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Die dritte Frau (fm:Lesbisch, 17679 Wörter)

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Veröffentlicht: Apr 03 2022 Gesehen / Gelesen: 15016 / 11806 [79%] Bewertung Geschichte: 9.66 (106 Stimmen)
Ein Rache-Engel sorgt für Verwicklungen

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nicht. Schließlich ging ich nicht nur zum Yoga, ich war die Lehrerin dort. Neben meinem Beruf als Managerin der Personalabteilung einer der größten Börsenmaklerfirmen der Stadt, war das meine Berufung, das, was mir neben der Beziehung zu Lena am meisten bedeutete.

Bevor ich Lena kennenlernte, war ich drauf und dran gewesen, mein Leben spirituell auszurichten. Neben dem körperlichen Hatha-Yoga mit Meditation und Atemübungen meinen Weg konsequent weiterzugehen. Das ließ sich aber nach meinem Empfinden nicht mit unserer Beziehung vereinbaren. Also beschränkte ich mich weiterhin auf meine tägliche Hatha-Routine und die beiden Klassen, die ich unterrichtete.

Sie hatte aufgegessen und marschierte schnurstracks wieder auf den Balkon. An ihrer guten Laune hatte sich bei ihrer Rückkehr nichts geändert.

"Die Suppe war köstlich, Jenny. Du bist die beste Köchin der Welt", lobte sie mich nach der Rückkehr auf das Sofa, wo sie sich sofort wieder an mich schmiegte.

Na, wenigstens roch sie jetzt nicht nur nach Muschi, sondern auch Rauch und dem reichlich verwendeten Knoblauch aus der Suppe. Und... Parfüm. Das sie nie verwendete. Das ich allerdings wiedererkannte. Sollte ich es ansprechen? Dass ich vermutete, dass sie mit einer anderen Frau seit geraumer Zeit rummachte?

Wollte ich das wissen? Musste ich das wissen? Dieser Blick. Sie sah verliebt aus. In mich? Oder sie?

"Was ist mit dir? Was schaust du mich so an? Ist was?", fragte sie vorsichtig.

"Liebst du mich noch?"

"Was ist denn das für eine Frage? Natürlich liebe ich dich."

"Okay."

Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Alles darüber hinaus würde mich irremachen. Sie meinte das so.

"Habe ich dir das in letzter Zeit nicht genug gesagt, oder gezeigt?", bohrte sie weiter.

"Nun..."

"Habe ich dich und meine beiden besten Freundinnen etwa vernachlässigt?", fragte sie mit einem unschuldig-lasziven Blick, während sie meine Brüste zunächst über, und dann unter meinem T-Shirt massierte. Oh mein Gott. Das konnte sie wie keine andere.

"Öhm... sie freuen sich auf jeden Fall, dass du dich auch noch an sie erinnerst... oh Fuck...", kommentierte ich ihre Schraubbewegungen an meinen erigierten Warzen, die nur bei exakten Timing diese heftigen angenehmen Gefühle auslösten. Auch das konnte nur sie.

Sie zerrte an meinem T-Shirt, den BH öffnete ich selbst. Wollte sie küssen, aber da war sie schon auf dem Weg zu ihren freigelegten "besten Freundinnen". Züngelte, lutschte und saugte, dass mir Hören und Sehen verging. Ich nur noch schwer atmend auf meinen Rücken sinken konnte. Ihre rechte Hand drang mühelos in meine Leggings ein, unter denen ich weiter nichts trug.

"Oh Fuck", brachte ich noch einmal mühsam hervor, denn sie war im Zielgebiet angekommen und ging sofort zum Angriff über.

Nix mehr mit liebevoll und verspielt, wie das sonst auch oft war. Sie ging in die Vollen, rieb an meinem Kitzler, als ob sie Feuer machen wollte, während ihr Mund zu abwechselnden Knabbern und rapidem Flickern an meinen in diesem Stadium bald überempfindlichen Nippel übergegangen war. Sie hatte mich mehrfach auch ohne unterstützenden Handeinsatz so zum Kommen gebracht, das war ihre Spezialität.

Diesmal hörte sie aber plötzlich auf. Nanu? Zunge lahm, von ihrer vorherigen Aktion? Eine Frage, die rasch an Bedeutung verlor, denn ihre Hand war definitiv noch agil wie eh und je. Und effektiv wie eh und je. Ich brachte noch ein letztes "Fuck" heraus, bevor ich kam wie ein ICE. Nur pünktlicher.

Befriedigt sah sie in mein postorgastisch-grinsendes Gesicht und bohrte weiter mit ihren Fingern in meiner tropfnassen Möse herum.

"Tut mir leid, dass ich du dich vernachlässigt gefühlt hast. Nochmal?"

"Das habe ich nicht gesagt. Und nein, das reicht. Die drei Finger auch, mir ist nicht nach mehr."

"Sicher? Da ist doch Platz für mehr?"

"Du kleine Pottsau, lass stecken, und küss mich lieber, verdammt. Sag lieber schöne Sachen zu mir... Fuck..."

"Oh, das war der G-Punkt? Tut mir leid, das wollte ich nicht. Oder wollte ich das doch? Kann mich nicht entscheiden... was stöhnst du denn so, ist dir nicht gut, Liebste?"

"Hey... ich hab... gesagt... das... Fuck..."

"Du wolltest schöne Sachen hören. Du bist die schönste Frau der Welt... mit den schönsten Titten der Welt... und der geilsten Pussy der Welt... und ich liebe dich... jetzt... kaputt..."

Fuck, Fuck, Fuck. Der nächste Orgasmus rollte wie eine Diesellok auf mich zu, der sich bei mir immer ganz anders anfühlte, schwächer, irgendwie kitzliger, aber gleichzeitig wie die Vorstufe zum nächsten. Ich wusste, wenn ich sie nicht stoppte, würde sie darüber hinaus weitermachen, bis ich ums Aufhören bettelte.

Natürlich ließ ich zu, dass sie ihr Werk vollendete, aber dann schaffte ich im zweiten Anlauf ihre magische Hand zu arretieren, bevor sie weiteres Unheil anrichten konnte.

"Komm Lenchen, das reicht wirklich. Ich war eigentlich gar nicht in Stimmung..."

"Oh?", meinte sie grinsend, während sie meinen Saft von ihren Fingern leckte. Und mich dann küsste. Okay, jetzt schmeckte sie auch leicht nach mir. War die Welt wieder in Ordnung. Für den Moment.

***

Die beiden neuen Frauen im Kurs stellten sich reichlich blöde an. Bei der einen war das Unaufmerksamkeit und Unsicherheit. Bei der anderen etwas Anderes. Die wollte, dass ich sie unterstützend anfasse. Den Gefallen tat ich ihr allerdings nur im Rahmen des Notwendigen. Okay, die erste Frau im Kurs, die außer mir eindeutig lesbisch war. Wie war noch ihr Name?

"Öhm... Luzie... du musst die Knie durchstrecken... du kannst deine Füße umfassen, aber wenn du den Griff hast, versuche das Durchstrecken... ja, das ist besser... jetzt hast du es fast... den unteren Rücken entspannen..."

"Ich fühle es..."

Was? Das du steif wie eine achtzigjährige bist? Ach Mädel, also gut, ein bisschen Druck von oben.

"So, das reicht. Und jetzt einfach so ruhen. Noch nicht hochkommen, ruhen. Genau. Der Oberkörper kommt nach einer Zeit von ganz alleine noch ein Stück runter. Entspannen. Gut."

Gut war anders, aber okay, sie hatte da zwei fette Bremsen. Gut aussehen tat sie allerdings. Wenn man auf dicke Titten und Wespentaille steht. Fein, der Hintern war auch recht knackig. Sie mochte etwa in meinem Alter sein, da ging das als Leistung durch.

Na ja, ein hübsches Gesicht hatte sie auch. Ich ging zur nächsten, korrigierte minimal. Ja, die meisten Mädels im Kurs hatten die Übung drauf.

"Okay, jetzt könnt ihr hochkommen. Savasana zum Abschluss. Für die beiden Neuen: Das ist die Tote-Frau-Stellung, schaut es euch bei den anderen ab."

Eigentlich toter Mann, aber einen solchen hatten wir schon länger nicht mehr im Kurs gehabt. Es kamen immer mal welche, aber die hielten meist nur ein paar Monate durch. Die Frauen hier waren da verlässlicher, einige kamen seit Jahren. Im anderen Kurs nur Schwangere. Da war komischerweise noch nie ein Mann gewesen.

Ich zog Kathrin gerade, die es irgendwie immer schaffte, sich verdreht hinzulegen. Zurück zu den Neuen. Paar Korrekturen bei der Verwirrten. Weiter zur Fraktions-Frau.

"Du musst die Augen schließen, Luzie."

Und mich vor allem nicht mit einem Fick-mich-Blick anschauen. Das gehört sich hier nicht.

"Lucy."

Ah so. Und wieder ein Opfer Peanuts-süchtiger Eltern.

"Psst. Entspannen. Von den Füßen aufwärts, fühlen wie alles schwerer wird. Weiter mit den Schienbeinen, Oberschenkeln, Unterleib..."

Auch keine Freundin von Unterwäsche. Oder Schamhaar. Glatter Abdruck. "... Brustkorb, Schultern... da besonders drauf achten... nee, entspannen, nicht verkrampfen."

Ich drückte ihre Schultern sanft nach unten. Okay, sie hatte wohl andere Sachen im Kopf. Davon legten ihre harten Nippel Zeugnis ab. Verflucht, sie würde echt ein Spezialprojekt werden.

"Merkst du, wie du jetzt tiefer atmen kannst? Gut... den Hals... Fokus auf das Gesicht..."

Ich drückte meine Handballen auf ihre geschlossenen Augen, damit sie diese ordentlich entspannen konnte. Damit hatten Anfänger meist die größten Probleme.

"Zunge unten auf dem Gaumen ruhen lassen... Kiefer locker lassen... genau so, jetzt hast du's."

Und ich konnte endlich meine Klappe halten und aufhören, die anderen zu stören. Noch fünf Minuten Stille und Entspannung. Dann konnte ich mir schon mal überlegen, wie ich Lucy nett sagte, dass sie bei mir nur Yoga, und nicht das Geheimnis der multiplen Orgasmen lernen könnte.

Die stellte sich prompt bei der anschließenden Bezahl-Zeremonie ganz hinten an. Grinste mich an, als sie mir den Zehner reichte.

"Und, wie hat es dir gefallen? Wie fühlt es sich jetzt an?"

"Es fühlt sich vielversprechend an."

"So, so. Also planst du, noch öfter zu kommen?"

"Ich komme gern und so oft wie möglich."

Klar, dass sie drauf einsteigt.

"Wer tut das nicht. Wenn du allerdings meinetwegen hierherkommst, muss ich dich enttäuschen. Ich bin in einer festen Beziehung."

"Lass mich raten, einer festen offenen Beziehung?"

Fuck, steht das auf meiner Stirn?

"Selbst wenn, es braucht ein wenig mehr, als eine gute Figur und große Titten, um mein Interesse zu wecken. Sind die nebenbei echt, oder ein Gruß aus dem Silicon-Valley?" "Mach doch mal den Fühltest, dann weißt du's."

"Es gibt Ungewissheiten, mit denen ich leben kann. Kannst du mit der Gewissheit, dass ich dir außer einem flexibleren Körper, Gesundheit und Entspannung, nichts bieten möchte, leben?"

"Ja stimmt, dein Körper wirkt sehr flexibel, und mittlerweile sollte dir klar sein, dass ich ihn gerne annehme, wenn du ihn mir anbietest. Für die Entspannung sorge ich dann schon. Soll auch gut für die Gesundheit sein."

"Na, du bist mir ja ein Herzchen. Und jetzt gehen wir uns bitte umziehen, so lange es dort noch Zeugen gibt. Und wehe du schaust mir auf die Muschi, dann gibt's den Platzverweis."

"Reicht doch, wenn du auf meine schaust. Meinen Anblick kriegst du eh nicht mehr aus dem Kopf. Darf ich dich auf einen Drink einladen?"

"Nein ist vermutlich eh nicht Bestandteil deines Vokabulars?"

"Nein, natürlich nicht."

Fuck. Wir hatten unser kleines Gefecht ein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Die letzten Schülerinnen in der Umkleide waren schon dabei ihre Jacken überzuziehen. Lucy setzte sich auf die Bank und schaute mich grinsend und mit blitzenden Augen an.

"Endlich allein...", säuselte sie, als die letzten Abschiedsgrüße gerade verhallt waren.

"Wir hatte uns auf einen Drink geeinigt. Und keine Peep-Show."

"Ich schaue nicht hin. Versprochen. Und jetzt zieh dich endlich aus. Ich hab Durst."

Also gut. Irgendwie war sie ja nicht unwitzig. Wir tun jetzt mal, als wäre das völlig normal. Runter mit der Hose und... Fuck! Diese kleine, geile Sau.

"Hey! Aber so haben wir nicht gewettet."

"Meine Augen sind fest geschlossen, siehst du das nicht?"

"Das macht deine Hand an meiner Muschi nicht besser."

"Wo sie sich da doch aber so wohl fühlt. Und es sich so gut anfühlt... für dich etwa nicht?"

Nun... Fast hätte ich mich tatsächlich überrumpeln lassen. War ihr nackter, wirklich beeindruckender Körper Fleisch gewordene Versuchung. Und ihre geschickte vorwitzige Hand ein schwer zu widerlegendes Argument. Aber wie das in solchen Situationen für mich war, alle meine Sinne waren geschärft.

Einschließlich meines Geruchssinns. Das Parfüm... Ich erstarrte, wie vor den Kopf geschlagen, dann stieß ich sie weg.

"Fuck!"

Sie öffnete überrascht die Augen, hätte beinahe über die Bank einen Abgang nach hinten gemacht.

"Was ist los?"

"Was los ist? Du bist die alte Sau, die Lena fickt."

Sie schien nur für einen Moment verblüfft, dann grinste sie wieder gelassen.

"Und wenn? Willst du nicht herausfinden, warum?"

"Alte, du merkst doch wohl überhaupt keine Einschläge mehr. Los, zieh dich an und mach den Abgang. Ich will dich hier nie wieder sehen, ist das klar?"

"Nun komm mal wieder runter. Ich möchte trotzdem mit dir einen trinken gehen. Ich war neugierig auf dich. Mach dir doch nichts vor, das geht dir nicht anders, oder?"

Fuck! Warum musste das verdammte Miststück auch noch Recht haben?

"Nebenbei, deine Schuld, dass ich dich jetzt ansehe. Nicht schlecht, Frau Specht. Ich würde dich sicher nicht von der Bettkante stoßen."

"Du glaubst ernsthaft, dass ich mit dir auch nur ein weiteres Wort wechseln möchte? Komm, zieh dich an und verschwinde. Ich will abschließen."

"Okay, ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich nicht mehr versuchen werde, dich anzumachen. Und trotzdem will ich mich mit dir unterhalten. Es ist wichtig."

"Ich wüsste nicht, was wir uns zu sagen haben."

"Du möchtest es lieber von Lena hören?"

Mir wurde übel. Das war ein Tiefschlag, der sich nicht so leicht verdauen ließ. Und das wusste sie. Zog sich in aller Seelenruhe an.

"Fertig. Gehen wir? Hier in der Nähe ist eine nette kleine Kneipe. Vor allem ist es eine Raucherkneipe. Das okay?"

"Ist mir scheißegal. Du sagst mir, was du mir zu sagen hast und dann verpisst du dich."

"Warum bist du denn so aggressiv? Ich fände es viel besser, wenn wir uns wie vernünftige Menschen miteinander unterhalten."

Ich schwieg, mit einem Knoten im Bauch, der nicht nur von der Wut herrührte. Wir betraten die nur spärlich gefüllte Kneipe, die aufgrund dessen nicht ganz so verqualmt war, wie ich befürchtet hatte. Ich hatte ursprünglich nur ein Wasser ordern wollen, aber jetzt brauchte ich tatsächlich doch ein Bier.

Lucy zündete sich eine Zigarette an und beobachtete mich eine Weile schweigend.

"Nun spuck 's aus. Was ist mit Lena?"

"Sie liebt dich."

"Das ist mir nicht neu."

