erstaunte Enya und einen völlig perplexen Single zurücklässt.

Im Büro muss ich Sarah alles genau erzählen, was am Vortag passiert ist. Sie erzählt dann so nebenbei, dass ihr Mann - er betreibt mit seinem Bruder eine Sicherheitsfirma - an den Schulen der Kinder jeweils einen Mann postiert hat. Ihr Mann hätte bei dem Verhalten des Ehemannes von Enya ein schlechtes Gefühl. Durch die einstweiligen Verfügungen, die der Anwalt aus dem Hut gezaubert hat, kann er die Kinder zwar nicht von der Schule holen, aber vor der Schule wird es dann im Zweifelsfall brenzlich.

"Na super", gebe ich nur zu Protokoll und rufe meinen Stellvertreter an, damit ich die anderthalb Tage aufarbeiten kann.

Am Nachmittag mache ich überpünktlich Feierabend und treffe als Erstes auf Karin, die Mutter: "Michael war heute an der Schule von Frank, hat aber nichts unternommen, da ein Typ mit einem Stiernacken aufgetaucht ist und neben uns gewartet hat, bis Frank ins Auto gestiegen ist."

Ich erzähle von der Aktion des Mannes von Sarah und Karin meint, ich solle mich doch bitte im Namen Enyas und ihr bedanken. Ich nicke nur und frage, ob ich sonst irgendwie helfen soll, ich würde mich auch ums Abendessen kümmern.

"Nix da, mein Junge", werde ich mütterlich belehrt, "das machen wir, solange wir hier wohnen. Ich habe ja den ganzen Tag zeit und Enya ist auch da."

"Wo sind die drei eigentlich?", frage ich und schaue in Richtung des Wohnraums. Die drei haben zwar ihre eigene Wohnung, aber die letzten zwei Tage waren sie ja auch eher hier, was ich interessanterweise überhaupt nicht gestört hat.

"Die Kinder machen Hausaufgaben und holen Stoff nach. Enya ist schwimmen oder in der Sauna."

Na toll, denke ich, dann will ich mal nicht stören. Eigentlich nutze ich auch die Sauna, vor allem im Herbst und Winter für ein wenig Entspannung nach der Arbeit. Aber ich kann ja jetzt nicht einfach da reinplatzen. Also setze ich mich ins Wohnzimmer und lausche Pink Floyd.

Am Samstag werde ich von einem Heulen geweckt. Mit: "Scheiße, der Feuermelder", springe ich auf und renne in Shorts in Richtung Küche. Dort steht Karin und blickt mich erschrocken an. Der Raum ist voller Rauch und es riecht nach verschmortem Plastik. Der Dunstabzug arbeitet mit Hochtouren. Da das Geräusch unterirdisch laut ist, steige ich auf die Anrichte und stoppe das Heulen.

"Was ist los?", höre ich aus der Tür, in der Enya erscheint. Sie bleibt erschrocken stehen und schaut mich an.

Das mit der Shorts war eine gute Idee, aber ich hätte sie vielleicht richten sollen. Da Enya von unten direkt in meine Hose sehen kann. Ich werde knallrot und richte schnell meine Hose, bevor ich wieder nach unten steige. Karin schaut erst zu Enya, dann folgt sie ihrem Blick und ich bekomme noch mehr Farbe, während ich von der Anrichte klettere. Karin bekommt einen Lachanfall, während Enya und ich uns beschämt anschauen.

Dann wendet Enya sich meiner Mutter zu: "Was ist passiert?"

Karin hört auf zu lachen und räuspert sich: "Mir ist die Verpackung der Aufbackbrötchen auf den Gasherd gefallen. Das brannte schnell und heftig. Es tut mir leid, Herr Behrends."

Ich zucke mit den Schultern: "Ist mir auch schon passiert. Ich gehe jetzt besser Brötchen holen, die dort", ich zeige auf den Herd, "würde ich nicht mit Genuss essen wollen. Ansonsten bitte Frank."

"Ich mache hier schnell sauber", meint Karin und geht in Richtung Spüle, während ich mich umdrehe.

Beim Rausgehen höre ich: "Ich würde mir aber mehr anziehen", von Enya und muss auflachen. Die beiden bekommen sich gar nicht mehr ein.

Beim Frühstück frage ich, ob die Sands noch genug Klamotten haben. Da der Termin beim Anwalt ausgefallen ist und erst am Montag nachgeholt wird, bittet er darum, die Wohnung nicht zu betreten, da er nicht weiß, ob der Mann von Enya ihr daraus einen 'Strick' drehen möchte. Außerdem möchte er auch sicherstellen, dass ihr Mann nüchtern ist.

"Na ja, wir können ja hier waschen, aber eigentlich haben wir nur Wäsche für ein paar Tage eingepackt."

"Braucht ihr noch Schulsachen?", fragt Enya ihre Kinder, doch Frank und Astrid sagen, dass sie alles dabei haben.

"Nochmal", fange ich jetzt an: "Braucht ihr noch irgendetwas? Wir müssen sowieso einkaufen. Dann gehen wir ins Einkaufszentrum und holen noch ein paar Sachen dazu."

Karin schüttelt den Kopf, aber Enya nickt und wird etwas rot: "Ich brauche ein paar Kosmetikartikel."

Ein paar Stunden später sitzen wir in einem Einkaufszentrum und genießen Döner und Pizza.

Enya schaut auf unsere Essen und meint so: "Pizza, Döner, zweimal warm am Tag. Kinders, das muss besser werden. Sonst gehen wir auf wie ein Germknödel."

Ich muss lachen: "Ich mache das seit Jahren und bin auch noch nicht gestorben."

"Sieht man", höre ich nur und muss schlucken. Enya wird knallrot und murmelt eine Entschuldigung. Aber sie hat recht. Früher habe ich viel Sport gemacht, heute gibts Pizza. Das sind in zweieinhalb Jahren mal eben 15 Kilo mehr auf der Uhr. Enya ist sicherlich auch kein Model, aber bei ihr ist es eher eine weibliche Figur mit ein wenig Schwungmasse. Ich dagegen bin froh, wenn ich meine Anzugjacken noch schließen kann.

Von Karin höre ich nur ein "Kind, also!" Und die Kinder selbst lachen sich kaputt.

Ich selbst schmunzle etwas und sage dann: "Du hast ja recht, aber lecker ist es trotzdem. Ich gelobe Besserung."

Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage. Super. Das ist mir so rausgerutscht. Ich weiß nicht einmal, warum ich mich vor Enya rechtfertige, aber irgendwie hat sie einen Nerv getroffen, der schon lange nicht mehr angeklungen ist bei mir: Eitelkeit. Na toll. Ich kenne Enya jetzt seit ein paar Monaten und sie packt mich an den Eiern. Ich bin nicht einmal wirklich gekränkt, aber sauer. Nicht auf sie, sondern auf mich. Na toll.

Als ich zu Enya schaue, stelle ich fest, dass meine Gefühle wohl gerade wie ein Buch in meinem Gesicht ablesbar waren. Sie bekommt feuchte Augen und will aufstehen, aber ich lege meine Hand auf ihren Arm. Dann flüstere ich ihn ihr Ohr: "Es ist alles ok. Ich bin auf mich sauer, nicht auf dich. Vielleicht ein wenig ehrlich, aber wenigstens ehrlich. Mehr kann ich nicht erwarten."

Dann seufze ich und schiebe meinen Teller nach vorne. Frank schaut mich schief an: "Magst du nicht mehr?"