"Und sie hat sich in mich verliebt."

Wenn ich ganz ehrlich war, war mir auch das nicht so neu. Ich hatte etwas in dieser Art nicht nur befürchtet, sondern insgeheim bereits gewusst. Fuck!

"Mach dir keine Sorgen. Ich mag sie, aber ich habe nicht die mindeste Absicht, euch auseinander zu bringen. Ich will sie dir nicht wegnehmen."

"Wie edel und großzügig von dir."

"Wir haben viele Gemeinsamkeiten, mehr als du denkst jedenfalls."

"Was soll das heißen?"

"Nun, du arbeitest bei Schütte. Bis vor etwas mehr als einem Jahr war ich da auch."

Fuck!

"Du bist Lucy Bremer."

"Ah, mein Name hallt immer noch durch die heiligen Hallen."

Lucy Bremer. Der mysteriöse Fall, der meine Vorgängerin dazu brachte, ihren Job zu schmeißen. Der einzige Fall, von dem ich jemals in meinem professionellen Leben gehört hatte, wo eine Frau wegen sexueller Belästigung einer anderen rausgeschmissen wurde. Keiner aus meiner Abteilung hatte mir jemals Details erzählen wollen.

"Viel habe ich nicht darüber gehört, wenn ich ehrlich bin. Nur, dass Anita deswegen aufgehört hat."

"Weil sie wusste, dass die ganze Geschichte fabriziert wurde, um mich loszuwerden. Sie hatten ihr vorher schon den Auftrag gegeben, nach einem Weg zu finden, mich zu entlassen. Sie hat bis zuletzt für mich gekämpft. Und verloren. Es dann nicht mehr ertragen, mit diesen Schweinen zusammenzuarbeiten."

"Und warum wollte man dich loswerden?"

"Wegen eines Programms, das ich geschrieben habe. Ich bin keine Maklerin oder Analystin, ich bin Programmiererin. Eines Programms, das es offiziell nicht gibt. Eines Programms, das zur Analyse und nicht zur illegalen Marktmanipulation gedacht war. Als mir klar wurde, wohin die gewünschten Änderungen zielten, habe ich mich geweigert, es weiterzuentwickeln. Dann musste man mich natürlich loswerden. Ich könnte nicht einmal beweisen, dass es existiert, geschweige denn damit an die Behörden oder die Öffentlichkeit herantreten. Jetzt von außen schon gar nicht mehr."

Das klang ja alles sehr abenteuerlich. Soweit ich wusste, war die Firma im letzten Jahr nicht besonders gewachsen, oder hatte größere Gewinne zu verzeichnen. Gut, Schütte Junior traute ich allerhand schräges Zeug zu. Er war mir wirklich unsympathisch. Aber so etwas?

"Du glaubst mir nicht. Verstehe ich, ich an deiner Stelle würde das vielleicht auch nicht."

"Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Und das Programm ist jetzt fertig und läuft?"

"Das weiß ich nicht genau. Es gab in meiner Abteilung eigentlich nur einen anderen Programmierer, der die Änderungen hätte umsetzen können. Sebastian Klein."

"Der ist jetzt der IT-Manager. Ich glaube nicht, dass der noch selbst was anfasst."

"Interessante Karriere, nicht wahr? Schau dir mal seine Personalakte an. Bevor ich gegangen wurde, war er ein Kandidat dafür, rausgeschmissen zu werden."

Hm. Wilde Verschwörungstheorien. Warum zum Teufel hörte ich mir das überhaupt an? Was ging mich das an?

"Gut. Du hast mir deine Geschichte erzählt. Ob ich das glauben kann oder nicht, weiß ich nicht. Wichtiger ist für mich die Frage, warum du mir das alles erzählst."

"Ganz einfach. Ich will an mein Programm."

"Und du glaubst, ich würde dir dabei helfen? Ich hoffe, dass du besser programmierst, als du Frauen kennst. Meine Partnerin zu verführen, war vielleicht nicht die beste vertrauensbildende Maßnahme."

"Wirklich? Lena vertraut mir blind. Liebe macht blind. Dabei habe ich sie erst vier Wochen in der Mangel. Stell dir mal vor, was ich mit ihr noch alles anstellen kann, wenn man mir die Zeit dazu gibt."

Fuck. Langsam dämmerte es mir.

"Du verfluchtes Miststück, du willst mich erpressen?"

"Nein, ich brauche deine Hilfe. Und wenn du mir hilfst, helfe ich dir. Verschwinde aus eurem Leben, ein für alle Mal."

"Ich nenn das Erpressung."

"Ich nenn das Solidarität."

"Du spinnst doch komplett. Schmink dir das ab. Kommt nicht in die Tüte."

Sie sah mich gelassen an. Nickte dann unverständlicherweise für mich.

"Es ist mir klar, dass das für dich eine Menge zum Verarbeiten ist. Du kennst mich nicht, daher kannst du nicht wissen, dass ich niemals lügen würde. Aber du kannst herausfinden, ob ich über Sebastian die Wahrheit gesagt habe, und über Lena. Ich würde gern nächste Woche wiederkommen. Und dann unterhalten wir uns nochmal. Wäre das für dich okay?"

Die Wahrheit. Wollte ich die wissen?

"Ich kann dich nicht daran hindern, zum Kurs zu kommen", antwortete ich schließlich, mit einem klaren Eingeständnis meiner Niederlage, und einem Kloß im Hals.

Sie hatte mich richtig eingeschätzt. Aus meinen Reaktionen gelesen, dass ich die Wahrheit brauchen würde. Bei der Arbeit, genau wie bei Lena. Das Verrückte war, dass ich trotz meiner Wut nicht wirklich böse über ihren Erpressungsversuch war. Verstand, dass sie diese zufällige Konstellation als eine Chance begriff. Moment! Zufällig?

"Du sagst, du lügst nicht. Dann beantwortete mir noch diese Frage: Hast du dich an Lena herangemacht, damit du an mich rankommst?"

Sie zögerte keine Sekunde.

"Nein. Ich war bei meiner Zahnärztin wegen einer rausgefallenen Plombe..."

"Okay. Das reicht. Mehr will ich nicht hören."

Ich trank mein Bier leer und stand auf.

"Bis nächste Woche", rief sie mir noch zu.

***

"Es ist Gemüse-Lasagne im Ofen. Du bist spät dran, ich hoffe, sie ist nicht zu trocken geworden", empfing mich Lena.

"Ja, sorry, ich habe mich noch mit... einer der neuen Schülerinnen unterhalten."

Sie hatte tatsächlich mit dem Essen auf mich gewartet. Das tat sie sonst nie. Ein schlechtes Gewissen, wegen gestern? Oder insgesamt? Sie grinste.

"Ist sie hübsch?"

Fuck. Das war das Letzte, worüber ich sprechen wollte.

"Nicht mein Typ."

Ich war viel zu aufgewühlt und verwirrt, um das sicher notwendige Gespräch zu führen. Das konnte nur schiefgehen. Ich hoffte inständig, dass sie nicht nachfasste.

"Ah, also hetero?"

Fuck!

"Öhm... eher nicht."

"Ach? Dann... zu jung, zu alt..."

"Eher eine Frage der Persönlichkeit. Können wir es dabei belassen?"

"Wie du willst. Was möchtest du nach dem Essen machen?"

"Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht."

"Ich schon. Fühl mal", antwortete sie und schob meine linke Hand zwischen ihre Schenkel. Sie trug wie so oft nur eines dieser langen T-Shirts. Und wie so oft nichts drunter. Also hatte sie wohl gebadet. Und jetzt war sie geil. Fuck. Selbst dazu hatte ich nicht wirklich Lust.

"Das ist sicher eine Möglichkeit", gab ich mit dem schwachen Versuch eines Grinsens zurück.

"Zu trocken?"

"Hm? Du fühlst dich sogar ziemlich feucht an."

"Ich meine die Lasagne. Du isst ja kaum was. Deinen Salat hast du auch noch nicht angerührt. Was ist mit dir?"

Also dann. Ich zog meine Hand weg, seufzte und sah sie fest an. Hörte die Worte aus meinem Mund purzeln, ohne dass ich sie steuern konnte.

"Ich habe mit dem Mädel unter anderem über offene Beziehungen gesprochen. Was passieren kann, wenn es nicht nur beim Sex bleibt. Gefühle ins Spiel kommen."

Der erschrockene Blick sprach Bände. Sie wurde blass und wich nach kurzer Zeit meinem prüfenden Blick aus. Dann mir. Sprang auf und floh auf den Balkon. Fuck. Fuck. Fuck. Mir wurde übel. Weil mir klar war, dass sie nach ihrer Rückkehr den letzten Rest Ungewissheit zerstören würde.

Ich stand ebenfalls auf, brachte es nicht einmal fertig, den Tisch abzuräumen. Sank aufs Sofa und betrachtete meine Geliebte, die mir den Rücken zuwandte. Eine Zigarette in der Hand hielt, aber kaum daran zog. Sie schließlich über das Balkongeländer schnippte, anstatt sie im Aschenbecher auszumachen.

Ich rückte in eine Ecke des Sofas und zog meine Beine an, schlang meine Arme darum. War den Tränen nahe. Wünschte mir nichts lieber, als all das vergessen zu können. So tun zu können, als wüsste ich von all dem nichts. Ich starrte geradeaus auf das gerahmte Bild von uns auf der Kommode, das vom Kuba-Urlaub stammte. Hielt mich am Abbild reines Glücks fest.

Dann war sie zurück. Setzte sich nahe an mich heran, aber versuchte nicht, mich anzufassen. Suchte meinen Blick.

"Ich liebe dich, Jenny. Du vermutest... dass ich mich in eine andere Frau verliebt habe, nicht wahr?"

"Ich weiß es."

"Ich bestreite das auch nicht. Aber das ändert überhaupt nichts an meinen Gefühlen für dich. Verstehst du? Du bist die Frau, die ich liebe, und mit der ich mein Leben verbringen will. Lucy... wie soll ich das sagen... ist einfach ebenfalls eine unglaublich tolle Frau... und ja, ich habe mich in sie verliebt. Eigentlich seid ihr euch total ähnlich... beide die absoluten Power-Frauen..."

"Das will ich nicht hören", wehrte ich ab.

"Aber... es ist wie es ist, und ich weiß... ich hätte schon früher was sagen sollen... weil es über unsere Abmachung hinausgeht... ich hatte Angst, dass es dir weh tun würde... ich will dir doch nicht weh tun... ich liebe dich...", setzte sie fort und versuchte nun doch Körperkontakt zu mir aufzunehmen.

Ich ließ es geschehen, dass sie einen Arm um mich schlang. Ließ ihre Worte über mich ergehen. War unfähig, selbst zu reagieren.

"Wenn du damit nicht umgehen kannst... trenne ich mich von ihr. Bitte... sag doch was..."

Das meinte sie so. Ich brauchte sie einfach nur beim Wort nehmen. Oder ihre Beziehung, ihr Vertrauen zerstören, indem ich ihr von meiner Begegnung mit Lucy erzählte. Warum tat ich das nicht? Was hielt mich zurück? Weil ich nicht diejenige sein wollte, die ihr das nahm, was sie glücklich machte?

"Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann", sagte ich schließlich, als mich die Verzweiflung in ihrem Blick zur Antwort zwang. "Aber ich werde es versuchen. Mehr kann ich dir nicht versprechen."

Sie küsste mich dankbar, und wieder ließ ich es geschehen. Hatte ich mich trotz ihrer Nähe und Liebe noch nie so hilflos und allein gefühlt. Musste irgendwie aus diesem Zustand rauskommen, mich da herausziehen. Erwiderte schließlich nicht nur ihre Küsse, sondern zog sie fest an mich.

Klammerte mich an die Hoffnung, dass sich das vertraute Gefühl fortsetzen würde. Lucy es nicht schaffen würde, sie von mir zu entfremden. Ich Lena genug sein würde. Meine Liebe reichen. Der Sex mit mir sie befriedigen. Mit einiger Entschlossenheit zog ich das lange T-Shirt aus.

Dieser Körper. Dieser wunderschöne, perfekt proportionierte Körper. Die weiche Haut, die an manchen Stellen so zart wie ein Baby-Popo war. Die leuchtenden Augen, als sie sich erwartungsvoll auf den Rücken legte. Mich erwartete, mir zusah, während ich mir ebenfalls mein T-Shirt auszog und meinen BH ablegte. Kurz zögerte, und dann auch meine Jeans auszog.

Sie zog ihre Beine an und vollführte nach dem Aufstellen der Füße auf dem Sofa die für sie typischen langsamen Flügelschläge damit. Ein Zeichen dafür, wie erregt sie war, und was sie jetzt wirklich wollte. Trotzdem reagierte ich zunächst nicht. Schaute ihr einfach nur in das vor Vorfreude und Erwartung strahlende Gesicht.

Die leicht geöffneten Lippen, unter denen blitzende Zähne hervortraten. Bis sie die Dringlichkeit mit ihren Händen unterstrich und ihre anderen Lippen für mich entrollte. Dort fand ich mich ein, blies sanft auf ihr rosa Paradies, das bereits feucht glänzte. Betrachtete befriedigt ihren ebenfalls freigelegten und deutlich geschwollenen Kitzler.

Das Ansaugen würde ich mir wie so oft bei ihr sparen können. Trotzdem legte ich nicht gleich los, sondern spielte ein wenig herum, umkreiste ihn mit meiner Zungenspitze, dippte diese in ihren nassen Scheideneingang. Transportierte mit langen Schleckbewegungen ihr Sekret zum Wonneknopf.

Legte dann ganz langsam und gemächlich los. Lena war der stille Typ, was mir am Anfang einige Schwierigkeiten bereitet hatte. Nun kannte ich aber ihre Vorlieben und Eigenarten in und auswendig. Das Besondere bei ihr war, dass sie multiple Orgasmen haben konnte, aber nur, wenn alles in der exakt richtigen Sequenz erfolgte.

Das hieß bei ihr ein langsamer, spielerischer Beginn und später dann heftig und mit Druck. Sie war nach dem Höhepunkt sehr empfindlich. Und diese Empfindlichkeit war zu überwinden, was nur mit Druck ging und sie so in das Vorfeld des nächsten zu bugsieren, war eine kleine Kunst. Etwas, was vor mir noch nie einer anderen Frau bei ihr gelungen war.

Mir persönlich reichte meist ein Höhepunkt, dann war ich tiefenentspannt und wollte eigentlich nur noch kuscheln und den Afterglow genießen. Lena war da ganz anders, unersättlich, extrem. Daher war ihre erste multiple Reihe wahrscheinlich die Zementierung unserer Beziehung gewesen. Und wenn das Lucy auch draufhatte?

Nicht dran denken. Weiter meiner Geliebten auf den ersten Abflug zusteuern, mit der von ihr geliebten Kreuzstimulation, anstelle der einfach Auf- und Ab-Bewegung. Sie stöhnte kaum, aber ihr unregelmäßiger Atem war ein sicheres Indiz, dass sie langsam mit etwas mehr Druck besser fahren würde. Also änderte ich nun den Zungenschlag und erhöhte auch leicht die Geschwindigkeit.

Ihre Hände gaben nun ihre Unterstützung für mich auf und krallten sich stattdessen an dem Sofa-Sitzkissen fest. So, wie ich sie jetzt stimulierte, brauchte ich auch nichts mehr freizulegen. denn nun nutzte ich alle Kraft, die ich in meiner Zunge hatte. Ihr Becken hob sich leicht an und ihr Atmen wurde noch irregulärer, leicht wimmernde Laute drangen aus ihrem Mund.

Ihren Orgasmus bestätigte sie dann mit einem Laut, der bei ihr immer eine Mischung aus Erlösung und Begeisterung war. Jetzt kam es drauf an, nicht aufzuhören, aber mit so viel Druck weiterzumachen, dass der nächste gleich folgte. Es dauerte keine dreißig Sekunden, dann war das vollbracht. Und weiter, diesmal dauerte es gefühlt deutlich länger, aber auch hier klappte es.

Der fast sofort anschließende vierte war dann aber das Ende der Fahnenstange. Ihr inbrünstiges "Oh mein Gott" deutete aber an, dass sie es zumindest diesmal als ausreichend empfunden hatte. Dass ich zwei Finger in ihr tropfnasses Loch einführte, war kein Versuch auf anderem Wege weiterzumachen. Sie liebte das einfach. Ich auch.

Genauso wie hinterher ganz gemächlich und ziellos weiter zu lecken. Das Gefühl und den Geschmack auszukosten. Statt langem Vorspiel, ein schönes Nachspiel. Wo ich zu ihrer Rosette abtauchte, und ihr dort ebenfalls leckenderweise den Afterglow zu versüßen. Um dann ganz langsam meinen Körper über ihren zu schieben, bis ich mit einem langen Kuss die Beweisführung meiner körperlichen Liebe für sie abschloss.

"Zufrieden?", fragte ich siegessicher.

"Und wie. Das machst du wie keine andere", beantwortete sie meine unausgesprochene Frage, die mich vorher bewegt hatte.

Ja, sie sah glücklich aus. Für den Moment entspannt, aber das würde sich nach Erfahrungswerten in den nächsten zwei Minuten ändern. Dann brauchte sie ihre "Zigarette danach". Und war anschließend bereit für die nächste Runde.

Als sie nackt auf dem Balkon ihre Zigarette rauchte, nahm ich mir vor, sie so lange zu quälen, bis sie von sich aus "genug" sagte. Das war in den zwei Jahren erst dreimal vorgekommen. Gab mir selbst diese Mission, wusste, warum ich glaubte, das nun tun zu müssen. Und erfüllte sie, bevor ich sie bei mir überhaupt dran ließ.

***

Schon am nächsten Tag beschäftigte ich mich mit Lucys Fall, soweit das von den Personalakten her möglich war. Ich sah das Statement von Jasmin, die sie beschuldigt hatte, sie betatscht und befummelt zu haben, über einen längeren Zeitraum hinweg.

Nun, dass sie offenbar Schwierigkeiten hatte, ihre Hände unter Kontrolle zu halten, hatte ich ja an eigenem Leibe erfahren müssen. Auch die Tatsache, dass Jasmin kurz nach Anette die Firma verließ, hieß noch nicht viel. Das war in den vier Wochen vor meiner Ankunft geschehen.

Die Begründung war allerdings eigenartig. Sie war entlassen worden, angeblich, weil ihre Abteilung verkleinert werden sollte. Eine meiner ersten Tätigkeiten war gewesen, drei neue Mitarbeiter für diese Abteilung einzustellen. Also konnte diese offizielle Erklärung nicht stimmen.

Dann fand ich ihre Abfindungszahlung. Fuck! Bis dahin hatte alles noch normal und halbwegs erklärbar gewirkt. Drei Jahresgehälter Abfindung, bei einer ausgezeichnet verdienenden Analystin war natürlich völlig disproportional. Und roch nach Schweigegeld. War das schon ein Beweis?

Am Nachmittag nahm ich mir Sebastians Personalakte vor. Lucy hatte Recht gehabt. Sein Vorgänger auf der Manager-Position hatte aufgrund von mehreren Vorfällen, bei denen der Firma durch seine Unachtsamkeit Schaden entstanden war, sowie den vernichtenden Urteilen, dass er ineffizient, unmotiviert und nur begrenzt teamfähig sei, ihn als Abschusskandidaten vorgeschlagen.

Als Jan dann kündigte, waren daher eigentlich viel geeignetere Kandidaten für seine Position im Gespräch gewesen. Ich erinnerte mich daran, dass mir Schütte Junior damals nahegelegt hatte, Sebastian den Job zu geben, da er nicht nur in der Netzwerkadministration, sondern auch bei der Software-Entwicklung die besten Kenntnisse hatte.

Da ich die Vorgeschichte nicht kannte, und es nicht ungewöhnlich war, dass auch ein gestörtes Verhältnis von Manager und Untergegebenen für Performance-Probleme ursächlich war, ließ ich mich davon überzeugen. Einen neuen Programmierer hatten wir nicht eingestellt.

Also, wenn es dieses Programm wirklich gab, wurde es auf Eis gelegt. Oder entwickelte er tatsächlich in Eigenregie weiter? Ich rief mir seine Arbeitszeiterfassung auf. Die wir ansonsten auf seiner Ebene nicht großartig kontrollierten, aber die im System selbstverständlich für uns einsehbar war.

Schau an, er arbeitete tagsüber verkürzte Stunden und fing dann oft um acht Uhr abends noch an. Arbeitete dann drei bis vier Stunden, manchmal länger. Verflucht. Auch das ließ sich mühelos mit Lucys verwegener Story in Einklang bringen.

Ich überlegte noch, ob ich ein paar aus meiner Abteilung so nebenbei über Lucys Fall ausfragen sollte. Entschied mich aber dagegen. Schon damals hatte ich eisiges Schweigen und vielsagende Blicke erhalten. Welchen Grund sollte ich angeben, den Fall jetzt, nach so langer Zeit, noch einmal anzusprechen?

Nein, mehr konnte ich nicht herausfinden, ohne Aufsehen zu erregen. Ich bekam sogar irgendwann Schiss, das die IT-Burschen meine Suchen im System nachvollziehen könnten oder würden. Überzeugte mich dann aber selbst, dass das lediglich ein Anflug von Paranoia war. Nein, dazu hatten sie keinen Anlass.

Sie konnten sich sicher fühlen. Lucy hatten sie sauber abserviert, Jasmin als einzige Zeugin, die die wahren Hintergründe aufdecken konnte, ebenfalls geschickt aus der Gleichung gestrichen. Mal abgesehen von diesem Phantom-Programm, war aus den vorliegenden wenigen Informationen in meinen Augen schon zu schließen, dass hier eine Riesen-Sauerei passiert war.

Und schon fühlte ich genau das, was Lucy angesprochen hatte: Solidarität. Sie hatte gewonnen. Fuck! Das hatte das Luder natürlich vorausgesehen. Nun konnte ich es tatsächlich kaum erwarten, sie wiederzusehen. Ihr Scheiß-Parfüm musste ich leider in den nächsten Tagen schon öfter riechen. Darauf hätte ich gerne verzichten können.

Dass ich sie bei der nächsten Yoga-Stunde mit besonders viel Aufmerksamkeit bedachte, hatte auch damit zu tun. Quälender Aufmerksamkeit, die ihr das blöde Grinsen allerdings trotzdem nicht aus dem Gesicht wischte. Und wieder stellte sie sich ganz hinten bei den Bezahlenden an.

"Ah, du siehst heute richtig entspannt aus. Ich hoffe, es war nicht zu schmerzhaft insgesamt?", begrüßte ich sie mit einer gewissen Häme.

"Nö, war doch herrlich. Ein bisschen Schmerz finde ich auch im Bett ganz geil. Du nicht?", kam ihre grinsende Riposte.

"Das geht dich zwar nichts an, aber klar. Manchmal schon. Ich muss dich tatsächlich auch loben. Du hast dich richtig angestrengt. Dafür, dass die ganze Geschichte für dich nur ein Vorwand war."

"Nö, ist es gar nicht mal. Es macht mir Spaß, ehrlich. Dabei noch so eine Hammerfrau als Lehrerin... Wie ist es denn, hast du dich ebenfalls angestrengt?"

"Du meinst in der Firma? Ja, ich habe mir einiges angesehen. Wollen wir in wieder in die Kneipe, um zu reden?"

"Wir können auch gerne zu mir. Ist gar nicht weit von hier. Viel intimer."

"Sonst geht's danke? Du merkst es doch wohl echt nicht mehr."

"Es wäre mir lieber. Es wäre sicherer, für uns beide. Nenne es Paranoia, aber ich würde alles Weitere lieber nicht in der Öffentlichkeit besprechen."

"Aha, also geht es um Geheimhaltung, und nicht um Ficken."

"Muss das eine das andere ausschließen?"

"Mädel..."

"Bleib locker. Mir ist das Reden wichtiger. Hast du mit Lena auch gesprochen?"

"Hat sie dir das nicht erzählt?"

"Nee, wir reden nicht besonders viel, wenn wir zusammen sind. Aus bekannten Gründen. Wollen wir uns nicht langsam umziehen? Die anderen sind bestimmt schon weg."

Das war tatsächlich so, als wir in die Umkleide traten. Lucy lief voraus und blieb plötzlich abrupt stehen, so dass ich in sie reinrannte. Ihre Hände schnellten zurück und hielten mich fest.

"Eh, was wird..."

"Jetzt fühl mal", meinte sie nur. "Sie sind wirklich echt. Wie alles an mir."

"Du bist echt eine gottverdammte Nervensäge", brachte ich noch milde amüsiert heraus. Ließ es dann aber zu, dass sie nach Auflösung ihres rückwärtigen Klammergriffs meine Hände ergriff und an ihre Titten legte.

Fuck. Die fühlten sich tatsächlich spektakulär an. Dabei erstaunlich fest, bei dieser Größe. Ich ertappte mich dabei, dass ich mit ihren Nippeln spielte. Ach. Was soll's. Zumindest musste ich ihr triumphierendes Grinsen nicht sehen. Mit einiger Mühe ließ ich ihre Schätze los.

"Mach ruhig weiter, das machst du gut", kam sofort ihr Kommentar.

"Nein, das reicht. Und okay, sie sind echt. Und echt geil. Mehr kriegst du nicht, weder als Kompliment, noch als da Capo."

"Oh. Ich kriege meistens, was ich will. Aber gut, lass uns das jetzt hier nicht vertiefen. Bist du mit dem Auto da?", fragte sie lächelnd, während sie sich auszog. Natürlich schaute ich sie jetzt an. Fuck. Sie hatte wirklich einen geilen Körper. Und harte Nippel, wofür ich letztlich verantwortlich war.

"Nein, das hat Lena heute. Ich bin mit dem Bus gekommen. Sie wollte noch einkaufen."

"Prima. Dann sollten wir auf dem Weg eine Flasche Wein mitnehmen. Oder trinkst du lieber Bier? Einen Träger habe ich sicher noch zu Hause."

Zumindest zogen wir uns beide zügig um.

"Nee, lass stecken. Ich habe zuletzt mittags ein Sandwich gegessen. Ich wäre sofort besoffen."

"Du kannst bei mir einen Happen essen, wenn du willst."

"Ich weiß nicht."

Ich schloss die Tür ab und folgte ihr moderat verwirrt. Weil sie es irgendwie schaffte, meine ganzen Widerstände problemlos aufzulösen. Waren wir uns wirklich so ähnlich, dass sie deshalb so leichtes Spiel mit mir hatte?

Dass Lena ihr nicht widerstehen konnte, wunderte mich schon lange nicht mehr. Wenn ich ehrlich war, auch nicht, dass sie sich in Lucy verliebt hatte. Fuck. Diese Frau hatte was. Es war wirklich nicht weit zu ihrer Wohnung. Sie kaufte in einem Laden um die Ecke zwei Flaschen Wein. Und stellte dabei fest, dass wir auch dort den gleichen Geschmack hatten.

Der Eindruck setzte sich in ihrer Wohnung fort. Ich weiß nicht, was ich erwartet hat. Ich hielt sie für einen Nerd, vielleicht hunderte von Computern und Spielkonsolen, wie man das so in Filmen sieht. Abgesehen von zwei großen Monitoren auf einem Schreibtisch am Fenster, war nichts davon zu sehen.

Die Wohnung war total verspielt und gemütlich. Voller Pflanzen inklusive mehrerer Bonzai-Bäumchen, die mich faszinierten. Sie folgte meiner Blickrichtung und lächelte.

"Eines meiner Hobbys. Es ist sehr beruhigend, sich damit zu beschäftigen. Worauf hättest du Appetit? Ich könnte uns Falafel machen, das geht ganz schnell."

"Oh... gern. Soll ich was helfen?"

"Nö, aber du kannst gern mit in die Küche kommen, und wir unterhalten uns nebenbei schon mal."

Wir zogen in ihre kleine, aber ebenfalls sehr gemütliche Küche um. Ich bewunderte ihr altes Buffet, das sie, wie ich auf Nachfrage erfuhr, auf einem Flohmarkt gekauft und selbst restauriert hatte. Sie hatte dann aber genug von dem Austauschen von Geschichten und Komplimenten.

"Du hast also meinen Fall noch einmal angeschaut?"

"Ja. Gesprochen habe ich mit niemanden darüber, falls du dich darüber sorgst. Aber... was ich finden konnte, scheint deine Theorie zu bestätigen."

"Meine Theorie? Du bist echt lustig, Jenny. Mit Theorie hat das leider nichts zu tun. Ich bin heftig in den Arsch gefickt worden, und es fühlte sich nicht gut an, glaub es mir."

"Wie dem auch sei... ich kann natürlich niemanden mehr darüber befragen. Außer dich natürlich. Daher meine Frage: Hast du Jasmin angetatscht und so weiter?"

"Ja, natürlich. Fast täglich. Sie war die Analystin, die mir bei Erstellung meines Programms geholfen hatte. Meine Schnittstelle zur dritten Etage sozusagen. Wir sind uns dabei nähergekommen, und haben unsere Pausen kreativ gestaltet. Sie war bi, und eigentlich immer geil."

"Fuck, ihr wart ein Paar?"

"Nee, wir haben miteinander gespielt, wenn wir Gelegenheit dazu hatten. Sie ist verheiratet, hast du das nicht in der Personalakte gelesen?"

Doch, jetzt, wo sie es sagte...

"Und es kam nicht irgendwie zu Auseinandersetzungen, dass sie dich eintunken wollte..."

"Nein, das hat sie nur mit ihren Fingern in meiner Möse getan. Das konnte sie sogar richtig gut."

"Sie ist auch entlassen worden, wusstest du das?"

"Ja, gewundert hat es mich nicht. Sie wusste einfach zu viel. Wie sie sie dazu gebracht haben, diese Scheiße über mich zu erzählen, habe ich nie erfahren. Sie wollte nicht mehr mit mir reden."

"Sie haben ihr drei Jahresgehälter Abfindung gezahlt."

Lucy pfiff durch die Zähne.

"Das wird ihr Schweigen garantieren."

"Also gut, man hat dich zu Unrecht entlassen. Aber du wirst Schwierigkeiten haben, das zu beweisen, vor Gericht..."

"Darum geht es mir doch gar nicht. Hast du eine Nuss-Allergie? Nein? Okay, dann mache ich eine Erdnuss-Sauce dazu, wenn du magst?"

Ich nickte.

"Worum geht es dir dann?"

"Erst einmal festzustellen, ob das Programm schon fertig ist und läuft. Dafür brauche ich deine Hilfe. Von außen komme ich nicht ins Netzwerk rein. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nahezu perfekt, schließlich habe ich die mit entworfen. Programmieren war nur ein kleiner Teil meiner Tätigkeit dort, hauptsächlich war ich Netzwerkadministratorin."

"Und wie stellst du dir das vor?"

"Ich habe ein kleines Programm geschrieben, das es feststellen kann. Es scannt während eines normalen Backup-Vorgangs die Anwendungsprotokolle und Ereignisprotokolle auf allen vernetzten Rechnern. Wie jedes Programm greift auch meins auf bestimmte Bibliotheken zu. Manche davon werden meines Wissens von keinen anderen installierten Programmen genutzt."

"Und wie soll ich das Programm reinbekommen? Selbst bei mir sind die USB-Anschlüsse totgelegt, das weißt du doch hoffentlich?"

"Natürlich. Hey, du denkst mit, das gefällt mir. Als Dokument für eine Bewerbung per E-Mail. Das fällt nicht auf. Dann rufst einen Online-Compiler auf, kopierst den Code rein und kompilierst das Programm. Den Rest macht es dann selbst, inklusive sich als einen normalen Windows-Dienst zu tarnen. Es ist so konzipiert, dass es nicht von Viren-Scannern und ähnlichem gefunden werden kann, und hängt sich an das Script an, das für die Backups läuft. Sebastian war immer schon eine faule Sau, ich glaube nicht, dass er von sich aus mein Script geändert hat. So können auch die Aktivitäten des Programms nicht erkannt werden. Das Ergebnis zeigt es dann an, wenn du die Facebook-Seite aufrufst, die im Lebenslauf der "Bewerbung" steht."