"Frank!", kommt es streng von Enya, aber der Teller steht schon vor ihrem Sohn, der einen deutlich schnelleren Stoffwechsel hat als ich. Oder vielleicht gerade eine Wachstumsphase. Oder beides. Ich jedenfalls wäre nach zwei Dönern geplatzt.

Karin zumindest lacht auf, da ich beim strengen Ausbruch von Enya auch zusammengezuckt bin. Ist halt doof, wenn man den gleichen Vornamen hat.

Die Frauen sind anschließend noch in einer Drogerie und ein oder zwei Frauenläden unterwegs. Frank und ich dagegen ziehen durch Mediamarkt und einen Sportartikelladen.

"Frank?", fragt er mich auf einmal. Wir stehen gerade vor einer Auslage von Computerspielen. Er hat zwischendurch erzählt, dass er und Astrid zusammengelegt haben und auch ihre Oma einen Teil dazugegeben hat, damit sie sich ein vernünftiges Laptop kaufen konnten. Ihr Vater fand die Ausgabe überflüssig, der Alte - bereits sieben Jahre alt - tuts ja noch. Auf jeden Fall kann der Laptop auch das eine oder andere Spiel abspielen, sofern es keine Supergrafik erfordert.

Ich schaue ihn an: "Ja?"

"Warum bist du so cool und mein Vater immer so streng?"

Ich schlucke. Ich weiß nicht, was die drei mit ihrem Mann respektive Vater in den letzten Jahren alles so erlebt haben, aber einfach war es vermutlich nicht. Da ich nicht - ohne vorher mit Enya darüber gesprochen zu haben - Salz in irgendwelche Wunden streuen möchte, halte ich mich etwas zurück und antworte: "Na ja, ich bin halt nicht euer Vater. Sie mich wie ein Onkel, ich mache allerlei Schabernack und muss auch keine Verantwortung übernehmen."

Er muss grinsen: "Auf jeden Fall bist du lustig. Ich hoffe, dass wir noch lange bei dir wohnen dürfen."

Ich grinse zurück: "An mir soll es nicht liegen."

Dann schaue ich ihn ernst an: "Warum hast du eigentlich kein Handy?"

"Papa meint, das brauche ich nicht. Astrid hat ihrs von Oma geschenkt bekommen, letztes Jahr. Ich ...", er schaut mich traurig an, "... habe mir eins zu Weihnachten gewünscht. Aber das fällt dieses Jahr wohl aus."

Er fängt an, leise zu weinen, und ich beuge mich zu ihm runter. Dann nehme ich ihn in den Arm und rede leise auf ihn ein. Vielleicht wird es ein anderes Weihnachten, aber ausfallen, das wird bestimmt nicht passieren.

Er weint lange und erzählt auch, dass es so schlimm ist, dass seine Mama immer so viel weint, wenn sie denkt, dass Astrid und er es nicht merken.

Ich halte ich noch eine Weile, werde dann aber aus meinen Gedanken gerissen: "Alles ok mit ihrem Sohn?"

Ich drehe mich um und sehe eine Verkäuferin neben uns stehen. Frank schaut schniefend auf und er nickt mit dem Kopf. Dass ich nicht sein Vater bin, verschweigt er ihr.

Kapitel 5

Am Abend sitzen wir zuhause zusammen und essen gemeinsam Brot und Gemüse. Ich hätte mir heute vermutlich noch eine Pizza reingezogen. Was bin ich bequem geworden.

Frank schaut seine Mutter an: "Können wir morgen etwas unternehmen? Ich würde gerne in den Zoo oder so."

Enya schaut ihren Sohn verwirrt an. Ich vermute einmal, dass eine solche Frage von ihm ungewöhnlich ist.

Astrid haut in die gleiche Kerbe: "Oh ja, da waren wir schon lange nicht mehr. Das letzte Mal war ich dort mit der Schule und das war bestimmt vor fünf Jahren."

Enya zuckt mit den Schultern. Auch sie kann Ablenkung vermutlich gut gebrauchen, denkt aber gleichzeitig auch an die vermutlich in den nächsten Monaten knappen Finanzmittel. Doch hier springt Karin ein: "Super Idee. Ich war in München noch nie im Zoo. Wir gehen da morgen hin."

Ich freue mich schon auf einen entspannten Tag nur für mich, als ich von Frank höre: "Kommt Frank mit?"

Ich schaue ihn perplex an und bevor ich etwas sagen kann, kommt mir Enya zuvor: "Ich glaube, dass wir Frank schon ordentlich auf den Keks gehen. Ich glaube nicht, dass er mitkommt."

Ich schaue jetzt zu Enya: "Ihr geht mir nicht auf den Keks. Es ist schön, dass ihr hier seid. Und daher komme ich auch gerne mit in den Zoo, wenn es auch für Dich ok ist." Ich lächle sie an. Das Spiel kann ich auch.

Enya seufzt: "Klar kannst du mitkommen."

Nachdem die Küche Klarschiff ist, gehen die Sands nach unten und Karin folgt ihnen. Ich gehe in mein Wohnzimmer, nehme mir einen Wein und schaue in den Garten.

Die letzten Tage waren auch für mich anstrengend. Das Haus ist auf einmal voller Leute, auch wenn sie versuchen, mir etwas aus dem Weg zu gehen, aber andererseits hat Enya mit einer - bis jetzt - schmutzigen Trennung zu kämpfen. Und wenn es ihnen hilft, dass ich ein wenig Normalität mit einbringe, dann ist das für mich ok.

Es klopft am Türrahmen und ich lasse vor Schreck fast mein Weinglas fallen.

"Darf ich dich noch einmal stören?", fragt Enya vorsichtig.

Ich winke sie zu mir: "Wein?"

Sie lächelt und nickt: "Danke, gerne."

Nachdem ich ihr das Glas gereicht habe, schauen wir eine Weile schweigend in den vom Wohnzimmer heraus angeleuchteten Garten, bis Enya die Ruhe unterbricht: "Ich habe überhaupt noch nicht Danke gesagt. Was du in den letzten Tagen alles für uns getan hast und das du uns und besonders auch mir so unter die Arme greifst. Ich will das verstehen. So viel Wärme habe ich seit ... seit langem nicht mehr gehabt."

Ich sehe, dass ihr wieder die Tränen laufen. Ich möchte nicht wissen, wie lange sie diese Fassade vor mir, den Kindern, vor allen, aufrecht gehalten hat. Jetzt, wo der Schlussstrich gezogen ist, fällt das alles von ihr ab. Ich stehe auf und hole eine Taschentuchbox aus dem Arbeitszimmer.

"Danke", seufzt sie und sagt dann leise: "Und jetzt heule ich schon wieder ... und meine Klappe kann ich auch nicht halten."

Sie weint wieder und ich knie mich vor sie: "Hör mal Enya", fange ich an und nehme eine ihrer Hände in meine: "Es ist völlig ok, sich einmal fallen zu lassen. Du warst so lange so stark. Hast eine Fassade aufgebaut, vor uns, vor den Kindern, vermutlich auch vor deiner Mutter. Die ist jetzt nicht mehr notwendig. Deine Kinder stehen zu dir, die bist hier erst einmal sicher und kannst in Ruhe nach vorne schauen. Und wenn ich dir irgendwie dabei helfen kann oder du einfach nur eine Schulter zum Ausheulen brauchst, dann sag es mir bitte. Ich bin ein Mann, Subtext funktioniert da nicht immer."

Sie schnieft und lacht dann auf: "Du bist echt ein toller Kerl, habe ich dir das schon einmal gesagt?"

"Nein, aber das kannst du ruhig öfters machen. Aber auch ich kann ein guter Freund sein, wenn du und auch die Kinder mögen. Ihr seid alle total nett und es ist schön, euch hier zu haben. Es tut auch mir", dann grinse ich, "und vermutlich meiner Figur gut."

"Du bist doof", grummelt sie, lächelt aber dabei: "Das wirst du mir vermutlich noch lange vorhalten, dass ich dich Dick genannt habe, oder?"

Ich lache auf: "Jeden Tag, meine Liebe, jeden Tag."

Jetzt lacht sie auch auf. Nicht lange, aber ich habe doch das Gefühl, dass sich ihre Anspannung ein wenig löst.

Am Sonntag verbringen wir einen tollen Tag im Zoo. Das Wetter ist super und auch Enya lächelt das eine oder andere Mal. Nur ich bin zwischendurch immer etwas durch den Wind. Wenn Enya ihren Sohn ruft, dann reagiere ich natürlich auch immer sofort. Als sie mittags, wir essen Pommes an einem Kiosk, Frank zurechtweist, dass er doch bitte ordentlich essen soll, setze ich mich unbewusst gerader hin.

Das Lachen von Enya und Karin ist vermutlich über das gesamte Zoogelände zu hören.

Kapitel 6

Am Montag will Karin sich um die Kinder und die Schule kümmern. Daher fahren wir beide zusammen ins Büro. Der erste Kommentar von Sarah, als wir ins Büro kommen, ist: "Hallo ihr zwei. Gut sehr ihr aus."

Wir werden beide etwas rot und ich gehe schnell weiter in mein Büro und die beiden gehen Kaffee holen. Den Rest des Vormittags sind die beiden eher mit Quatschen und lachen denn mit arbeiten beschäftigt. Wenns denn hilft, denke ich bei mir.

Am Nachmittag ruft der Anwalt an und bittet um einen neuen Termin morgen direkt um neun Uhr mit dem Mann von Enya. Sie schaut mich fragend an und ich bestätige sofort: "Soll ich mitkommen?", frage ich sie und sie überlegt kurz: "Das wäre nett."

Ich muss nur einen Termin für morgen früh absagen, daher bestätige ich den Termin.

Die Kinder wurden heute von ihrer Oma abgeholt und Sarah schickt uns eine WhatsApp, dass diesmal kein Vater an der Schule war.

Dienstag morgen: Ich sitze im Büro von meinem Anwalt und warte, dass das Gespräch beendet wird.

Plötzlich höre ich Türen schlagen und Schreie auf dem Flur. Ich gehe nach draußen und sehe einen Mann, vermutlich den Ex-Mann von Enya, der ein Bild von der Wand reißt und gegen einen der Sicherheitsleute, die der Anwalt heute im Haus hat, wirft. Die beiden haben allerdings kein Problem, den Mann festzuhalten. Sie schieben ihn in ein leeres Büro und stellen sich mit ihm hinein. Die Empfangsdame hat bereits den Hörer in der Hand und ruft vermutlich die Polizei.

Ich gehe mit schnellen Schritten in den Besprechungsraum, aus dem der Mann gekommen ist und sehe eine vor Wut tobende Enya auf einem der Stühle sitzen: "So ein Arsch ... den werde ich ungespitzt ...", wettert sie, bis sie mich sieht. Sie springt auf und wirft sich in meine Arme.

"Ich will hier weg", sagt sie, immer noch wütend. Ich schaue den Anwalt an: "Kein Problem. Das Gespräch wurde mit Zustimmung aller aufgezeichnet. Ich vermute einmal, dass sie die nächsten zwei Tage alles ausräumen sollten. Ich wäre gerne dabei. Den Rest regelt dann die Polizei. So etwas hatten wir hier auch noch nicht."

Er zeigt auf wild herumliegende Blätter und einen der schweren Stühle, der in einer Ecke liegt.

Ich wähle die Nummer von Sarah und frage, ob die Kollegen ihres Mannes heute und morgen die Sachen aus der Wohnung räumen können. Es wird wohl nicht friedlich ablaufen, der Anwalt oder einer seiner Mitarbeiter würde dabei alles filmen.

Das Ganze erinnert mich an meine Trennung. Wir haben uns damals auch bis aufs Messer gestritten. Ein Cousin meiner Frau hatte sogar versucht, mein Auto zu schrott zu fahren, ist dabei aber in ein anderes Auto gekracht. Auch der Auszug war spektakulär. Sie hat sich sogar die Wange aufgeschlagen, um eine Tätlichkeit meinerseits vorzutäuschen. Doof war, dass die Aktion auf der Kamera des Anwalts zu sehen war.

Ich schaue Enya an, die sich etwas beruhigt hat. Sie blickt zurück: "Entschuldige, aber ich war gerade so wütend. Ich wollte dir nicht zu nahe ..." Ich drehe mich zu ihr und nehme sie in den Arm: "Alles gut. Ich habe kein Problem damit."

Dann stehe ich auf und nehme sie an der Hand. Wir verlassen die Kanzlei und verabreden uns für 14 Uhr vor der ehemaligen Wohnung von Enya. Den Termin habe ich gerade von Sarah mitgeteilt bekommen. Ich telefoniere wieder mit meinem Stellvertreter. Er hat vollstes Verständnis, besteht aber auf einer Kompensation in Form eines ordentlichen Essens, wo er die gesamte Geschichte erzählt bekommt. Da ich morgen auch einen Termin mit unserem Geschäftsführer habe, rufe ich ihn an, als wir zuhause ankommen.

"Und was willst du jetzt machen?", fragt er, nachdem ich die Geschichte von Enya erzählt habe. "Ich werde morgen beim Umzug zu mir mithelfen, dann suchen wir etwas Neues für die Familie und ich unterstütze sie ein wenig mit den Kosten, bis auch ihr Mann zahlt. Das ist eine üble Sache."

Er unterhält sich noch eine Weile mit mir über das Thema und gibt mir die Rückdeckung. Ein Familienunternehmen hat halt seine Vorteile. Er gibt mir noch mit, dass ich auch die Urlaubsregelung von Enya sehr flexibel auslegen soll.

Um 14 Uhr stehen der Mann von Sarah und ein paar seiner Kollegen - alles vermutlich Leute aus dem Bereich Security beziehungsweise Türsteher - vor dem Haus. Es sind auch ein paar Frauen dabei. Sarah meinte dazu, dass sie beim Packen helfen. Enya oder Astrid wäre es vermutlich nicht recht, wenn ein fremder Mann ihre Wäsche packt.

Gleichzeitig kommt ein Polizeifahrzeug an und zwei Polizisten kommen mit dem Mann von Enya an. Er sieht etwas entspannter aus, vermutlich hat das Auftauchen der Polizei ihn etwas beruhigt.

Zusammen mit dem Anwalt, der das Ganze per Kamera filmt, gehen Enya, ihr Mann und zwei der Frauen durch die Wohnung und markieren die Sachen, die mitkönnen. Die Polizei bleibt auch dabei, daher ist das, bis auf einen der Schreibtische, diskussionslos. Hier gibt Enya nach Rücksprache mit dem Anwalt nach, er protokolliert aber, dass Michael Sand die entsprechende Rechnung nachreicht.