Das hatte sie sich alles schon sehr gut und genau überlegt, soweit ich das beurteilen konnte. Moment. Nur überlegt?

"Du hast das Programm schon geschrieben?"

"Na klar, morgen flattert dir die Bewerbung einer Emma Deutsch ins Haus. Eine Freundin von mir, die Facebook-Seite ist echt. Die Bewerbung allerdings nicht."

"Mit anderen Worten, du hast nie daran gezweifelt, dass ich mitspiele?"

"Nein, natürlich nicht. Machst du den Wein auf, der Korkenzieher ist in der zweiten Schublade links? Die Falafeln sind fast fertig, der Salat auch."

Ich nickte und machte mich auf die Suche. Sah sie gedankenverloren an, wie sie die fertigen Falafel-Bällchen in die Pita-Brote stopfte.

"Warum warst du dir so sicher, dass ich dir helfen würde? Dein Erpressungsversuch hätte genau das Gegenteil erreichen können."

Sie sah kurz von ihrer Tätigkeit auf und lächelte.

"Es war kein Erpressungsversuch. Ich bin nicht gern das dritte Rad am Wagen, wenn du verstehst, was ich meine. Früher oder später hätte ich Lena sowieso den Laufpass gegeben. Sagen wir, es war eine vorgetäuschte Motivationshilfe. Wenn ich dich gleich am ersten Abend ins Bett bekommen hätte, hätte ich Lena vielleicht nicht mal erwähnt."

"Selbstbewusst bist du wohl gar nicht?"

"Oh, ich weiß einfach um meine Wirkung. Und meine Fähigkeiten. Bitte schön. Lass es dir schmecken."

Wow, das Falafel war wirklich lecker. So mit Erdnuss-Soße hatte ich das noch nie probiert. Und erst der Salat. Okay, sie konnte was. Offenbar nicht nur am Rechner und im Bett.

"Mmh, das ist köstlich. Und was sind deine weiteren Pläne?"

"Gemütlich einen Wein trinken und dich dann lecken, bis du wund bist, warum?"

"Eh Mädel... ich meinte, wenn du festgestellt hast, ob das Programm bereits läuft, oder noch nicht. Was willst du mit der ganzen Aktion erreichen? Schütte erpressen? Deinen Job zurückbekommen?"

"Unsinn. Wenn es noch nicht läuft, existiert es nur auf einem abgenabelten Rechner im Server-Raum. Da müsste ich dann Zugang bekommen, um es ein wenig zu modifizieren. Einen sogenannten Kill-Switch einzubauen. Oder noch was Lustigeres. Mal sehen. Sebastian ist eine faule Sau, vermeintlich alten Code, den er nicht anzufassen braucht, um ihn zu modifizieren, schaut er sich natürlich nicht an."

Sie trank einen Schluck Wein und grinste mich an.

"Auf jeden Fall wird Schütte bereuen, dieses Programm jemals in Auftrag gegeben zu haben. Und mich rausgeschmissen zu haben. Es geht mir nicht um Geld oder meinen alten Job. Ich arbeite jetzt als selbstständige Entwicklerin für die Firma eines früheren Kommilitonen. Verdiene damit dreimal so viel wie noch bei Schütte. Und habe deren Versicherungsschutz."

Hm. Langsam fing ich an, diese Frau zu bewundern.

"In den Server-Raum? Das ist nicht so einfach... ich weiß nicht, wie es damals war, aber..."

"Swipe-Card und zusätzlich eine Zahlenkombination."

"Das stimmt, so ist das heute auch noch."

"Die Kombination ist kein Problem. Nun, für die Swipe-Card bräuchte ich jemanden, der sie mir kodieren könnte, wie jemanden aus der Personalabteilung..."

"Ja, klar. Dafür brauchst du dann wieder mich."

"Ich würde dir bis an mein Lebensende dankbar sein. Dir noch bis achtzig die welke Muschi lecken, wenn du willst. Nenne es eine Rentenversicherung."

"Du bist echt ein verrücktes Huhn", brachte ich mit halbvollem Mund und Kichern hervor.

"Ein geiles Huhn. Jetzt gerade geil auf dich."

Ja, das war ihr anzusehen. Fuck. Ihr ständiges Anbaggern zeigte auch bei mir Wirkung. Sie hatte Recht, ich war neugierig auf sie. Ich schwieg und schob den letzten Falafel-Bissen in den Mund. Wich ihrem Blick nicht aus.

"Also gut", gab ich nach dem Herunterschlucken bekannt. "Ich mach es. Wenn du mir den Code schickst, werde ich ihn in dieses Online-Ding packen. Und wenn das erforderlich wird, besorge ich dir die Swipe-Card."

"Danke", erwiderte sie schlicht. "Bist du satt, oder möchtest du noch etwas mehr?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Vielleicht Dessert?", kam die nicht unerwartete Frage.

"Im Moment... vielleicht tatsächlich ein weiteres Glas Wein", gab ich vorsichtig zurück. "Natürlich. Dann lass uns rüber, und zum gemütlichen Teil des Abends übergehen."

Sie schnappte sich die Flasche und ihr Glas und stand auf. Fuck. Es war doch klar, was jetzt passieren würde. Wollte ich das? Ja. Würde das alles komplizieren? Auf jeden Fall. Führte dieser Weg ins Wohnzimmer?

"Öhm..."

"Warum noch großartig herumtanzen? Wir werden hier doch sowieso enden", kommentierte sie unseren Eintritt in ihr Schlafzimmer. Oder vielmehr ihren, denn ich blieb am Türeingang stehen.

Sah ihr zu, wie sie die Flasche und ihr Glas auf einem kleinen Regal, das als Nachtschrank fungierte, abstellte und sich auf das Bett setzte. Mich gelassen und amüsiert musterte. Fuck. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Einen letzten Einwand hatte ich noch.

"Und morgen schmierst du das Lena aufs Brot, oder?"

Sie lachte vergnügt.

"Nein. Großes Pfadfinderinnen-Ehrenwort. Das wird unser süßes Geheimnis. Wenn sie nicht selbst auf die Idee kommt, und mich fragt, heißt das. Belügen könnte ich sie nicht."

Ja, auch das nahm ich ihr ab. Okay, hinterher duschen. Vielleicht hatte Lena nicht meine feine Nase, aber dieses Parfüm war unverwechselbar. Vielleicht könnte sie den Duft ihrer Muschi ebenfalls identifizieren?

"Wie lange willst du da noch wie bestellt und nicht abgeholt stehenbleiben? Ich könnte sagen, ich beiße nicht, aber das mach ich manchmal sogar ganz gern", sprach sie mich erneut mit einem sardonischen Grinsen an.

Ich gab mir einen Ruck und folgte ihr, stellte mein Glas zu ihrem und setzte mich neben sie auf die Bettkante. Tauchte in ihre erregende Nähe ein. Genoss das Knistern des Davor. Die Gewissheit, dass mir ein besonderes Erlebnis bevorstand, während sie unsere Gläser auffüllte. Reichte mir meins und stieß verblüffenderweise mit mir an.

"Auf uns", meinte sie ruhig und sah mir tief in die Augen. "Hier geht es nur um uns, verstehst du?"

Ich nickte, trank wie sie einen Schluck, dann nahm ich ihr Glas aus ihrer Hand und stellte es mit meinem zusammen wieder ab. Umarmte sie dabei schon halb und küsste sie, als die Aktion abgeschlossen war. Sie schien etwas überrascht, dass ich die Initiative übernahm. Nur einen Moment, dann stieg sie voll drauf ein.

Wow, die Frau konnte küssen. Das war eine der wenigen Sachen, wo Lena ein kleines Defizit hatte. Sie konnte küssen, aber es brachte ihr nicht viel. Sie wollte meist gleich zu anderen Sachen übergehen. Lucy hingegen kostete wie ich den neckischen Tanz unserer Zungen voll aus.

Wir hatten lediglich unsere Arme um die andere geschlungen. Streichelten nicht, klammerten nicht, gaben dem nicht enden wollenden Kuss unsere ganze ihm gebührende Aufmerksamkeit. Oh mein Gott. Das hatte ich seit meinen Teenie-Tagen nicht mehr so schön und intensiv erlebt. Sie vielleicht auch nicht?

Wie lange verbrachten wir so? Zeit verlor jedwede Bedeutung. Irgendwann zog sie an meinem Oberkörper und wir sanken aufs Bett, ohne den Kuss zu lösen. Der langsam wilder und leidenschaftlicher wurde. Nun brachte ich doch meine rechte Hand ins Spiel und massierte kurz ihre großen Brüste, während sie über meinen Rücken und meine Hüften strich.

Sie schob ein Bein zwischen meine und rieb mit ihrem Oberschenkel an meiner erhitzten Möse. Es wurde langsam Zeit, unsere störenden Klamotten abzulegen. Aber noch immer brachte es keine von uns fertig, diesen Wahnsinns-Kuss zu beenden. Wir verklammerten uns nun, pressten uns fest und fester aneinander. Rollten plötzlich über das Bett, bis sie auf mir zu liegen kam.

Spürte, wie ihre Hand über meinen Bauch und unter den elastischen Bund meiner Baumwollhose wanderte. Verkrallte mich in ihrem Hinterteil, als sie an meiner klitschnassen Spalte angelangt war. Stöhnte in ihren Mund hinein, den ungebrochenen leidenschaftlichen Kuss, der das heiße Delirium ausgelöst hatte und weiter dessen Fokalpunkt war.

Fachte ihre kundige Hand die Glut nur weiter an, rieb und fingerte mich. Während ich mühsam den Knopf ihrer Jeans öffnete, den Reißverschluss nur ein Stück zu öffnen schaffte. Gerade genug, um meine Hand hineinzwängen zu können und meinen Weg zu ihrer heißen Fut zu bahnen.

Nicht eben bequem für sie, erst, als sie selbst mit ihrer linken den Reißverschluss weiter hinunterzog, gab es mehr Bewegungsfreiheit. Mischte sich ihr Stöhnen bald wie meines in das wilde Spiel unserer Zungen. War da nur die namenlose Erregung, die sich von Sekunde zu Sekunde mehr steigerte.

Ein Rausch, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, ein ekstatisches Quälen, das uns immer noch ein Stück höher brachte. Immer noch extremer abgingen ließ, immer unerträglicher wurde. Unerträglich schön, verwirrend und unsagbar fremd. Wir kamen fast gleichzeitig, sie zuerst, ich nur wenige Sekunden später. Lösten unsere Lippen noch immer nicht voneinander, nur unsere Zungen kamen wie wir zur Ruhe.

Es war Lucy, die schließlich den Kuss beendete, schwer atmend von mir herunterglitt und sich auf ihren Rücken legte. Sie war so fassungslos wie ich. Erst jetzt begriff ich, dass ich in der gesamten Zeit nicht gedacht hatte, einfach nur empfunden. Es von der ersten bis zur letzten Sekunde keinerlei willentliche Steuerung gegeben hatte, einfach nur ein Reagieren und Verlieren in der Situation. Fuck.

"Wow", hörte ich sie schließlich sagen. "Das war... ungewöhnlich."

Wir drehten einander unsere Köpfe zu und grinsten uns verunsichert an.

"Also gut, du kannst küssen", versuchte ich mich mühsam aus diesem überwältigenden Gefühl zu befreien.

"Wir können küssen", gab sie erstaunlich ernst zurück. "Da war überhaupt kein du und ich, zumindest nicht für mich. Das war total irre."

"Ja", bestätigte ich einsilbig, sah ihr tief in den Augen und unterdrückte den Impuls, mich wieder diesen Lippen zu widmen, die mich in die Erdumlaufbahn geschossen hatten. Fast gleichzeitig erreichten unsere Hände das Gesicht der anderen, was uns zum Grinsen brachte.

Wir streichelten uns zärtlich und sahen uns tief in die Augen. Sie seufzte plötzlich.

"Okay. Nimm "s mir nicht übel, aber ich brauche jetzt eine Kippe. Hier im Schlafzimmer rauche ich nicht. Ist es in Ordnung, dich einen Moment alleine zu lassen?"

"Nein, ist es nicht. Ich würde zu denken anfangen", blubberte es aus mir heraus.

Sie lachte leise.

"Dann komm mit."

"Vielleicht sollte ich gehen", hörte ich mich sagen.

Sie runzelte kurz ihre Stirn, aber nickte dann.

"Ich glaube, ich verstehe warum. Aber... ich möchte nicht, dass du gehst. Oder zu denken anfängst. Also gut, scheiß auf die Kippe. Zieh dich aus."

Fuck. Ein Zittern durchlief meinen Körper. Nichts wollte ich lieber als das. Wollte mein Körper nichts lieber als das. Mein Geist war immer noch größtenteils ein unbeteiligter Zuschauer. Sah ihr einen Moment zu, wie sie ihre helle Jeans auszog, die sich im Schritt dunkel verfärbt hatte.

"Okay. Du kannst trotzdem eine rauchen gehen. Ich laufe nicht weg", gab ich ohne weitere Überlegung bekannt.

Zog mein langärmeliges T-Shirt über den Kopf. Genoss ihren Blick auf meine Brüste, als ich den BH öffnete. Sie tat es mir gleich. Wow. Das waren ganz schöne Oschis, die sie da ihr eigen nannten.

Vielleicht waren die Vorhöfe ein wenig zu groß und sie hingen ein wenig zu sehr für Hochglanzmagazine, aber das Gefühl in meinen Händen, die sich automatisch dort einfanden, war spektakulär. Meine schienen sie ebenfalls zu faszinieren und zum Verweilen einzuladen.

"Wenn du unbedingt rauchen musst, geh bitte jetzt. Letzte Chance", bremste ich mich gerade noch so. Denn ich fühlte den unwiderstehlichen Wunsch, sie wieder zu küssen und zu sehen, was dann passieren würde.

Das ging ihr offenbar ähnlich, denn statt aufzustehen, oder etwas zu antworten, umarmte sie mich blitzschnell und dann waren ihre Lippen wieder auf meinen. Drang ihre Zunge in meinem Mundraum ein, während sich ihr nackter, weicher Körper auf mich legte. Oh mein Gott. Obwohl wir uns noch eher spielerisch küssten, setzte die Erregung übergangslos und noch heftiger als zuvor ein.

Das verwirrte Denken sofort wieder aus. Wurde der Kuss schnell wieder leidenschaftlich und hitzig. War mir am Rande klar, dass ich ihren Rücken und ihren gloriosen Hintern mit meinen Fingern kratzte. Was ich nie getan hatte, aber ein Ausdruck des Zuviels war, das ich schnell wieder spürte.

Sie stöhnte, löste ihre Lippen, bedeckte mein Gesicht mit Küssen und gelangte an meinem Ohrläppchen an. Biss hinein, während ich meine Fingernägel tief in das feste Fleisch ihrer Pobacken trieb. Biss mir in den Hals, in die Schulter, während sich unsere Umarmung in einen wilden Ringkampf verwandelte, bei dem wir verzweifelt unsere heißen Mösen an den Schenkeln der anderen rieben.

Sie schaffte es trotz meiner Umklammerung, sich tiefer zu ziehen, bis ihr Gesicht auf meinen Brüsten ruhte. Dann fing sie an, mich dort zu lecken und an meinen harten Brustwarzen zu saugen. Leicht mit den Zähnen daran zu knabbern, während ich nun laut und in ungewohnten Tonlagen stöhnte. Irgendwie tiefer, brünstiger als jemals zuvor.

Wollte ich, dass sie mir neben Lust immer mehr Schmerz bereitet. Spürte, wie sie meine Beine auseinanderdrängte und ihre Hand an meiner Muschi, während sie weiter abwechselnd an beiden Brüsten saugte und knabberte. Sie rieb nur kurz an meinem Kitzler, dann drängte sie zwei Finger in mein triefendes Loch.

Fing dann an, mich wie eine Wahnsinnige mit ihren Fingern zu ficken, während ich mich in ihren Haaren verkrallte und daran zog. Wünschte mir diesmal sogar, dass sie noch einen dritten oder vierten hinzunahm, aber den Wunsch erfüllte sie mir nicht.

Stattdessen glitt sie tiefer, und ich musste meinen Griff an ihren Haaren aufgeben, denn nichts wollte ich lieber als das, was ich voraussah. Ihren Mund an meinem Kitzler. Den sie zunächst ansaugte, dabei das Fingerficken erst verlangsamte, dann einstellte.