Danach geht es Ruck Zuck. Die Damen packen mit Enya die Kartons, die Packer zerlegen die Möbel und tragen alles in den LKW. Nach knapp vier Stunden ist alles vorbei und Enya sitzt schweigend neben mir im Auto. Ich habe die Helfer für Freitag eingeladen, ich plane zu grillen und ein Fässchen Bier auf den Markt zu schmeißen.

Den Rest der Woche helfen Karin und ich Enya und den Kindern beim Auspacken, einziehen und auch ankommen. Die drei sind ziemlich durch den Wind und Karin erzählt mir, dass Enya viel weint. Trotzdem ist sie am Donnerstag und Freitag wieder arbeiten und Karin kümmert sich um die Kinder.

Freitag Abend sehe ich sie das erste Mal wieder richtig lächeln. Ich habe zwei Grills von Nachbarn geliehen und ein Caterer hat Salate und Brote gebracht. Dazu einige Pfund Rindersteaks, Würstchen und Hühnerflügel.

Später stehen Enya und ich im Garten und schauen dem Treiben zu. Dann schaut sie mich nervös an: "Wie soll ich das wieder gutmachen? Du erwartest doch nicht ..."

Ich schaue sie erschrocken an und blicke in ein knallrotes Gesicht: "Ich wollte nicht sagen", fängt sie an, doch ich unterbreche sie: "Doch, du wolltest. Zu deiner Info: Das ist etwas, was ich nie machen werde. Ich wollte einfach nur helfen und nicht in eine Ecke gesteckt werden."

Ich lasse sie stehen und Karin kommt mir entgegen, da sie ihre Tochter weinen sieht: "Was ist los?", fragt sie und ich antworte, nur mühsam meine Wut unterdrückend: "Nichts."

Den Rest des Abends kümmere ich mich um Grill, Musik und Getränke, bringe irgendwann auch Frank ins Bett, da er auf einem Stuhl eingeschlafen bin, gehe aber Enya konsequent aus dem Weg. Alleine die Annahme, ich könnte so etwas fordern, hat mir weggetan. Ich weiß auch, dass sie im Augenblick durch den Wind ist, aber das war unterirdisch.

Irgendwann kommt Karin an und bittet mich, doch noch einmal mit Enya zu sprechen: "Werde ich sicher tun, ich kann auch irgendwie verstehen, dass sie Angst hat, aber das war hart. Heute kann ich das nicht, aber sie soll sich bitte keine Gedanken über irgendwelche Konsequenzen machen, oder dass ich sie vor die Tür setze. So ein Mensch bin ich nicht. Das kannst du ihr sagen."

Gegen Mitternacht sind alle verschwunden und ich räume noch ein wenig auf, damit der Samstag nicht nur vom Aufräumen dominiert wird. Der Mann von Sarah hat außerdem versprochen, dass er oder einer der Kollegen vorbeikommt, um den Müll zu beseitigen und die Grills zu reinigen.

Ich stehe gerade mit einer leeren Kiste Bier und will ins Haus, da stellt sich mir Enya in den Weg: "Ich würde gerne jetzt mit dir reden. Sonst werde ich wahnsinnig."

Ich nehme mir eine Flasche Rotwein, die angefangen auf dem Tisch steht, mit ins Haus und gehe in Richtung Wohnzimmer. Dann hole ich zwei Gläser aus dem Schrank und schenke uns ein. Sie setzt sich auf einen Sessel und zieht ihre Beine unter sich.

Ich setze mich ihr gegenüber und schaue sie an: "Warum? Das hat mich hart getroffen."

Sie schweigt und versucht, ihre Tränen zurückzuhalten, seufzt dann und erzählt, dass sie bis jetzt nicht wirklich Glück mit Männern gehabt hat und irgendwie alle immer nur Forderungen an sie gestellt hat. Dass das mit Michael so ausgegangen ist, liegt auch ein wenig daran, dass er vorher sehr dominant war. Sie hatte Angst und auch erwartet, dass ich vermutlich genauso sein würde.

"Ich habe daher versucht, irgendwie die Fronten zu klären, und bin jämmerlich gescheitert." Wieder laufen die Tränen und ich stehe auf, um Taschentücher zu organisieren.

Dann setze ich mich wieder und schaue sie lange an. Sie blickt nach draußen, in Erwartung eines vermutlich harten Urteils.

"Also", sage ich dann und mache eine Pause: "Du bist eine so intelligente, schöne Frau und Mutter und musst dich bestimmt nicht hinter Angst und Erwartungen verstecken. Ich habe verstanden, warum du die Frage gestellt hast, und ich kann dir versichern, dass ich so etwas niemals von dir fordern würde. Ich würde vorschlagen, wir vergessen das Ganze und genießen die freien Tage. Ich werde das Thema nicht mehr ansprechen. Ich würde mir wünschen, es wäre nicht passiert, aber das ist jetzt so."

Enya schaut mich mit einem schüchternen Lächeln an und sagt leise: "Danke. Ich sagte es, glaube ich schon einmal: Du bist ein toller Chef und Mann, weißt du das?"

Ich lächle sie an: "Das darfst du häufiger zu mir sagen."

Am Samstag räumen wir gemeinsam die Reste des Abends auf und am Sonntag geht die Familie mit ihrer Mutter in einen Park, die letzten schönen Tage genießen, wohl auch, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich arbeite ein paar Sachen nach und genieße die Ruhe. Als die vier am Nachmittag wiederkommen, freue ich mich aber auch über die Rückkehr.

Kapitel 7

Zwischenzeitlich sind zwei Wochen vergangen und Familie Sand hat sich häuslich eingerichtet. Enya und ich fahren gemeinsam zur Arbeit, Astrid und Frank nehmen zwischenzeitlich den Bus zur Schule. Der Vater und Exmann hat sich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet. Auch er hat sich einen Anwalt genommen und die beiden Anwälte diskutieren jetzt die weiteren notwendigen Modalitäten aus. Scheidung ist noch kein Thema, da das Trennungsjahr noch nicht rum ist.

Es klopft an meiner Tür und ich sage "Herein." Frank steht in der Tür und kommt dann auf mich zu. Ich arbeite jetzt nachmittags auch von zuhause, damit Enya mit dem Wagen mitkommen kann. Den Golf könnte sie zwar auch nehmen, aber sie sagt, dass ihr das so lieber wäre. Okay.

"Was kann ich für dich tun?", frage ich Frank und er hebt ein Buch: "Physik - Sekundarstufe I." Na super.

"Astrid hatte keinen Physikunterricht und Mama hat da auch keine Ahnung. Vielleicht kannst du mir beim Ohmschen Gesetz helfen?"

Ich schaue auf das Buch. Er hat bereits eine Seite aufgeschlagen. Ich lese eine Weile und denke an mein bereits lang hinter mir liegendes Studium zurück. Dann sehe ich ihn an: "Ich kann dir das bestimmt erklären, aber findest du dazu nicht etwas im Internet?"

Frank zuckt mit den Schultern: "Wir haben nur ein altes Laptop und das benutzt Astrid gerade für ihren Aufsatz, den sie schreiben muss."

"Warte mal eben", sage ich zu Frank, stehe auf und hole aus einem Schrank zwei Kartons. Darin sind Laptops, die wir in der Firma immer wieder für Tests nutzen. Diese hier haben wir ausgemustert und ich habe sie aus dem Bestand rausgekauft. Eigentlich für meine Eltern, aber hier werden sie jetzt wohl dringender benötigt.

Frank schaut mich mit großen Augen an: "Für uns?"

"Klar", lächle ich ihn an: "Ich brauche sie nicht und ihr drei habt nur den alten Kasten. Ich habe aber nur zwei, die müsst ihr euch dann teilen."

Frank hat sogar ein wenig feuchte Augen, als er mit den Laptops und dem Buch aus dem Zimmer rennt.

Jetzt warte ich auf Enya.

Und richtig. Nach ein paar Minuten kommt Enya mit Frank und den zwei Laptops in mein Büro: "Das ist nicht dein Ernst, oder?"

Ich lächle: "Doch, die Geräte haben wir ausgemustert, aber nicht, weil sie alt sind. Der Hersteller hat neue Geräte zum Test bereitgestellt und ich habe diese gekauft. Wir machen das einmal im Jahr, leider warst du bei der letzten Aktion noch nicht an Bord."

"Aber ich kann mir das nicht leisten."

"Aber ich und die sind für euch. Ich habe auch nicht wirklich viel Geld dafür ausgegeben. Und wenn du echt ein Problem damit hast, dann setzen wir gerne einen Vertrag dazu auf, von mir aus mit einem Euro im Monat. Aber deine Kinder und Du brauchen ein Gerät, mit dem Hausaufgaben und andere Dinge möglich sind. Ansonsten reicht mir ein Dankeschön." Ich schaue dabei Frank an, der sofort rot anläuft.

"Du hast dich nicht bedankt?", fragt Enya streng.

"Ich habe es vergessen. Ich war so aufgeregt", sagt Frank betrübt. Dann schaut er mich an: "Dankeschön, Frank."

Ich lächle: "Gerne geschehen."

Enya scheint immer noch nicht glücklich, will aber ihrem Sohn die Freude nicht nehmen. Daher bedankt sie sich auch und fragt dann, ob wir heute Abend einmal reden können.

"Noch einmal Danke, aber ich wäre echt froh, wenn du das vorher mit mir diskutieren würdest. Ich hätte vermutlich auch nicht Nein gesagt, aber wohl erstmal nur ein Gerät genommen."

Sie lächelt mich dabei an und nimmt dann einen Schluck von dem Wein, den ich ihr eingegossen habe.

"Ach ja", sagt sie dann: "Ich setze es auf die Liste der guten Taten und Dinge, die du uns hast zukommen lassen."

Deutlich leiser ergänzt sie: "Ich wüsste nicht, was wir ohne dich gemacht hätten. Vermutlich wären wir ins Frauenhaus gegangen."

Eine Träne läuft ihre Wange herunter und ich reiche ihr ein Taschentuch. Sie hat die letzten Tage eher fröhlich gewirkt, aber vermutlich kommen manchmal die Erinnerungen hoch.

"Habt ihr denn schon überlegt, wie es weitergehen soll?" Da ich erkenne, dass sie sich bei der Frage etwas versteift, ergänze ich noch schnell: "Und das soll keine Frage in der Richtung sein, wann ihr endlich auszieht. Ich finde es toll, dass die Kinder hier durchs Haus wuseln. Dich würde ich auch gerne öfters sehen." Na toll, klingt jetzt anders, aber auch nicht besser. Ich werde rot.

Sie nimmt das aber vermutlich wahr und sagt nur leise: "Schlecht. Mit meinem Gehalt und den Mietpreisen, selbst am Stadtrand, kann ich mir maximal eine Zwei-Zimmer-Wohnung leisten. Das kann und will ich aber den Kindern nicht antun. Ich habe keine Ahnung. Vielleicht gehe ich mit den beiden zu meiner Mutter, aber erstmal", sie schaut sich um und dann mir in die Augen, "bin ich unendlich glücklich, dass wir hier sein dürfen. Die Kinder finden es hier toll. Ich würde aber trotzdem gerne mit dir über eine Kompensation sprechen. Es wäre nicht viel, aber ich will Miete zahlen. Und das werde ich nicht mit dir diskutieren."

Ich grinse. So langsam kommt die lockere Art, die sie am Anfang gehabt hat, wieder und ich erwidere: "Und wie wir das diskutieren werden. Zur Not packe ich das Geld auf ein Konto und spende es an notleidende und renitente Assistentinnen."

Sie lacht laut auf. Auch das habe ich schon lange nicht mehr gesehen und gehört. Danach unterhalten wir uns noch ein wenig über Alltagsdinge und gehen dann ins Bett. In der Tür zum Wohnzimmer stehen wir dicht nebeneinander und Enya dreht sich zu mir: "Danke, für alles." Dann gibt sie mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet schnell in Richtung ihrer Wohnung.

Ich stehe noch einige Zeit da und fahre immer wieder mit meiner Hand über die Wange, wo Enya mich geküsst hat.

Unser Verhältnis in den nächsten Wochen wird immer lockerer. Wir fahren weiter gemeinsam zur Arbeit, die Kinder sind in der Schule und es geht stramm auf die Herbstferien zu.

Kapitel 8

Ich stromere durch das Haus und bin unzufrieden. Enya und die Kinder sind seit zwei Tagen bei Ihrer Mutter. Sie hatten sich entschieden, die Ferien dort zu verbringen. Einmal, damit die Kinder auch ein wenig den Kopf freibekommen und zu anderen, "damit Du dein Haus auch einmal für dich hast."

Sie haben immer noch keine neue Wohnung gefunden. Es gab eine Option, aber der Vermieter wollte keine Kinder im Haus. Enya hat sich deswegen durchgesetzt und überweist mir jeden Monat einen Betrag für die Miete, die ich aber, auch dass hatte ich gesagt, auf ein Konto für die Drei einzahle.

Also bin ich jetzt sieben Tage alleine. Ich bin zwar tagsüber im Büro, aber irgendwie fehlen mir die Geräusche, das Lachen der Kinder und vor allem Enya. Sie hat die letzten Wochen wieder zur alten Form zurückgefunden und lacht sogar häufig. Zweimal waren auch Sarah und ihre Familie bei uns und wir hatten schöne Abende.

Jetzt ist hier: nichts. Ich stelle mich an den Pool, wo Astrid und Frank gerne spielen und auch Enya zwischenzeitlich immer wieder ein paar Bahnen zieht.

Jetzt: nichts. Ich setze mich ins Wohnzimmer und schaue fern.

Am Donnerstag spricht mich Sarah an: "Ist irgendwas? Du siehst schlecht aus."

Ich schaue sie an: "Es ist nichts." Das ist ja das Problem, denke ich bei mir.

Sarah lächelt mich an: "Sie kommen am Sonntag wieder."

Mein Lächeln und die Gesichtsfarbe sind wohl antwort genug, denn Sarah sagt danach nichts mehr und stellt mir einen neuen Kaffee vor die Nase.

Ich hole die drei am Sonntag vom Bahnhof ab und freue ich tatsächlich schon den ganzen Tag darauf. Ich habe sogar Kuchen gekauft und daher sitzen wir zuhause im Wohnzimmer und Enya und die Kinder erzählen von ihrer Woche.

"Und du?", fragt Enya dann und schaut mich intensiv an: "Was hast du gemacht?"

Innerlich grummle ich, dass sie die Wunde auch noch mit Zucker einreibt, aber vermutlich weiß sie nicht, dass ich die ganze Woche Trübsal geblasen habe: "Ich habe gearbeitet, was sonst. Ansonsten habe ich die Tischtennisplatte im Keller repariert."

Franks Augen leuchten auf: "Super, dann können wir ja heute Abend Tischtennis spielen."