Die Finger aber ließ, wo sie waren. Sie saugte nicht nur, sie knabberte vorsichtig daran, kannte ich in dieser Form auch noch nicht. Das stärkere Saugen, das folgte, brachte mich bereits in Orgasmus-Nähe. Als ihre flinke Zunge dann zu ihrem Einsatz kam, dauerte es keine Minute, bis ich explodierte.

Sich alles verwirrte und gleichzeitig klärte. Ich mich erlöst von dieser fiebrigen Fahrt entspannen wollte. Aber nicht konnte, denn sie machte weiter, setzte nun zusätzlich wieder die Finger ein. Bohrte zwischenzeitig zusätzlich mit ihrem Daumen in meinem Po-Loch herum.

Quälte mich ein weiteres Mal zum Höhepunkt, bis ich sie dann mit kräftigen Zug an ihren Haaren von einer weiteren Fortsetzung abhalten konnte. Zog sie an diesen zu mir herauf, bis ich ihre Lippen wieder auf meinen fühlte, in einem Zustand reinen Deliriums.

Der sich nur langsam und graduell auf Erträgliches reduzierte, bis ich halbwegs in der Lage war, zu denken und der Puls unter hundertachtzig gesunken war. Unser weiterhin heißes und leidenschaftliches Küssen senkte ihn jedoch kaum darunter. Bis ich mich von ihren Lippen löste, und meinerseits dazu überging, sie zu verwöhnen.

Mit allem, was mir in den Sinn kam, kratzend, beißend, wild und mir und meiner sonstigen Persönlichkeit im Bett diametral widersprechend. Leckte sie zweimal zum Höhepunkt und endete damit, sie zu fisten, was ich bei Lena nie getan hatte, obwohl sie immer mal wieder angemerkt hatte, dass ich das ruhig probieren könnte.

Als ich von ihr abließ, war die so stark und selbstbewusst auftretende Frau, wie ich zuvor, nur noch ein zitterndes und bebendes Häufchen gequälten Fleisches. Völlig erledigt und außer sich. Wir vermieden diesmal den Kuss, der vermutlich die Glut wieder angefacht hätte, und verklammerten uns still ineinander. Lagen bestimmt eine halbe Stunde einfach nur da.

Fuck. Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Dass es so ein überwältigendes Erlebnis mit ihr werden würde. In ihren Augen las ich, dass es ihr ähnlich ging. Sah den Unglauben neben der Faszination. Sie schaffte es als erste, sich aus dem Schock zu lösen.

"Jetzt muss ich wirklich eine rauchen gehen."

"Ich sollte langsam nach Hause gehen", sinnierte ich, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ob ich stehen konnte.

"Du kannst auch hierbleiben", meinte sie schnell.

"Und dann?"

Sie verzog das Gesicht und nickte dann langsam.

"Ja, ich denke wir müssen das beide erstmal verarbeiten. Wirst du... ihr davon erzählen?"

"Dass ich mit dir im Bett war? Nein, auf keinen Fall. Ich hoffe, das gilt auch für dich?"

Ihren Blick konnte ich nicht deuten, aber ihr Seufzen klärte einiges.

"Nein. Also, ich meine, ich werde ihr nichts erzählen. Wobei ich mir nicht einmal sicher bin, was das eben war."

Sie sah mir zu, wie ich mich langsam anzog. Erst dann schien ihr zu dämmern, dass sie ihren Balkon vielleicht ebenfalls nicht nackt aufsuchen könnte und tat es mir gleich. Überhaupt wirkte sie wie ich völlig verunsichert. Lucy versuchte sich mit einem Themenwechsel freizuschwimmen.

"Also, morgen schicke ich dir die Bewerbung mit dem Code. Die Backups laufen Freitagnacht, dann würde mein Programm die Daten sammeln. Wenn du Montag die Facebook-Seite öffnest, sehe ich das Resultat. Das Programm löscht sich dann selbst."

"Okay."

"Alles Weitere könnten wir dann nächste Woche nach dem Yoga besprechen."

"Du... willst weiterhin kommen?"

Nun fand sie langsam zu ihrer alten Form zurück.

"Ich habe doch gesagt, ich komme für mein Leben gern."

Ich fühlte mich plötzlich wieder zittrig.

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, das hier zu wiederholen."

Zu meiner Überraschung nickte sie.

"Wahrscheinlich nicht. Ich bringe dich noch zur Tür", meinte sie unruhig und vermied mich anzusehen.

Bevor sie diese öffnen konnte, lagen wir uns schon wieder in den Armen und küssten uns wie verrückt. Fuck. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre doch dageblieben. Mühsam löste ich mich von ihr und floh förmlich aus der Wohnung. Völlig aufgelöst, völlig verwirrt.

***

"Hey. Da ist ja meine treulose Tomate", wurde ich von Lena begrüßt, die vom Sofa aufsprang und mich umarmte.

Verflucht. Und ich roch wie eine große Pussy. Wahrscheinlich zusätzlich nach Lucys Parfüm. Das Duschen hatte ich selbstverständlich vergessen. Ich erwiderte zögernd ihren Kuss, und wäre am liebsten im Boden versunken. Was zum Teufel sollte ich ihr sagen?

"Alles okay?", fragte sie mich grinsend. "Hattest du Spaß?"

"Kann man so sagen", versetzte ich mühsam. "Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Ich hätte anrufen sollen."

"Geschenkt. Die Linguini musst du in die Mikrowelle packen, die konnte ich so lange nicht warmhalten", meinte sie gelassen. "Es ist ja fast zwölf."

"Öhm... ich habe vorhin eine Kleinigkeit gegessen, und gar keinen Hunger. Ich will eigentlich nur noch duschen und dann ins Bett."

Würde sie jetzt nachhaken? Ihr Grinsen machte mich halb wahnsinnig. Natürlich wusste sie, was passiert war. Aber nicht mit wem. Hoffentlich. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so schuldig gefühlt. Fuck, fuck, fuck. Was hatte ich da angestellt? Worauf hatte ich mich da eingelassen? Warum konnte ich selbst jetzt an nichts Anderes als Lucy denken?

An diese irrsinnigen Küsse, die mich völlig aus meiner vertrauten Realität gerissen hatten? Lenas Grinsen war unerträglich. Gott sei Dank nickte sie nur. Es kamen keine Rückfragen.

"Ich bin auch müde, ich wollte eigentlich schon vor einer halben Stunde ins Bett. Ich komm mit ins Bad, Zähne putzen."

Die ganze Situation wirkte völlig surreal auf mich. Während ich willenlos hinter ihr her ins Bad dackelte, kam mir zu Bewusstsein, was gerade geschehen war. Sie hatte sich in eine fremde Frau verliebt, mir das gestanden und mir fiel nichts Besseres ein, als mit dieser ebenfalls ins Bett zu gehen.

Und, das musste ich eingestehen, mich von ihr ebenfalls von den Füßen fegen lassen. Fuck, Fuck, Fuck. Während Lena sich die Zähne putzte, zog ich mich langsam aus, nachdem ich die Dusche anwarf, da es immer eine Weile dauerte, bis das Wasser warm wurde.

Sie kicherte plötzlich. Schaum quoll dabei aus ihrem Mund, und sie spülte eilig nach.

"Aber hallo, das war ja wohl ein ganz wildes Luder, was? Du bist voller Kratz- und Beißspuren, Jen. Auf sowas stehst du?"

Ich antwortete ihr nicht und floh unter die Dusche, auch wenn das Wasser gerade nur lauwarm war. Verflucht, verflucht, verflucht.

"Jenny?"

"Ich will jetzt nicht darüber reden, okay?"

"Aber du weißt, dass du es kannst, wenn du willst, hoffe ich?"

"Ja. Nicht jetzt."

Sie brummelte noch etwas, was ich unter dem nun wärmer werdenden Wasserstrahl nicht verstand und ließ mich endlich allein. Mit meinen wirren Gedanken, und dem Bild ihrer Geliebten vor den Augen. Die mich wirklich ganz schön zugerichtet hatte, es brannte auf dem Rücken ganz ordentlich, und zumindest die Bisswunde an der Schulter würde wahrscheinlich auch noch tagelang zu sehen sein.

Fuck! Und nicht nur ich sah so lädiert aus. Immerhin hatte ich sie ähnlich zugerichtet. Wenn Lena sie dann in den nächsten Tagen traf... würde sie problemlos eins und eins zusammenzählen können. Verdammt, was jetzt? Ihr doch entgegen unserer Absprache reinen Wein einschenken? Wie würde sie das aufnehmen? Was würde ich damit auslösen?

Jetzt fühlte ich mich elend und verloren. Jetzt war ich diejenige, die unsere Beziehung ernsthaft in Gefahr brachte. Verflucht, warum hatte ich mich mit Lucy eingelassen? War das wirklich nur Neugier gewesen? Ich blieb eine halbe Stunde unter der Dusche, bis das Wasser wieder lauwarm wurde, da sich die Boiler-Füllung leerte.

Putzte mir nervös die Zähne und ging ins Schlafzimmer. Immer noch unentschlossen, ob ich Lena gestehen sollte, was passiert war. Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Lena schlief bereits. Das Kunststück gelang mir erst zwei Stunden später. Fest an meine Geliebte gepresst, nachdem ich am Ende einen kleinen Weinkrampf bekommen hatte. Von dem sie Gott sei Dank nicht aufwachte.

***

Am Morgen sah ich sie nur kurz, denn sie musste schon um acht Uhr anfangen, und hatte einen etwas längeren Arbeitsweg. Ich hatte Gleitzeit, fing aber meistens um neun an. Oft frühstückten wir trotzdem zusammen, und sie weckte mich sonst früher. Diesmal hatte sie mich schlafen lassen.

"Ist schon halb acht, Schatz, ich muss los. Frühstück steht auf dem Tisch. Bis heute Abend", vermeldete sie nach einem schmatzenden Kuss auf meine Lippen.

"Bist du... kommst du heute pünktlich, oder..."

"Ich treffe mich heute nicht mit ihr. Sie hat mir eine Nachricht geschrieben, es geht ihr nicht so gut. Irgendein Virus. Ich muss mich wirklich sputen, sonst komme ich zu spät. Bis heute Abend!"

Irgendein Virus. Na toll. Das brachte mich für einen Moment auf einen Verdacht. Dass dieses angeblich so tolle Monitorprogramm, das sie mir schicken wollte, vielleicht in Wirklichkeit ein Virus war, der uns alle Computer bei der Arbeit zerschrotete. Späte Rache, würde so ja auch gehen.

Aber nein, ich glaubte ihr. Würde ihren Anweisungen folgen. Wollte ihr helfen. Und was wollte ich noch von ihr? Ich kaute appetitlos an meinem Brot herum. Gut, ihre Krankengeschichte hatte mich erst einmal von der Notwendigkeit befreit, Lena von unserem Fehltritt zu berichten.

Den sie ja ohne Wissen darüber, dass es Lucy war, nicht als Fehltritt ansah, sondern einfach nur, dass auch ich mich jetzt im Rahmen unserer Vereinbarung bewegte. Ich bekam einen Knoten im Bauch, als ich daran dachte, wie sie reagieren würde, wenn sie es erfuhr.

Dass Lena den Kaffee mal wieder viel zu stark gemacht hatte, war mir an diesem Morgen mehr als recht. Ich war völlig übermüdet, gerädert, das aber mehr emotional, denn körperlich. Als ich gerade den letzten Schluck getrunken hatte, klingelte mein Handy. Eine unbekannte Nummer.

"Hallo?"

"Ich bin's Lucy. Gut geschlafen?"

Fuck.

"Nein... eher nicht. Woher hast du meine Nummer?"

"Die Kontaktinfos zum Kurs, vergessen? Tut mir leid, dass ich dir den Schlaf geraubt hab", tönte es aus dem Handy, und glaubte sie am anderen Ende grinsen sehen zu können. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich Lena in den nächsten Tagen nicht sehen werde."

"Das hat sie mir schon gesagt. Virus, hm? Ich dachte, du bist immer ehrlich?"

"Bin ich. Meine Infektion ist von der schlimmsten Sorte. Danke der Nachfrage, ich habe auch kaum geschlafen."

"Was meinst du... ich verstehe nicht..."

"Gänsehaut, Herzklopfen, erhöhte Temperatur, wenn ich an eine gewisse Frau denke... an ihre Lippen... und an den Rest..."

Jetzt machte sie mich sprachlos. Eine Gänsehaut bekam ich allerdings auch. Und Bilder des letzten Abends flashten vor meinem geistigen Auge. Fuck.

"Hast du es Lena gesagt?", hörte ich ihre Stimme wie aus weiter Ferne.

"Nein", gab ich mit belegter Stimme zurück. "Ich dachte aber fast, dass ich es müsste, weil sie gesehen hat, wie du mich zugerichtet hast."

"Oh, das tut mir nicht im Mindesten leid", gab sie zurück. "Irgendjemand hat mir ebenfalls einige Andenken hinterlassen."

Ja, zumindest ihr Hintern sah bestimmt schlimm aus. Den hatte ich ordentlich bearbeitet. Ihren Rücken auch.

"Wir müssen etwas vorsichtiger sein", meinte ich gedankenverloren.

"Ah. Das wollte ich hören."

"Was, dass wir vorsichtiger sein müssen?"

"Dass du davon ausgehst, dass es nicht das letzte Mal war. Dass du mich genauso willst, wie ich dich."

Fuck. Fuck. Fuck. Das Schlimme war, dass sie Recht hatte. Ich es nicht erwarten konnte, sie wiederzusehen. Äußern konnte und wollte ich das nicht.

"Du bist so still?"

"Ich bin durcheinander. Ich kann nicht einordnen, was da gestern passiert ist. Verstehst du?"

"Meinst du, das geht mir anders?", erwiderte sie schnell. Und nach kurzer Pause: "Darum müssen wir es möglichst oft wiederholen... ausreichend Daten sammeln, um eine einwandfreie Analyse hinzubekommen..."

"Ja, das könnte dir so passen."

"Dir doch auch. Gib zu, du wirst doch schon alleine vom Gedanken daran feucht."

Verflucht.

"Wie dem auch sei, ich muss mich langsam zur Arbeit fertigmachen. Ich soll ja heute eine Bewerbung reinbekommen, die meine besondere Aufmerksamkeit erfordert."

"Ist schon verschickt, die wartet auf dich. Was machst du in deiner Mittagspause?"

"Keine Ahnung, wie gewöhnlich ein paar Sandwiches essen, die ich mir jetzt schmieren sollte, warum?"

"Ist dir nicht aufgefallen, dass meine Wohnung nur zwei Straßen von Schütte entfernt ist?"

Nein, war mir nicht. So gut kannte ich die Gegend drum herum nicht.

"Du schlägst doch nicht ernsthaft vor..."

"Dich in der Mittagspause zu vernaschen. Genau."

Oh mein Gott. Diese Frau. Das konnte doch nur schiefgehen.

"Wenn du aus dem Gebäude rauskommst, gehst du bis zur Reinigung, dann über die Straße, danach ist es die zweite Abzweigung links. Die Hausnummer war zwölf, falls du dir das nicht gemerkt hast."

Das hatte ich allerdings. Noch regte sich Widerspruch in mir.

"Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist."

"Wahrscheinlich nicht, da gebe ich dir Recht. Also um eins?"

Fuck.

"Ich überlege es mir", hörte ich mich antworten.

"Eine letzte Sache: Das kompilierte Programm musst du in einen öffentlichen Ordner speichern, nicht auf deine Festplatte, hörst du? Am besten auf das Z-Laufwerk mit den Installationsprogrammen, da erregt es am wenigsten Aufsehen. Dazu hast du Zugriff, oder?"

"Ja, ich glaube schon."

"Es tarnt sich als DLL, wenn es nach einer Stunde zum ersten Mal anläuft, also einfach in ein Verzeichnis, wo andere DLLs herumliegen, vielleicht bei MetaTrader oder einem ähnlichen Programm."

"Okay."

"Hab keine Angst, ich kenne alle Sicherheitsmechanismen im Netzwerk, es wird keine Probleme geben. Dir wird niemand etwas nachweisen können, okay?"