"Nix da", lächelt Enya, "wir gehen heute Abend mit Frank essen, das hatten wir besprochen."

Ich schaue jetzt schief: "Ihr wollt mit mir essen gehen?"

Enya lächelt mich an: "Zum einen als Dankeschön, dass du uns so viel unterstützt hast und zum anderen ...", sie schweigt und Astrid springt ein: "Mama will fragen, ob wir erstmal weiter hier wohnen können. Bitte?" Astrid macht große Augen.

"Astrid", schimpft Enya, ist aber selbst knallrot im Gesicht.

Ich lache auf: "Was hatte ich vor ein paar Wochen gesagt? Aber ich nehme die Einladung gerne an."

Wir sitzen abends lange beim Italiener. Die Kinder müssen wegen eines Projekttages erst am Dienstag in die Schule und so genießen wir den Abend und gönnen uns auch ein Glas Wein mehr. Die Unterhaltungen sind entspannt und Enya freut sich riesig, dass ich so locker mit dem Antrag ihrerseits umgehe. Sie möchte ja auch nicht wissen, wie es in mir aussieht. Ich würde vermutlich ausziehen, wenn die drei mich verlassen.

Am Montag rächt sich das dritte Glas Wein und zwei Grappa. Ich sitze mit einer Tasse Kaffee in meinem ersten Meeting und höre mir die Tiraden über die angeblichen Unzulänglichkeiten unserer IT an und überlege, noch ein Schläfchen zu machen. Nach den üblichen Gegenargumenten von uns - "dann sagt doch konkret, was ihr wollt" - gehe ich zurück in mein Büro. Schon beim Reinkommen höre ich das Kichern der beiden Mädels und überlege, was ich schon wieder falsch gemacht habe oder über wen sie sich wieder lustig machen.

Als ich eintrete, verstummen beide und bekommen eine ungesunde Hautfarbe. Also ist mir sofort klar, wer das Opfer ist. Ich strecke beiden die Zunge raus und setze mich an meinen Schreibtisch. Enya kommt zu mir und drückt mir eine Aspirin und ein Glas Wasser in die Hand: "Mir hat es geholfen."

Eine Weile später sind die Kopfschmerzen weg und ich widme mich weiter meinem Tageswerk. Ich merke dabei nicht, dass mir Enya immer wieder Blicke zuwirft.

Abends sitze ich im Wohnzimmer und trinke ein alkoholfreies Weizen. Auf Alkohol habe ich nach gestern Abend eher keine Lust heute.

Es klopft in der Tür und Enya steht im Durchgang: "Kann ich mich zu dir setzen?"

Ich nicke und sie setzt sich mir gegenüber. Ich schaue sie an: "Was kann ich für dich tun?"

Sie seufzt: "Ich wollte mich einfach nur zu dir setzen und ein wenig reden. Ist das ok?"

Ich lächle sie an: "Klar. Gerne. Ich hänge nur noch ein wenig durch von gestern Abend."

Sie lächelt mich jetzt an: "Ich würde diese Termine das nächste Mal auch gerne auf einen Samstag schieben, dann vielleicht auch nicht so viel durcheinander." Wir lachen und unterhalten uns eine Weile über ihre letzte Woche an der See und darüber, dass die drei entschieden haben, hier wohnen zu bleiben, wenn mich das nicht stören würde. Dann sagt Enya: "Sarah hat mir erzählt, dass du letzte Woche nicht gut drauf warst", fängt sie an: "War das wegen uns?"

Sie kann manchmal direkt sein. Das hilft ihr, sagt sie immer, mit unangenehmen Themen umzugehen.

Ich schaue nach draußen und lege den Kopf in den Nacken. Dann seufze ich, schaue zu ihr und sage nur leise: "Ich habe mich an euch gewöhnt. Das Haus ist so leise ohne euch."

Meine ehrliche Antwort hat ihr wohl den Wind aus den Segeln genommen. Sie sagt nichts und starrt mich nur an.

Nach einer Weile steht sie auf, gibt mir einen Kuss auf die Wange und sagt: "Wir finden es hier mit dir auch sehr schön."

Danach geht sie wieder.

Kapitel 9

Ende Oktober sitzen Enya und ich an einem Freitagabend im Wohnzimmer und und genießen ein Glas Wein. Zwischenzeitlich würde ich unsere Beziehung als eng freundschaftlich ansehen. Wir reden viel miteinander, abends und am Wochenende essen wir oft zusammen. Enya und ich sitzen oft am Abend noch im Wohnzimmer und trinken ein Glas Wein. Die Kinder haben mich auch akzeptiert und sprechen mit mir über viele Themen und Probleme in der Schule.

Mit Frank fahre ich sogar einmal die Woche zum Training. Er spielt recht ordentlich Fußball.

Ich habe schon die ganze Woche gegrübelt und will jetzt meine Gedanken mit Enya teilen: "Wie stellt ihr euch eigentlich Weihnachten vor? Es ist ja nicht mehr so lange?" Ich lasse die Frage bewusst offen, damit ich sie mit meinen Ideen nicht überlaste.

Enya schaut mich erstaunt an: "Wir haben tatsächlich die Tage darüber gesprochen. Meine Mutter hat auch schon gefragt. Eine Idee ist, dass wir zu meiner Mutter fahren, andererseits haben die Kinder darauf hingewiesen, dass die See im Winter eher ungemütlich ist und wir dort keinen kennen. Und Du?", fragt sie zurück.

Ich lächle und nehme einen Schluck Wein: "Das hängt ein bisschen von euch ab. Wenn ihr wirklich wegwollt, dann werde ich hier nicht alleine bleiben. Ich würde vermutlich zu meinen Eltern fahren."

Sie lächelt mich an: "Und wenn nicht?"

Ich schaue ins Feuer des Kamins und trinke erneut einen Schluck Wein. Dann antworte ich langsam: "Keine Ahnung. Dann stellen wir hier einen Weihnachtsbaum ins Zimmer und feiern zusammen. Deine Mutter kann gerne kommen. Oder ihr feiert unten und ich hole meine Eltern mit dazu. Oder irgendwie ... ich ... ach scheiße."

Ich stehe auf und gehe einfach in mein Schlafzimmer.

Die ganze Nacht liege ich wach und ärgere mich über mein Verhalten und die Unsicherheit, die mich auf einmal überkommen hat. Ich dachte, ich könnte einfach fragen, ob wir zusammen feiern, aber mitten in dem Vorschlag viel mir auf, dass ich eventuell zu forsch oder zu offensiv war. Ich jedenfalls würde mich eventuell bedrängt fühlen.

Am nächsten Morgen, Astrid ist Brötchen holen gegangen, frühstücken wir wieder gemeinsam. Am liebsten hätte ich mich ja eingeigelt, aber ich weiß, dass das bei Enya nicht funktioniert. Sie hätte mich entweder aus dem Schlafzimmer gezerrt oder solange genervt, bis ich freiwillig gekommen wäre. Wir frühstücken schweigend. Auch die Kinder sind heute auffällig ruhig. Entweder hat Enya etwas gesagt oder meine Miene und Nervosität ist Grund genug.

Nach dem Frühstück verschwinden die beiden Kleinen nach unten und lassen uns schweigend zurück.

"Was ist dein Problem?", kommt es. Also wieder die direkte Ansprache.

Ich seufze: "Ich kann manchmal einfach meinen Mund nicht halten. Das ist mir gestern einfach so rausgeplatzt, weil ich einfach Angst habe, dass ich Weihnachten hier alleine sitze. Du würdest ... nein ... ihr würdet mir fehlen." So, jetzt ist es raus. Vermutlich kommt jetzt irgendein dummer Spruch und wir schweigen uns den Rest des Wochenendes wieder an.

Enya schaut mich lange an, sagt nichts: "Wir beide gehen heute Abend essen. Alleine. Punkt. Und jetzt fahren wir alle - wie vorgestern geplant - für die Kinder Wintersachen kaufen. Und wir beide haben gute Laune!"

Kein dummer Spruch, sondern eine Ansage. Ich hätte beinahe: "Ja Schatz!", gesagt. Sie lächelt mich an und ich grinse schief: "Ja, Herrin!", kommt es mir dann doch über die Lippen. Wir lachen jetzt beide auf und räumen dann den Tisch ab.

Astrid ist klar instruiert, Frank hat versprochen, keinen Blödsinn zu machen, und wir gehen zu Fuß zum Italiener, der zwischenzeitlich regelmäßig von uns frequentiert wird. Die Küche ist hervorragend, keiner muss fahren und die Inhaberin hat einen Narren an Enyas Kindern gefressen. Daher ist sie heute auch etwas enttäuscht, als sie nicht dabei sind, setzt uns aber in eines der kleinen Separees, die gerne von Paaren gebucht werden. Ich muss grinsen, als sie eine Rose auf den Tisch stellt und eine Kerze anzündet.

Nach der Wahl von Essen und Getränken schaue ich Enya an: "Ich vermute mal, dass du nicht einfach nur eine Pizza essen wolltest, oder?"

Sie schweigt und wartet, bis unsere Getränke gekommen sind. Dann stößt sie mit dem Wein an und meint nur: "Wir sind bekloppt."

Mein Gesichtsausdruck muss dem eines Schweines ähneln, das in ein Uhrwerk schaut. Ein wenig schief, leicht grenzdebil, fehlt nur noch das Sabbern: "Bitte was?"

"Du weißt genau, was ich meine. Vielleicht sollten wir einmal unsere Erwartungshaltung klarstellen. Wir wohnen bei dir, und ich denke, dass wir uns mögen. Ob das Freundschaft oder mehr ist, das müssten wir vielleicht noch klären oder auch erarbeiten, aber nicht jedes Wort, was einer von uns ausspeichert, muss direkt auf eine Goldwaage gelegt werden. Ich denke, dass wir über diesen Punkt hinaus sind, oder?"

Ich schaue sie weiter perplex an: "Äh ...", fange ich an und schließe den Mund wieder. Dann fange ich erneut an und antworte mit einer tief schürfenden Eloquenz: "Ok."

Ich hätte den Kellner küssen können, der gerade mit unserem Essen an den Tisch kommt. Das gibt mir weitere 30 Sekunden Zeit, meine Antwort zu konkretisieren. Enya hat irgendeine Saite in mir zum Schwingen gebracht. Was ist das mit uns? Freundschaft, Freundschaft Plus, Liebe, Nebeneinander her leben? Gute Frage. Das Letzte schließe ich einmal aus. Nur Freundschaft? Bin ich mir nicht sicher, Freundschaft Plus halte ich für ein Konzept für Studenten, die ab und zu Befriedigung brauchen. Dafür habe ich zwei gesunde Hände. Also Freundschaft oder Liebe. Scheiße. Ich schaue Enya an, die sich noch mit dem Kellner unterhält. Sie hat Pasta bestellt und hätte gerne noch ein wenig Parmesan extra.

Sie sieht heute wunderschön aus. Die Augen dezent geschminkt, ein wenig Rouge, ein blaues Kleid mit einem nicht ganz züchtigen Dekolleté, aber genug versteckt, dass die Sinne angeregt werden. Ihre frauliche Figur habe ich bereits unterwegs ausreichend bewundern können. Ich müsste ja mit dem Klammerbeutel gepudert werden, wenn ich Enya nicht attraktiv finden würde. Aber ist es das alleine?

"Einen Penny für Deine Gedanken?", werde ich aus meinen Überlegungen gerissen. Wieder schaue ich wohl etwas blöde aus der Wäsche und Enya grinst mich an: "Dann fange ich mal an: Vor knapp acht Monaten komme ich in einen Raum mit einem Mann, der im ersten Augenblick so gar nicht meinem Idealtyp entsprach. Natürlich war mein Mann dieser Idealtyp. Und dann, in den ersten Wochen musste ich feststellen, dass mein Boss mich mehr zum Lachen bringt als mein Mann in 17 Jahren Beziehung. So richtig geknickt war ich dann, als du in den Urlaub gefahren bist. Ja, auch ich habe dich vermisst. Natürlich habe ich die Kinder, aber Du hast mir bei allem geholfen. Der Trennung, Umzug, Wohnung, Anwalt, die Laptops. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles Verarbeiten kann, und wie das mit der Rückzahlung aussieht. Dann kam unser Urlaub und ich habe lange und oft mit meiner Mutter über uns gesprochen. So richtig wusste ich noch nicht, was ich wollte. Aber gestern Abend ist mein Herz explodiert, als du von gemeinsamen Weihnachten gesprochen hast. Ich mag dich, du introvertierter, nervöser, leicht übergewichtiger, aber total süßer Kerl. So. Jetzt ist es raus. Jetzt solltest du auch genug Zeit zum Nachdenken gehabt haben. Also?" Sie lächelt mich nervös an. Sie hat ihre Karten offen auf den Tisch gelegt und hofft, dass ich nicht passe.

Ich lege meine Hand auf ihre: "Ich formuliere es einmal so. Ich habe heute Nacht gar nicht geschlafen, weil ich Angst hatte, wie du reagierst. Ich empfinde genauso wie du. Ich mag dich. Und ich mag dich nicht nur als Freundin, sondern als 'Die Freundin'. Ich kann nicht schlafen und wandere einsam durchs Haus, wenn du nicht da bist. Ich freue mich, wenn Du bei mir bist. Ich fiebere bei jedem Brief, den der Anwalt uns schickt, und sterbe mit dir vor Sorge, wenn dein Ex mit Frank ein Wochenende verbringt. Ich habe mir auch über das Gesamtpaket 'Sand' gemacht. Und ja, ich möchte, dass ihr bei mir bleibt, nicht nur als Untermieter, sondern vielleicht irgendwann sogar als Familie. Und ja, ich möchte mit euch Weihnachten feiern, an jedem verdammten Tag."

Bevor Enya, die Tränen in den Augen hat, etwas sagen kann, ergänze ich noch: "Und ja, das war vielleicht etwas kitschig, aber nur Fakten helfen nicht. Das haben wir im Büro genug."

Sie lächelt mich an: "Womit habe ich dich Kerl eigentlich verdient?" Enya steht auf und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Das Essen ist noch nicht kalt, aber wir dürften uns heute nicht beschweren, so lange haben wir gewartet.

Auf dem Weg nach Hause halten wir die ganze Zeit Händchen und schauen uns immer wieder an. Das Gefühl, jemanden neben sich zu haben, der einen mag, das ist schon schön, denke ich so bei mir. Ich fühle mich wieder wie 16, meine erste Freundin hat mir einen Kuss gegeben und ich habe Schmetterlinge im Bauch.