"Okay."

"Vertraust du mir?"

Komischerweise tat ich das. Rückhaltlos.

"Ja."

"Na, dann bis später. Um eins", hörte ich sie am anderen Ende, bevor sie das Gespräch mit einem Kussgeräusch beendete.

Fuck. Nicht nur ihr war klar, dass wir uns dann wiedersehen würden.

***

Die "Bewerbung" wartet tatsächlich auf mich. Es war ganz leicht, ihren detaillierten Anweisungen zu folgen. Trotzdem hatte ich Herzklopfen und zitterte bei der Ausführung. Hatte gerade alles abgeschlossen, als eine Kollegin in mein Büro kam. Wurde wahrscheinlich rot, fühlte mich ertappt.

Hinterher aber irgendwie sogar stimuliert. Es waren keine Alarmglocken losgegangen, oder IT-Leute zur Fahndung ausgeschwärmt. Lucy und ich hatten es geschafft, das Ding einzuschmuggeln, wie sie es geplant hatte. Fühlte mich als Komplizin in ihrem Plan nun richtig gut.

Das hielt an, bis ich pünktlich um eins an ihrer Tür stand und klingelte. Die sie splitterfasernackt für mich öffnete. Wir schafften es noch, die Haustüre hinter uns zu schließen. Verbrachten meine einstündige Mittagspause auf einem Läufer in ihrem Flur. Und in Ekstase.

Der Rest des Tages rauschte ohne Eindrücke an mir vorbei. Erst als ich im Auto saß, setzten meine Gedanken halbwegs zielgerichtet wieder ein. Lena würde mich sicher nochmal auf den vorherigen Abend ansprechen. Prompt wurde mir wieder leicht übel.

Jetzt war ich diejenige, die eine Affäre begonnen hatte. Mir war klar, dass es nicht nur Sex war. Dass ich drauf und dran war, Lucy zu verfallen. Damit auf einem Pulverfass mit Streichhölzern spielte. Fuck. Als ob das Ganze nicht schon kompliziert genug war.

Lena war natürlich schon da und half mir beim Kochen. Wie am Vorabend grinste sie mich pausenlos an, schien immer noch auf eine Erklärung zu warten.

"Also gut. Du willst hören, was gestern passiert ist? Ich habe mit einer der neuen Schülerinnen geschlafen. Es war wild, es war ungewöhnlich. Zufrieden?"

"Wurde auch langsam Zeit. Wirst du sie wiedersehen?"

Fuck.

"Vielleicht."

Sicher. Wir hatten uns für die morgige Mittagspause verabredet. Lena grinste noch breiter und rührte die Vinaigrette für den Salat an.

"Es freut mich, dass du endlich aufgeschlossener bist. Vielleicht... könnten wir das mal zusammen ausnutzen."

Verständnislos starrte ich sie an.

"Was meinst du?"

"Na, mal einen Dreier probieren."

"Mit Lucy? Spinnst du?", entfuhr es mir.

Erst, als ich ihre Verblüffung sah, wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte. Mir schoss das Blut in den Kopf. Kurz nur, dann wurde mir speiübel.

"Daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht... eher allgemein. Vielleicht mit deiner neuen Schülerin? Was ist mit dir? Du bist weiß, wie eine Wand. Ist dir schlecht?"

Ich antwortete nicht und rannte aus der Küche ins Bad. Musste mich tatsächlich übergeben. Lena war plötzlich hinter mir und streichelte mein Haar.

"Jen, du armes Ding, was ist los? Hast du dir etwa auch einen Virus eingefangen?"

Antworten konnte ich nicht. Zum einen musste ich mich noch einmal übergeben, zum anderen setzte nun ein unkontrolliertes Schluchzen ein. Das Lena natürlich überhaupt nicht einordnen konnte. Sie wartete nervös, bis ich mich aufrichtete und ans Waschbecken ging, um meinen Mund auszuspülen und das Gesicht abzuwaschen.

Führte mich dann mitleidsvoll ins Wohnzimmer.

"Jen, sag doch was. Was ist mit dir? Du machst mir Angst."

Ich fing an zu zittern. Und dann ging es einfach nicht anders. Ich musste es ihr sagen. Aber wie? Fuck. Fuck. Fuck.

"Es ist... wegen Lucy."

"Das nimmt dich so mit? Ach Jen... ich habe dir doch gesagt, wenn du damit nicht umgehen kannst, dann..."

"Nein, das ist es nicht. Sie ist... meine neue Schülerin", brachte ich mühsam hervor. Lenas Gesicht fror förmlich ein, in eine Maske absoluter Fassungslosigkeit. Mein Herz schlug bis zum Hals. Dann fing sie an zu lachen. Einen Lachanfall zu kriegen, den man beinahe als hysterisch bezeichnen konnte. Nahm mich in den Arm, als sie sich halbwegs beruhigt hatte und drückte mich fest an sich.

"Das hätte ich wissen müssen", meinte sie schließlich, während sie sich Lachtränen trocknete. "Dass sie das probiert... als sie mich über dich ausgefragt hat."

Ich war viel zu perplex, um zu antworten. Das war nun keineswegs eine Reaktion, die ich erwarten konnte. Sie grinste mich an.

"Hey, was ziehst du den immer noch so ein Gesicht? Das ist völlig okay, außerdem weiß ich wohl am besten, wie schwer es ist, ihr zu widerstehen. Sie ist eine tolle Frau, nicht wahr? Und der Hammer im Bett, oder?"

"Öhm... schon...", stammelte ich verwirrt. Ihre Reaktion verstand ich immer noch nicht. Nahm sie das wirklich so locker? "Das... macht dir nichts aus?"

Sie küsste mich auf den Mund und kicherte.

"Nein, das ist doch großartig. Ich hatte mir schon krampfhaft überlegt, wie ich euch zwei zusammenbringen könnte. Warte, das bringt mich auf eine Idee."

Sprach "s und schnappte sich ihr Handy vom Tisch. Grinste mich an und wählte eine Nummer von ihrer Liste.

"Hey. Na, du krankes Huhn? Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?"

Und schaltete auf Lautsprecher.

"Hallo Lena. Nicht wirklich, ich bin immer noch ziemlich mitgenommen."

"Du Arme. Jenny scheint dasselbe zu haben, die Arme musste gerade sogar kotzen."

"Oh? Das tut mir leid. Vielleicht... geht da gerade was um."

"Ja, das glaube ich auch. Ich könnte euch viel einfacher pflegen, wenn ihr beide hier seid. Wir hatten gerade angefangen zu kochen. Ich denke, Jennys Übelkeit wird sich jetzt langsam legen, wo sie mir gerade den Grund genannt hat."

"Den Grund..."

"Ja, du geiles Miststück, den Grund."

"Lena, ich..."

"Lass stecken. Ich find das klasse. Und jetzt schwing dich in dein Auto und komm her."

"Was?"

"Komm zum Essen. Und dann erzählt ihr mir beide, was zwischen euch abgeht. Und wir hören endlich mit der Heimlichtuerei und den Spielchen auf. Verhalten uns wie erwachsene Frauen. Geile erwachsene Frauen."

"Was... meint Jenny dazu?"

Die hatte gerade das Gefühl, im falschen Film zu sein. Starrte ihre Geliebte mit offenem Mund an und brachte nur ein Schulterzucken zustande.

"Jenny hat nichts dagegen", wurde dies von Lena in Worte übersetzt. "Also los, schwing die Hufe. Ich hab Hunger. Und du fehlst mir. Komm."

Das "du fehlst mir" versetzte mir doch wieder einen leichten Stich. Ansonsten waren meine Gefühle und Gedanken wirr und nur schwer einzuordnen. Irgendwie war ich erleichtert, dass die Heimlichkeit nun tatsächlich beendet schien. Lena die Sache so locker aufgenommen hatte.

Andererseits schien sie das als einen Auftakt zu irgendetwas zu betrachten. Was ich mir weder vorstellen konnte, noch wollte. War ich gerade erst am Vortag in die Geschichte mit Lucy voll reingeschlittert, und jenseits von Gut und Böse. Jetzt sollte das nicht nur thematisiert werden, sondern... ja, was?

Lena hatte aufgelegt und sah mich prüfend an.

"Dir ist doch jetzt wohl hoffentlich nicht mehr schlecht?"

"Öhm... nein... nicht wirklich."

"Dann lass uns mit dem Kochen weitermachen. Passt sich gut, dass du deine tollen Gemüsefrikadellen machst, von denen habe ich ihr schon oft vorgeschwärmt. Was schaust du mich so an?"

"Ich... ich habe Schwierigkeiten, mit deiner Reaktion klarzukommen", erwiderte ich wahrheitsgetreu.

"Dass ich mich freue, mit den beiden Frauen, die ich liebe, den Abend zu verbringen?"

Nun, das war verständlich. Erst dann wurde mir klar, dass sie ja auch noch immer von falschen Voraussetzungen ausging. Was mir selbst vielleicht noch nicht hundertprozentig klar gewesen war. Dass, was zwischen Lucy und mir gerade begonnen hatte, eben nicht nur Sex war. Dass wir in einer Art und Weise aufeinander abfuhren, die mir Angst machte.

Wie eine angeschlagene Boxerin folgte ich ihr in die Küche. Ich schaffte es erst nach einer Weile, sie anzusehen. Sie sah glücklich aus, richtig glücklich. Verflucht.

"Wie... stellst du dir das jetzt vor?", fragte ich nach einer Weile.

"Das sollten wir lieber gemeinsam besprechen. Sie sollte eigentlich... ah, wenn man von der Teufelin spricht", kommentierte sie das Klingeln an unserer Tür. "Ich mach auf."

Ich nickte nur, denn ich hatte gerade ohnehin die Hände in der Frikadellen-Pampe und formte sie. Sekunden später stand eine ebenfalls etwas blasse Lucy in unserer Küche. Betrachtete mich mit schwachem Lächeln unschlüssig, bis Lena sie anstieß.

"Du kannst sie ruhig anständig begrüßen", wurde sie angestachelt.

Wie unter Zwang erhob ich mich langsam, zeigte entschuldigend meine beschmierten Hände und tatsächlich nahm Lucy mich in den Arm, zögerte noch ein paar Momente und küsste mich auf die Lippen. Hielt allerdings genau wie ich ihre Zunge schön in Zaum, weil Lena ansonsten gleich ins Bild gesetzt worden wäre.

Die sah sich das mit einem verträumten Blick an, und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Lucy seufzte, lud ihre Tüte mit zwei Flaschen Wein auf dem Tisch ab und setzte sich.

"Kann ich euch helfen?"

"Nö, fast fertig, die Kartoffeln kochen... ich mache frischen Kartoffelbrei dazu, ich hoffe das magst du?"

"Ja, sicher."

"Auch mit Muskatnuss? Mag nicht jeder", wollte ich vorsorglich wissen.

"Unser Geschmack scheint ja insgesamt fast identisch zu sein", meinte Lucy nun etwas lockerer.

Lena kicherte. Sah von Lucy zu mir und wieder zu Lucy.

"Also, raus damit: Seit wann fickt ihr zwei?", begann Lena die Fragestunde.

"Erst seit gestern", erwiderte ich schnell. "Obwohl Lucy schon letzte Woche ihre Hände nicht unter Kontrolle hatte."

"Gewollt hat Jen da auch schon. Aber musste erst einmal damit zurechtkommen, dass ich diejenige bin, in die du dich verliebt hast", konterte Lucy.

Das sah ich anders, aber keinen Sinn darin, ihr zu widersprechen.

"Oh, also erst ein einziges Mal?"

Ich tauschte schnell einen Blick mit Lucy. Die antwortete. Tatsächlich ihre Linie, die Wahrheit zu sagen, durchziehen wollte.

"Nein, wir haben heute unsere Mittagspause zusammen verbracht."

"Eh, ihr geilen Säue. Dann müsst ihr gestern ja mächtig Eindruck bei der anderen hinterlassen haben. Außer den Kratz- und Biss-Spuren", steuerte Lena das Gespräch schon jetzt in stürmisches Gewässer. Fuck. Zu allem Überfluss schaute mich Lucy auch noch... verliebt... an. Oh mein Gott.

"Ich brat die Frikadellen an", entzog ich mich aufspringend ihrem und den prüfenden Blicken Lenas.

"Ja. Ich denke schon", hörte ich Lucy in meinem Rücken sagen. "Aber wir arbeiten außerdem an einem Projekt zusammen."

"Projekt?"

Aufatmend verfolgte ich Lucys Erklärungen über ihr Programm, Schütte und meine Hilfeleistungen. Die sich auch noch während des Essens hinzogen, da sie alles detailliert erklärte. Ich dabei auch noch Neues hörte, von ihrer Beziehung zu Jasmin, Auseinandersetzungen mit Schütte Junior und Ähnlichem. Dazu der Arbeitsweise des Programms, oder zumindest wie es am Ende hatte funktionieren sollen.

Was ausreichend von der immer noch explosiven Situation ablenkte, zumindest empfand ich sie so. Es fiel mir schwer, Lucy nicht durchgängig anzustarren, ihre Lippen beim Sprechen zu beobachten und dabei an unsere Wahnsinns-Küsse zurückzudenken.

"Wow, Lena hatte nicht übertrieben, deine Frikadellen sind göttlich", wandte sich Lucy schließlich an mich. "Wie deine Küsse", wagte sie noch hinzuzufügen.

"Freut mich, dass sie dir schmecken", gab ich mit einem gequälten Schmunzeln zurück.

"Ihr fahrt richtig aufeinander ab. Ihr seht richtig verliebt aus", mischte sich Lena ein. "Ist das geil."

Und konnte nun zwei sich ertappt fühlende Geliebte bestaunen. Ich hatte große Schwierigkeiten, den letzten Bissen hinunterzuschlucken. Lucy schien von Lenas Reaktion genauso irritiert wie ich.

"Das findest du geil?", fragte sie ungläubig.

"Ja. Also ist das so?", kam die Gegenfrage, bei der sie Lucy fest ansah. Die seufzte und kaute eine Weile auf der Unterlippe herum, bevor sie antwortete.

"Bei mir schon", gab sie schließlich bekannt, und sah mich an. Völlig offen, direkt und ja, verliebt. Lena nickte und nahm mich in den Fokus. Fuck. Also gut.

"Ja", war alles, was ich rausbrachte. Und nach einer Pause: "So verrückt das alles auch ist."

Lena strahlte wie ein kleines Mädchen an Weihnachten, die nach Jahren Quengelns endlich ihr Puppenhaus bekommen hatte. Was für eine bizarre Szene. Sie hatte ihren beiden Geliebten gerade so etwas wie eine Liebeserklärung füreinander entlockt. Freute sich darüber wie eine Schneekönigin.

"Und jetzt?", fragte ich in die knisternde Stille hinein. "Was machen wir jetzt?"

Lena kicherte.

"Du stellst Fragen."

"Berechtigte Fragen", sprang mir Lucy bei. "Du stellst dir jetzt richtig eine totale Dreierbeziehung vor?"

"Ihr nicht?", kam Lenas grinsende Gegenfrage. "Und nebenbei, stelle ich mir gerade die nähere Zukunft nach dem Dessert vor. Und werde klitschnass dabei. Also esst gefälligst etwas schneller, die Damen."

Oh Lena. Lucy sah mich fragend an. Ich zuckte hilflos mit den Schultern.

"Lena... das ist alles ein wenig heftig, verstehst du? Ich fühle mich gerade... völlig überrollt und überfordert, von den ganzen Entwicklungen. Aber auch meinen Gefühlen. Ganz ehrlich... ich kann mir nicht mal vorstellen, ob und wie so etwas funktionieren könnte...", versuchte ich meine wirren Gedanken und Bedenken zu äußern.

"Ich glaube auch, dass du dir das ein wenig zu leicht vorstellst", schloss Lucy sich an. "Wovor habt ihr denn Angst? Dass der Zauber ohne die Heimlichkeit verfliegt? Wie das funktioniert... finden wir eben heraus. Probieren geht über Studieren. Nun hört auf, euch Gedanken zu machen. Wir gehen es Schritt für Schritt an: Aufessen, Dessert, Bett. Obwohl, meinethalben können wir uns das Dessert auch schenken. Nee, Jenny hat ihre Karamellcreme gemacht, das wäre eine Sünde, die nicht anzufassen. Wir könnten sie natürlich mit ins Schlafzimmer nehmen und uns gegenseitig vom Körper schlecken..."

Oh Lena. Kleine geile Lena. Machte uns beide sprachlos. Lucy und ich seufzten gleichzeitig, mussten dann lachen, und Lena stimmte natürlich mit ein. Wir folgten dann tatsächlich ihrem Vorschlag für den weiteren Ablauf.

Nun, die Karamellcreme aßen wir am Tisch und nicht im Schlafzimmer. Lena hatte eine ähnliche Idee zuvor einmal mit einer Schoko-Mousse gehabt. Die Flecken waren nicht rauszubekommen und hatten so eines meiner Lieblings-Spannbettlaken ruiniert. Also gab es dazu von mir ein Veto.

Das Einzige dieses Abends. Nur als wir uns auszogen, Lena und Lucy sich dabei umarmten und küssten, spürte ich den Hauch von Eifersucht. Wobei ich nicht einmal genau hätte sagen können, auf wen ich eifersüchtig war. Überhaupt waren meine Gedanken weiterhin wirr und zusammenhanglos.

Verschwanden im Nebel der Glückseligkeit, als ich Lucy erneut minutenlang ununterbrochen küsste, während Lena ihr ohne Creme den Körper abschleckte und dann zwischen ihren Beinen endete. Ich bearbeitete Lucys mächtige Brüste mit meinen Händen. Auch ihre blieben nicht untätig, sie rieb und fingerte mich mit der linken und zersauselte mein Haar mit der rechten.

Was mich zusätzlich erregte, war Lucys unterdrücktes Stöhnen, das Lena mit ihrer flinken Zunge auslöste. Ich sehnte förmlich ihren Höhepunkt herbei. Bei dem ich ihr in die Augen schauen wollte, die schon jetzt einen überirdischen Glanz aufwiesen.

Es dauerte nicht lange, dann löste ich mich von ihren Lippen, um diesen Moment aufsaugen zu können. Lucy war so von ihrer eigenen Abfahrt eingenommen, dass ihre Hände bewegungslos wurden. Ihr Mund öffnete sich weit, die Mundwinkel zuckten ein paar Mal und dann drang ein erlöster Laut über ihre Lippen.

Die ich kurz streichelte und dann erneut mit meinen in Beschlag nahm. Ganz ehrlich, dass Lena da war, und eigentlich die zentrale Figur dieser Konstellation sein sollte, wurde mir überhaupt nicht bewusst.

Dass sie es nun offiziell sein wollte, gab sie mit der Aufgabe ihrer Position, der Einnahme der Rückenlage und Öffnen ihrer Schenkel, bekannt. Die sie erneut wie Flügel bewegte. Kleiner geiler Schmetterling.

"Los, jetzt verwöhnt ihr gefälligst mich", gab sie ihrer Ungeduld Ausdruck, als wir nicht sofort darauf einstiegen. So kannte ich sie. Nun, das sollte sie haben.

Zunächst verwöhnten wir ihre niedlichen kleinen Brüste in Stereo. Saugten, leckten und nibbelten an ihren recht empfindlichen Brustwarzen, bis es ihr zu viel wurde und sie meinen Kopf tiefer drückte. Bei ihr ein sicheres Indiz dafür, dass sie extrem erregt war und zum Kommen gebracht werden wollte.

Tatsächlich war sie selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich nass, als ich mich an ihrer Möse einfand. Meinen Versuch, zunächst ein bisschen zu spielen und neben dieser auf und ab zu lecken, unterband sie, indem sie meinen Kopf festhielt und in die Mitte rückte.

Okay, es schien dringend zu sein, also schleckte ich genüsslich ihren reichlich vorhandenen Saft und ging dann sofort dazu über, ihren geschwollenen Kitzler zu attackieren. Zunächst noch ohne echten Druck, aber das für sie ungewöhnlich laute und brünstige Stöhnen machte mir klar, dass sie schon jetzt dicht vor dem Orgasmus stand.

Ein kurzer Blick nach oben zeigte mir, dass Lucy weiterhin ihre Brüste verwöhnte. Also gut, Lena wollte kommen. Das sollte sie haben. Ich erhöhte den Druck und steuerte sie zielsicher auf den ersten Höhepunkt zu. Der nicht lange auf sich warten ließ. Und machte weiter.

Kriegte so etwas wie einen Filmriss. Leckte und leckte und leckte. Hörte ihre Laute nicht, oder nur gedämpft, weil Lucy sie jetzt küsste. Bis sie sich irgendwann freikämpfte und "Genug" schrie. Oh. Lucys Blick sprach Bände. Der Filmriss war wohl etwas länger gewesen.

"Jenny, du bist ja eine ganz harte Sau", kam ihr mir nur leicht unangenehmes Lob. Von Lena nur ein leises Wimmern. Wie Lucy drauf war, erfuhr ich dann. Sie zog mich mit einem diabolischen Grinsen aus meiner Position. Die sie nun einnahm, aber nicht, um Lenchen zu lecken. Nein, sie brachte ihre Hand ins Spiel. Voll ins Spiel. Voll hinein.

"Lucy... Fuck... Lucy... bitte..."

"Pssst", war deren einzige Reaktion.

Fisten war mir nicht neu, auch wenn es bei mir selbst nicht unbedingt auf meiner persönlichen Hitliste stand. Was Lucy da tat, war anders. Keine vorsichtigen, geduldigen Bewegungen, wie ich das bei ihr gemacht hatte. Sie fickte sie. Wild. Hart. Grausam. Brutal. Sicher nicht zum ersten Mal.

"Oh... ja... geil", änderte sich Lenas Protest in Zustimmung.

Verblüfft erlebte ich als Zuschauerin, wie Lena zu einem weiteren Höhepunkt gequält wurde. Ich hatte mich nicht einmal zu ihr bewegen können. Saß apathisch dort, wo mich Lucy sozusagen abgestellt hatte. Die mich triumphierend anschaute, als sie ihre Hand aus der geweiteten Scheide meiner Geliebten entfernte.

"Was sitzt du da, wie ein Statue? Leg dich hin. Jetzt bist du dran."

Fuck. Jetzt war ich dran.

***

Sie blieb über Nacht bei uns. Kam am nächsten Abend wieder, wo ich die Schwangerengruppe unterrichtete. Sie hatten mit dem Essen auf mich gewartet. Und mit dem Sex, wie sie mit spürbarer Vorfreude vermeldeten. Der in der Folge oft sehr ähnlich ablief. Wir brachten Lena ins Delirium. Und widmeten uns dann recht ungestört einander.

Auch am Freitag trafen wir uns zusätzlich in meiner Mittagspause in ihrer Wohnung.

"Was ist mit dir? Hast du keine Lust?", fragte Lucy überrascht, als ich mich schnell von ihren Lippen löste.

"Können wir vielleicht mal ein paar Minuten reden? Ungestört reden?"

"Wenn's sein muss."

"Ja, es muss sein. Du findest okay, was abgeht?"

"Dass wir drei zusammen sind?"

"Sind wir das? Ich sag mal ehrlich, wie es mir dabei geht: Ich bin völlig in dich verschossen."

Sie grinste vergnügt und streichelte mein Gesicht.

"Das geht mir nicht anders. Ich glaube, ich habe meine Traumfrau gefunden."

"Und Lena?"

"Mag ich schrecklich gern. Ficke ich gern. Liebe ich nicht. Das wolltest du hören?"

"Es beruhigt mich aber nicht."

"Wieso? Was ist mit dir?"

"Ich komme mir wie eine Verräterin vor. Ich betrüge sie vor ihren Augen."

Jetzt konnte sie mir nicht mehr folgen. Ich seufzte.

"Ich kann nicht zwei Frauen gleichzeitig lieben. Das geht nicht. Ich hab das nicht drauf."

"Jenny, nein... du willst ernsthaft, dass ich euch alleine lasse?"

"Schlimmer. Ich will dich. Ganz für mich allein."

Ich wollte noch etwas hinzufügen, aber ihr Kuss machte das völlig unmöglich. Wir umklammerten uns wie wild, konnten wieder nicht aufhören. Ihr Handy bimmelte. War das Signal, das uns auf diesen Planeten zurückbrachte.

"Arbeit, mein Kunde, muss ich annehmen. Scheiße, du hast deine Pause auch ein wenig überzogen, oder?"

Eine halbe Stunde sogar. Das spielte keine Rolle. Sie stand mit dem Handy auf und ging zum PC. Verdammt, unser Gespräch war alles andere als beendet gewesen. Musste trotzdem warten. Ich hatte in einer Viertelstunde ein Meeting.

Das teilte ich ihr schnell mit, bevor ich aus ihrer Wohnung floh. Am Abend war sie wieder bei uns, aber wir verbrachten weder dort, noch am Wochenende ausreichend Zeit allein, um uns miteinander unterhalten zu können.

Etwas überraschend verabschiedete sie sich am Sonntagmorgen. Sie wollte etwas programmieren und ihr Vater hatte Geburtstag. Dort war sie schon zum Mittagessen eingeladen. Lena und ich waren beide enttäuscht, dass sie am Abend nicht mehr rumkommen wollte.

Wollte sie mir vielleicht Zeit alleine mit Lena geben? Zeit, meine Gefühle zu sortieren? Es war immer noch ein einziger, wilder Wust. Was ich für Lucy fühlte, war einigermaßen klar. Aber was war mit Lena? Die nichts davon mitkriegte, was in mir vorging.

Wie auch? Ich verhielt mich nicht anders, eher noch liebevoller als sonst. Wir hatten Sex, aber ich war nicht wirklich bei der Sache. Selbst das merkte sie nicht. Sie schwebte, weil sich in ihren Augen alles zum Guten gewendet hatte. Das machte es noch schlimmer.

Ich war mir sicher, dass ich diese Dreibeziehung nicht lange durchhalten könnte. Dass ich mich entscheiden musste. Eigentlich war mir schon klar, wie die Entscheidung ausfallen würde. Darum fürchtete ich mich so davor. Mein Gefühl für Lena hatte sich nicht geändert.

Der Wunsch, sie glücklich zu machen, ebenfalls nicht. Und ihr auf keinen Fall weh tun zu wollen. Verdammt, warum zum Teufel ging gerade alles schief? Warum konnten Lena und Lucy so locker mit der ganzen Geschichte umgehen? Was sollte, konnte ich wirklich tun?

Am Montagmorgen saß ich nachdenklich vor meinem Rechner, checkte meine E-Mails. Erst als ich die Bewerbungsmail sah, fiel mir ein, dass ich dort ja noch aktiv werden musste. Rief wie gefordert die Facebook-Seite ihrer Freundin auf. Verbrachte den Rest des Morgens neben mir stehend.

"Und?", fragte ich Lucy in der Mittagspause, nachdem ich den ersten Kuss mühsam überstanden hatte.

"Noch nicht installiert. Das macht es einfacher, aber ich brauche dann tatsächlich Zugang und die Swipe-Card."

"Also willst du jetzt deinen Killer-Switch einbauen?"

"Kill-Switch. Nein, etwas Lustigeres. Es ist schon fertig. Kannst du aus der Zeiterfassung entnehmen, an was für Tagen Sebastian für gewöhnlich abends da ist?"

"Ich muss es mir anschauen, da habe ich nicht drauf geachtet, nur, dass er so ab acht da ist. Du willst es so schnell wie möglich über die Bühne bringen, nicht wahr?"

"Ja. Er ist eine faule Socke, aber kein schlechter Programmierer. Es überrascht mich eigentlich, dass er noch nicht fertig geworden ist. Schütte wird ihm sicher langsam im Nacken sitzen. Was gut ist, dann konzentriert er sich nicht auf Teile, die er nicht modifizieren muss. Genau da baue ich meine kleine Überraschung ein."

"Okay, ich versuche alles so schnell wie möglich rauszufinden und vorzubereiten."

"Ich danke dir, Jen. Du bist eine großartige Frau. Die ich liebe. Komm her, dann zeige ich dir wie sehr."

"Stopp. Ich bin eigentlich nur hier, um dein Vorhaben zu besprechen."

"Was ist los?"

"Was los ist? Ich habe mich in dich verliebt, gottverdammt."

"Ja, und?"

"Das habe ich dir beim letzten Mal schon versucht zu erklären. Ich werde das mit der Dreierbeziehung nicht hinkriegen. Das heißt, ich muss mich entscheiden. Und habe es im Grunde schon. Für dich."

"Bist du dir sicher? Du kennst mich doch noch kaum. Und willst du nicht lieber erst einmal alles sacken lassen? Ich finde auch, es läuft doch gut mit uns dreien, keine Eifersucht, saugeiler Sex... und das willst du für Drama und Tränen eintauschen?"

"Du verstehst mich nicht. Oder willst mich nicht verstehen."

"Nein, jetzt verstehst du mich nicht. Ich wollte dir Lena nicht wegnehmen, und genauso wenig will ich dich Lena wegnehmen. Das kann ich nicht. So bin ich nicht. Gut, ich spiele gern mit dem Feuer, aber ich will keine Brandopfer. Kapierst du das?"

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun?"

"Gib unserer Geschichte eine Chance. Versuch, dich zu entspannen. Du bist durcheinander, und reagierst nach deinen bisherigen Erfahrungen und deiner Selbsteinschätzung. Gib dir die Zeit, um mit der Situation zurecht zu kommen. Wenn es nicht geht... gut. Dann müssen wir Konsequenzen ziehen. Aber bitte, hab auch mit dir selbst Geduld. Für uns. Und vor allem für Lena."

Sie hatte ja Recht. Irgendwie.

"Hast du ihr eigentlich mal gesagt, dass du sie nicht liebst?"

"Ja. Es schien sie nicht zu stören. Es ist eine vertrackte Kiste, das ist mir klar. Aber bitte, tu nichts Unüberlegtes. Vielleicht... sollten wir uns erst einmal nicht außerhalb der gemeinsamen Zeit sehen. Was meinst du?"

"Ja... eigentlich weiß ich gar nichts mehr. Du kommst heute Abend?"

"Natürlich. Komm, Jen. Immer mit der Ruhe. Wir finden einen Weg."

Das hoffte ich natürlich auch. Ich war froh, dass sie mich beruhigte. Am Nachmittag prüfte ich Sebastians bisherigen Arbeitszeiten. Kein Muster erkennbar. Er kam und ging, wie er wollte, wann er wollte. War in den letzten Wochen aber immer öfter an den Abenden in der Firma.

Wahrscheinlich hatte Lucy Recht, und er war kurz davor, das Programm fertigzustellen. Meist kam er gegen acht zurück in die Firma. Bis sieben Uhr waren andere Netzwerkadministratoren in der Firma. Manchmal länger, wenn irgendwas zu erledigen war.

Das war schlecht, denn die meisten kannten Lucy natürlich noch. Der Serverraum lag zwar abseits, aber um dorthin zu kommen, musste man an der IT-Abteilung vorbei. Mittwoch. Mittwochs war Sebastian seltener dort gewesen. Am letzten allerdings schon.

So lange konnte das doch aber nicht dauern, wenn sie das, was sie einbauen wollte, schon fertig hatte. Sollten wir es riskieren? Eigentlich hätte ich ja bis zum Abend warten können, aber ich rief sie trotzdem vom Pausenraum aus an.

Die beiden IT-Kerle, die dort über Fußball schwätzten, irritierten mich nicht.

"Ja?"

"Es scheint, als würde es zeitlich eng werden. Ich hielte Mittwoch für die beste Möglichkeit. Passt dir das?"

"Natürlich. Warum zeitlich eng?"

"Er ist immer öfter dort, wo wir ihn nicht brauchen können, um diese Zeit."

"Verstehe. Gut. Dann machen wir das. Kannst du die Karte vorbereiten? Nur die Außentüren und den Server-Raum."

"Erstere brauchst du nicht. Ich hole dich rein."

"Weiß nicht... lass uns das heute Abend besprechen, okay?"

"Gut. Bis dann."

"Ich liebe dich."

"Ich dich auch."

Am Abend erklärte sie mir dann, dass sie mich eigentlich nicht dabeihaben wollte. Nur für den Fall, dass es schiefging.