Zuhause angekommen sitzen Astrid und Frank vor dem Fernseher und schauen uns grinsend an, wie wir beide mit hochrotem Kopf vor ihnen stehen. Auf dem Weg nach Hause hat Enya darum gebeten, dass wir vor den Kindern kein Versteckspiel anfangen, das funktioniert sowieso nicht auf Dauer.

Frank freut sich sichtlich, dass wir das Thema "auf Dauer hier wohnen" wohl fest zementiert haben. Astrid will halt cool wirken, sagt einfach nur "Ok". Monate später hat mir Enya erzählt, dass Astrid an diesem Abend in Enyas Bett gekommen ist und Rotz und Wasser geheult hat, weil sie sich so gefreut hat.

Wir scheuchen die Kinder ins Bett und sitzen noch lange auf dem Sofa - Enya hat sich dabei an mich gekuschelt - und wir schauen in die Dunkelheit. Keiner sagt etwas, ich streichle leicht über ihren Rücken.

Als ich feststelle, dass Enya eingeschlafen ist, gebe ich ihr einen Kuss und frage, ob wir nicht langsam ins Bett gehen wollen.

Auf dem Weg in ihre Wohnung bekomme ich den ersten leichten Kuss auf den Mund. Langsam angehen ist die Devise.

Kapitel 10

Sonntag morgen besprechen wir beim Frühstück die Weihnachtsplanung und beide Kinder umarmen uns, sind total begeistert. Auch Karin und meine Eltern freuen sich auf ein gemeinsames Weihnachten und wir fangen direkt an zu planen.

Dann geht es wieder in den wöchentlichen Stress. Enya und ich vermeiden es tunlichst, unseren neuen Status in der Firma zu zeigen, bis Sarah am Mittwoch ins Büro kommt und wir uns gerade voneinander trennen.

"Wem wollt ihr eigentlich noch etwas vormachen. Herr Grundler", unser Chef, "hat gefragt, ob er Blumen schicken darf."

Ich habe nicht gedacht, dass unsere Gesichter noch mehr Farbe als am Wochenende annehmen können, aber na ja. Ich rufe später den Chef persönlich an und er sagt mir das Gleiche, was ich sonst auch meinen Mitarbeitern sage. Gibt es Stress, drehen wir am Personalkarussell. Damit ist alles geklärt aus seiner Sicht.

Wir sitzen jetzt jeden Abend zusammen, genießen die Nähe und wir kommen uns langsam immer näher. Am Freitagabend schläft Enya das erste Mal bei mir, aber noch nicht mit mir. Aber nach Jahren einmal einen Frauenkörper in der Hand zu halten führt für mich zu einer schlaflosen Nacht und am Morgen zu einem Knüppel in der Hose, mit dem ich Nägel in die Wand hätte hauen können.

Am Samstag kommt noch ein Knaller. Der Ex-Mann von Enya hat einen mehrseitigen Brief - handschriftlich - über unseren Anwalt an sie geschickt. Er entschuldigt sich darin für sein Verhalten und die vergangenen Monate und wird versuchen, das Ganze in Zukunft sauber in gesittet regeln zu wollen. Er würde sich auch freuen, wenn ihn die Kinder ab und zu besuchen würden. Unabhängig davon würden aber auch alle Zahlungen ab sofort regelmäßig kommen. Beigelegt hat er einen Scheck, der die fehlenden Unterhaltszahlungen der letzten Monate für die Kinder ausgleicht. Er würde sich auch im Weihnachtsgeschenke kümmern, diese auch mit Enya abstimmen.

Sie hat Tränen in den Augen, als sie den Brief gelesen hat und ihn mir gibt: "Ich will bestimmt nicht zu ihm zurück, aber die Geste finde ich gerade für die Kinder wichtig."

Am folgenden Wochenende kommen Sarah und Familie zu Besuch und wir verbringen einen wunderschönen Abend mit einer Menge Wein. Als wir Familie Fakit ins Taxi gesetzt haben, schwanken auch wir ins Bett.

Als ich morgens aufwache, ist allerdings etwas anders. Ich spüre nicht ein T-Shirt oder eine meiner Pyjamajacken, die Enya sonst trägt, sondern meine Hand hat ihren Platz auf der Brust meiner Geliebten gefunden. Gleichzeitig drückt mein harter Penis an ihren Po und ich habe das Gefühl, gleich zu platzen. Ich fange daher an, sanft über die Brustwarzen von Enya zu streicheln, und hoffe, dass ich nicht zu aufdringlich bin.

Als sie ihren Po nach vorne und mit ihrer Hand meinen Penis zwischen ihre Beine schiebt, bin ich mir sicher, die richtige Geschwindigkeit gefunden zu haben. Ich stoße leicht zwischen ihren Beinen durch und meine Schwanzspitze reibt über ihre Schamlippen. Wir stöhnen beide auf. Sie dreht sich um und gibt mir einen langen Zungenkuss. Dabei streichelt sie zusätzlich über meinen Oberkörper und wandert mit ihrer Hand langsam nach unten, bis sie mit dem Zeigefinger über die Rille an der Schwanzspitze streicht. Ich stöhne wieder auf und revanchiere mich, in dem ich sie auf den Rücken lege und mich langsam zwischen ihre Beine lege.

Sie ist bereits so feucht, dass ich meinen Schwanz ohne Pause bis zum Ende in Sie einführen kann. Dann fange ich langsam an, mich zu bewegen, und wir küssen und streicheln uns erneut lange und intensiv.

Ich bin bereits kurz vor dem Abschuss, als Enya sich auf einmal aufbäumt, und laut anfängt zu stöhnen. Dabei ruft sie laut meinen Namen, was mich dazu bringt, ihren Unterleib mit meinem Saft zu füllen.

Ich rolle mich von ihr und wir liegen lange uns zugewandt im Bett. Ich schaue in ihre wunderschönen Augen und sage nur: "Ich liebe dich."

"Ich dich mehr", sagt sie und wir lachen auf. Da ist sie wieder, diese kleine Spitze.

Wir sind wohl wieder eingeschlafen, denn irgendwann werden wir von leisem Klopfen geweckt. Astrid steht vor der Tür und fragt, ob wir auch frühstücken wollen.

Ich schaue auf die Uhr: halb zehn. Scheiße. Ich wecke Enya und wir springen gemeinsam unter die Dusche. Anschließend frühstücken wir lange mit den Kindern und genießen dann den Tag im Aquarium.

Abends sitzen Enya und ich wieder zusammen und ich will noch einen Punkt diskutieren, der mir wichtig ist. Offiziell leben die drei noch in der Einliegerwohnung. Zwar schläft Enya seit einiger Zeit bei mir im Schlafzimmer, aber Wäsche und sonstiges ist noch im anderen Schlafzimmer: "Wollen wir das nicht auflösen? Du schläfst bei mir, die beiden bekommen je eines der Gästezimmer und wir haben die Wohnung unten frei für deine Mutter und meine Eltern."

Enya lächelt: "Fragst Du mich, ob wir offiziell zusammenziehen?"

Ich grinse nervös: "Irgendwie schon."

Kapitel 11

Am 23. Dezember kommen dann meine Eltern und die Karin bei uns an. Meine Eltern sind tatsächlich alleine mit dem Zug gekommen, denn die neue Familie ihres Sohnes und besonders die Enkelkinder wollten sie kennenlernen.

Im April haben wir uns dann revanchiert und sind für zwei Wochen in die Toskana gefahren. Dort haben mir auch meine Eltern den Entschluss mitgeteilt, wieder nach Deutschland zu kommen. Da ist es dann nicht so weit zu den Enkeln.



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