"Ich will dir helfen. Sicherstellen, dass es nicht schiefgeht. Schmiere stehen, sozusagen. Falls Sebastian doch auftaucht."

"Und wie stellst du dir das vor?"

"Das lass meine Sorge sein. Hier ist deine Karte. Verlier sie nicht."

"Ich weiß nicht, ich würde mich wohler fühlen, wenn du nicht dabei wärst."

"Nun lass sie dir doch helfen, Lucy", mischte sich Lena ein. "Ich würde das auch, wenn ich eine Möglichkeit dazu hätte."

Lucy sah mich lange an.

"Ich denke drüber nach."

"Du hast keine Wahl. Ich habe dir nur den Server-Raum freigegeben."

"Du bist ja drauf. Na gut, Mata Hari, dann machen wir das so. Mittwoch, wann?"

"Wie lange wirst du brauchen?"

"Kommt drauf an, ob sie den Zugangs-Code für den Raum geändert haben. Und wie schnell ich in den Rechner komme. Sebastian ist faul, aber nicht blöd. Da hat er sicher was geändert. Das Einfügen selbst geht schnell. Insgesamt... vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht deutlich weniger."

"Dann sagen wir halb acht, um auf der sicheren Seite zu sein."

***

Sichere Seite. Verflucht. Ausgerechnet am Mittwochabend waren zwei von den Administratoren mit irgendwas beschäftigt. Liefen mit Kabeln und Ähnlichem durch die Gegend. Sie verließen die Firma erst nach halb acht.

Ich fuhr kurz nach ihnen den Fahrstuhl runter, da mein Büro schräg gegenüber von dem Ausgang lag und ich ihren Abgang genau verfolgen konnte. Stellte sicher, dass sie außer Sichtweite waren, bevor ich Lucy anrief.

"Komm."

"Was hat so lang gedauert?"

"Deine ehemaligen Kollegen haben gebastelt. Jetzt sind sie weg."

Da tauchte sie schon aus einer Nebenstraße auf. Drückte schnell ihre Zigarette aus und folgte mir in die Firma. Drehte sich eigenartig weg.

"Was machst du?", sprach ich sie im Fahrstuhl darauf an.

"Die Kameras. Wolltest du mit mir verewigt werden? Der Eingangsbereich wird selbstverständlich videoüberwacht."

"Daran habe ich gar nicht gedacht."

"Ich schon. Deshalb wollte ich dich auch nicht dabeihaben. Aber gut, wer da gerade mit dir reingekommen ist, ist hoffentlich nicht zu sehen."

"Gibt es noch weitere Kameras?"

"Natürlich. Eine vor der nächsten Tür. Die sieht aber nur meinen Hinterkopf. Raus gehe ich über die Treppe."

"Du hast an alles gedacht."

"Ich denke momentan nur an dich."

Ich küsste sie schnell, dann war der Fahrstuhl angekommen. Mit klopfendem Herzen betraten wir gemeinsam das nun verwaiste Stockwerk.

"Du hast die Tür im Blick, von deinem Büro aus, nicht wahr? Bimmel mich an, wenn Sebastian, oder jemand anderes aufschlägt. Kein Risiko, ich verpisse mich sofort. Halt ihn vielleicht ein, zwei Minuten auf, damit ich hinten ins Treppenhaus kann, ohne ihm in die Arme zu laufen, okay?"

"Okay."

"Wenn ich fertig bin, klingele ich einmal durch, du brauchst den Anruf nicht anzunehmen. Warte dann noch ein bisschen, bevor du die Firma verlässt. So, jetzt drück mir die Daumen, dass alles schnell geht."

"Okay."

Nervös setzte ich mich vor meinen PC, während sie Richtung Server-Raum verschwand. Keine zehn Minuten später sah ich Sebastian eintreten. Ich sprang sofort auf und ging ihm entgegen. Erst, als ich in sein überraschtes Gesicht starrte, fiel mir auf, dass ich in der Aufregung vergessen hatte, Lucy anzurufen. Verdammt.

"Hallo Sebastian. So spät noch hier? Ist was nicht in Ordnung?", begrüßte ich ihn.

"Ähm... doch, alles okay. Ich arbeite an einem bestimmten Projekt lieber abends, wenn es ruhiger ist. Was machst du hier noch so spät?"

"Überstunden, Lisa war ja ausgefallen die ganze Woche, und schließlich wollt ihr euren Lohn alle rechtzeitig bekommen, oder?"

"Logisch. Dann will ich dich nicht weiter stören."

Gut, eine Lisa gab es nicht, und die Lohnabrechnung war längst fertig. Damit hatten wir auch nichts zu tun, das machte eine externe Lohnbuchhaltungsfirma. Wir schickten nur die Daten.

"Ich wollte mir gerade einen Kaffee machen. Hast du Lust, einen mit mir zu trinken?", hatte ich die plötzliche Eingebung, die die Situation vielleicht retten konnte.

Er sah mich ganz merkwürdig an. Dann grinste er.

"Gelegenheit macht Diebe. Verstehe. Warum nicht."

Hä? Ein seltsamer Typ. Egal, so lange ich ihn von Lucy fernhalten konnte... Wir setzten uns in den leeren Pausenraum gegenüber. Sein Grinsen irritierte mich total. Wer der breit, oder was? Und vor allem, über was sollte ich mit dem Kerl reden?

"Du läufst also erst abends zu Hochform auf?"

"Das kann man so sagen. Und du fühlst dich hier einsam, so ganz allein?"

Fuck. Der Kerl dachte, ich wollte mit ihm flirten?

"Na, ein wenig Gesellschaft ist immer angenehmer, oder nicht?", ließ ich mich darauf ein.

"Dein Freund, oder Mann, wartet doch bestimmt schon ganz ungeduldig auf dich zuhause, oder nicht?"

Auch noch so vollplump. Na klasse.

"Auf mich wartet kein Mann", erklärte ich wahrheitsgemäß, aber mit einem Knoten im Bauch.

"Kaum vorstellbar. Bei so einer Hammerfrau wie dir. Lässt dich nicht gern fangen, was?"

"Ich habe bis jetzt noch keinen Mann getroffen, der meinen Vorstellungen entspricht, sagen wir es mal so."

"Das geht mir auch so. Ich nehme mit, was ich kriegen kann. Reicht doch."

Was mit seinem Aussehen und seiner Art wahrscheinlich eher nicht so viel sein konnte. Oh Lucy, werde fertig...

"Gute Einstellung."

"Du bist in meinen Augen übrigens die bestaussehende Frau in der Firma."

"Na... ich weiß nicht."

"Aber ich. Ganz unter uns, wenn du deine geilen engen Röcke trägst, schaut dir die halbe Belegschaft auf den Arsch."

Okay. Also möglichst bald andere Klamotten kaufen.

"Schmeichler."

"Mir haben es mehr deine langen Beine angetan. Du hast perfekte Beine. Du zeigst sie aber viel zu selten."

"Ist das so?"

"Ja, deine Röcke sind zu lang. Das kannst du jetzt ruhig als Aufforderung verstehen."

Als Aufforderung, auf den Tisch zu kotzen? Junge. Lucy! Lucy! Bitte krieg es jetzt hin.

"Ich werde es mir merken."

"Nein, ich meine jetzt. Ich will sie jetzt sehen. Wir sind unter uns. Niemand wird uns stören."

"Du gehst ja mächtig ran. Ich wollte eigentlich nur einen Kaffee mit dir trinken."

"Ja, natürlich. Nur einen Kaffee. Meinst du ich habe deinen hitzigen Blick nicht bemerkt, als du mich abgefangen hast?"

Gehetzt ist nicht hitzig, du Spackel. Lucy!

"Einbildung ist auch ne Bildung."

"Ah. Du willst Vorleistungen. Sollst du haben."

Was macht der... oh mein Gott. Fuck, Lucy, hier ist Vollalarm!

"Gefällt dir mein Schwanz? Groß, nicht wahr?"

Selbst da fehlte ihm vermutlich jeder Realitätssinn.

"Sebastian... Pack das Ding mal schön wieder weg. Ich weiß ja nicht, ob das für dich eine normale Anmache ist...", kriegte ich noch raus, dann bimmelte mein Handy. Einmal. "... aber für Frauen wie mich ist das die finale Disqualifikation. Ernsthaft. Wir haben uns wohl gründlich missverstanden."

"Das glaube ich nicht. Du willst es doch genauso wie ich. Jetzt zier dich nicht so."

"Ich sage es dir ein letztes Mal im Guten. Pack das Ding ein und wir vergessen beide, dass das jemals passiert ist."

"Du glaubst, du kannst mich heiß machen, und dann einfach so abservieren? So haben wir nicht gewettet. Okay, wenn du nicht ficken willst, blas mir wenigstens einen."

Rückte dabei gleich nahe an mich heran, dass mir sein komisches Ding halb im Gesicht hing, stand, was auch immer. Ich unterdrückte den Wunsch, ihm diese Dreistigkeit heimzuzahlen, und vielleicht mal kräftig die Eier zu quetschen, wie das bei meinem zwei Jahre jüngeren Bruder in unserer Kindheit recht gut funktioniert hatte.

Ich schubste ihn einfach von mir weg, wobei er sich in der Rückwärtsbewegung mit der Hose um die Knöchel beinahe noch auf die Klappe legte, ging ganz ruhig zur Spüle, leerte den Rest Kaffee dort aus und stellte die Tasse in den Geschirrspüler.

Marschierte ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen einfach aus der Küche. Er fluchte noch vor sich hin. Das letzte Wort, was ich noch hörte, war "Lesbe". Tja. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Mir war immer noch speiübel, als ich wieder an meinem PC saß.

Natürlich hatte ich Angst gehabt, dass er sich nicht so leicht abwimmeln ließ. Richtig zudringlich wurde. Oh Lucy. Und das alles für dich. Ich fand allerdings auch, dass nun ausreichend Zeit verstrichen war. Fuhr nur noch meinen PC runter. Und verließ fluchtartig das Büro.

Ich schaffte es noch aus dem Gebäude, dann musste ich mich tatsächlich übergeben. Scheiß nervöser Magen. Aber das war alles nicht mehr wichtig. Lucy hielt mit quietschenden Reifen, und grinste zunächst vergnügt. Sah aber dann meinen Zustand und war sofort besorgt.

"Fuck, was ist?"

"Alles gut. Gleich. Lass uns hier verschwinden."

Ich machte das Fenster ein wenig auf, auch wenn die Übelkeit nun deutlich besser war.

"Was ist passiert?"

"Sebastian ist passiert. Ich habe ihn zu einem Kaffee in die Küche geschleppt. Er hielt das für die Ouvertüre zu einer schnellen Nummer."

"Ach du Scheiße. Warum hast du nicht einfach das vereinbarte Signal gegeben? Oder mich angerufen? Ich wär mit ihm schon fertig geworden."

"Das bin ich auch. Musste zwar Dinge sehen, die ich nicht sehen wollte, aber mehr nicht. Bei dir hat alles geklappt?"

"Ja, die haben nicht mal die Kombination für den Raum geändert gehabt. Sein Passwort war nicht so leicht zu knacken, wie gedacht. Das hat am längsten gedauert."

"Aber es hat geklappt?"

"Das hat es. Fairerweise sollte ich dir empfehlen, dich nach neuen Jobs umzuschauen."

"Was hast du gemacht?"

"Es könnte zum Eklat kommen, wenn sie das Ding tatsächlich installieren", meinte sie mit einem vergnügten Schmunzeln.

"Spuck's aus, verdammt."

"Es wird vier Wochen laufen wie geschmiert. Alle illegalen Eingriffe schön aufzeichnen, in entsprechenden Dateien auf einem externen Server speichern, und von dort dann dem BKA übermitteln. Sie kriegen zur selben Zeit zusätzliche Hintergrundinfos aus einer anonymen Quelle. Genug, um einen Gerichtsbeschluss zu erwirken, mit Hausdurchsuchung."

"Aber... gibt es nicht noch irgendwo Hinweise darauf, dass du das irgendwann geschrieben hast?"

"Nein, die hätte ich beseitigt, aber das hat Sebastian schon für mich getan. Überhaupt war er sehr fleißig. Das Teil ist so gut wie fertig."

"Also bist du zufrieden?"

"Ich bin dir dankbar, dass du das alles für mich getan hast. So viel riskiert hast. Für meine süße kleine Rache. Was mich jetzt stört, ist, dass du zu viel riskiert hast. Das hätte schiefgehen können, mit Sebastian meine ich."

"Mach dir nichts draus. Okay, ich schaue mich nach einem neuen Job um. Das Betriebsklima hat mir eh nicht so zugesagt. Manche Mitarbeiter haben ein gestörtes Verhältnis zu Frauen."

***

"Na, Bonnie und Super-Bonnie? Alles paletti?", erkundigte sich Lena vergnügt.

"Lief wie am Schnürchen", antwortete ich, wobei Lucy die Stirn furchte.

Sie verstand aber sofort, dass die Geschichte mit Sebastian unter uns bleiben musste. Ohne dass ich ihr das vorher ans Herz gelegt hatte. Lena. Hatte sogar eine Flasche Champagner für die nun tatsächlich stattfindende Siegesfeier besorgt.

Einer Siegesfeier, die von viel Liebe und einer Menge Orgasmen für alle verschönt wurde. Am nächsten Morgen stand Sebastian plötzlich in meinem Büro. Machte die Tür zu. Ein Blick reichte, um zu wissen, dass mich das nicht alarmieren musste.

"Jenny, wegen gestern... ich muss mich entschuldigen. Ich... habe das wohl wirklich in den falschen Hals gekriegt. Es tut mir leid. Ich... habe nicht so viel Erfahrung mit Frauen. Ich hoffe, du... kannst... von einer offiziellen Beschwerde absehen..."

"Ich weiß nicht, wovon du redest. Wir haben einen Kaffee getrunken. Du hattest ein gesteigertes Frischluftbedürfnis, darüber kann ich hinwegsehen. Nur eins: Versuche das niemals wieder. Mit niemanden, klar? Höre ich von einem anderen Vorfall in der Art, erinnere ich mich an diesen, okay?"

"Natürlich, selbstverständlich. Danke."

Er beeilte sich aus dem Büro zu kommen. Nun, wo er wahrscheinlich landen würde, gab es keine Frauen, die sich solch eigenartigen Aktionen ausgesetzt sahen. Lucy hatte natürlich Recht gehabt. Unbedingt klug, noch länger in der Firma zu bleiben, war es sicher nicht.

Eine halbe Stunde später schaltete ich mein Profil wieder auf arbeitssuchend. So hatte ich auch diesen Job bekommen. Schütte war an mich herangetreten. Aber meine berufliche Zukunft war meine geringste Sorge.

Lena. Und Lucy. Warteten auf mich, als ich von der Schwangerengruppe zurückkehrte. Warteten darauf, mich zu teilen. Zu lieben. Zärtlich zu sein. Sex zu haben. Mit mir ihr Leben zu verbringen. Als ich in ihre liebevollen Augen blickte, beschloss ich, es zumindest zu versuchen. So lange es irgend ging.

Sieben Wochen später standen dann wirklich Kriminalbeamte in der Firma. Konfiszierten Rechner. Führten Schütte und Co nun nicht gerade in Handschellen ab, aber nahmen sie mit zum Verhör. Bis auf einige Eingeweihte wusste natürlich niemand, was genau da vorging.

Eine Ahnung bekamen sie allerdings schon, als Sebastian ebenfalls mitgenommen wurde. Immerhin hatte er ja vor einiger Zeit sein tolles "Analyseprogramm" in der dritten Etage installiert. Viel Zeit hatte ich an diesem Tag nicht. Zwei Vorstellungsgespräche am Nachmittag. Und konnte mir hinterher den Job aussuchen.

Das war schwierig, denn beide hatten etwas für sich. Ich entschied mich für die junge, dynamische Firma, wo alle ein wenig irre wirkten. Und es war eine gute Entscheidung. Bei einer anderen bin ich froh, dass ich sie bis heute nicht getroffen habe.

Bin bis heute mit Lena und Lucy glücklich. Erschöpft, aber glücklich. Und immer noch total verliebt. In meine Lena, und Lucy, die dritte Frau.



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