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Blackout (fm:Sonstige, 3528 Wörter)

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Veröffentlicht: Oct 23 2022 Gesehen / Gelesen: 13002 / 9435 [73%] Bewertung Geschichte: 8.76 (80 Stimmen)
In dunkelster Stunde….

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Er saß in seinem Sessel und las ein Buch über die wichtigste Sache der Welt - das Geld. Ein Standardwerk in Insiderkreisen. Im Fernsehen und Radio aber wurden dieses Buch und dieser Autor nie erwähnt. Wieder mal ein Beweis dafür, wie die Verblendungsmaschinerie in diesem Land funktionierte. Da gab es bahnbrechende Erkenntnisse, die die ganze Gesellschaft zum Besseren leiten könnten und sie wurden absichtlich unterdrückt. Roland nahm das Kristallglas und trank den letzten Schluck seines Lieblings-Rioja. Wieder eine Flasche leer und dabei war es gerade erst, er schaute auf die Uhr an der Wand, 11 Uhr.

Er legte das Buch zur Seite, zog seinen Bademantel über und schlurfte träge ins Bad. Die plötzliche Kälte ließ ihn frösteln und beim Blick aufs Klo schüttelte er trotzig den Kopf. "Ich scheiß auf eure Konventionen", sagte er laut in die Stille, stellte sich breitbeinig hin und pinkelte in hohem Bogen in die Toilette. Dann nahm er die Kanne mit Wasser und spülte nach.

Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer machte er einen Abstecher in die ebenfalls eiskalte Küche und öffnete eine Büchse Spagetti-Bolognese, steckte eine Gabel hinein und verließ die Küche wieder, nicht ohne mit der anderen Hand nach einer neuen Flasche Rioja zu greifen.

Er stellte sein Dinner, wie er es nannte, auf den Beistelltisch neben dem Sessel und legte noch drei dicke Holzscheite in die Glut des Ofens. Dann ließ er sich in den Sessel fallen und aß still seine Mahlzeit.

32 mal Kauen, dachte er, soll ja gut für die Verdauung sein. Er kicherte. Wie er dieses ganze Gedöns um Gesundheit hasste. Klar, sie war schon wichtig, die Gesundheit, aber diese ganzen Experten, die permanent im Fernsehen ihren Senf dazugaben, konnte er einfach nicht ertragen. Sie sahen für ihn immer schon tot aus. Blass, verbissen und freudlos. Pah, zum Glück musste er diese Gestalten nun nicht länger erdulden. Heute war Tag Sieben des Blackout und diese Leute hatten keine Möglichkeit mehr ihn zu manipulieren. Und auch alle anderen Desinformierer konnten ihr Gift nicht mehr an den Mann bringen. Er weinte ihnen keine Träne nach.

Er wollte gerade wieder in einen seiner unzähligen inneren Dialoge abschweifen, welche die Ursachen der gegenwärtigen Umstände zum Thema hatten, als draußen laute Schreie und eine Alarmanlage zu hören waren. Ratten auf Raubzug, dachte er. Er stemmte sich hoch und ging zum Fenster. Das blickdichte Plissee ein wenig zur Seite geschoben schaute er auf die Straße. Ungefähr zehn bis fünfzehn Vermummte arbeiteten sich Auto für Auto vor, schlugen die Scheiben ein und plünderten, was nicht niet- und nagelfest war. Anwohner, die aus geöffneten Fenstern protestierten, wurden mit Steinen beworfen. Allgemein wurde sehr viel geschrien - Emotionen über dem Siedepunkt.

Sein Auto parkte zum Glück im Hinterhof. So setzte er sich wieder vor den glühenden Ofen und aß seine Büchse leer. Dieses Geschenk einer ausgereiften Lebensmittelindustrie. Haltbar, schmackhaft, nahrhaft. Was will man mehr, um den Untergang zu überleben.

Satt und zufrieden und mit spanischem Rebensaft im Blut dämmerte er langsam weg. Die Welt konnte ihn mal.

Als er wieder aufwachte, stand der Zeiger bei 16 Uhr und das Feuer im Ofen war wieder zur Glut geworden.

Er nahm die leere Büchse und quetschte sie in den schon zu vollen Müllbeutel mit den anderen leeren Dosen, band ihn zu und musste ihn wohl oder übel nach draußen bringen, bevor der Geruch nach Müll sich in der Wohnung ausbreitete.

Als er im Dämmerlicht dieses Novembertages von der Mülltonne zurück kam, blieb er plötzlich stehen und kniff die Augen zusammen.

In der Einfahrt zum Hinterhof lag jemand. Roland drehte sich um und holte leise einen Spaten aus dem Schuppen. Wenn das hier ein perfider Hinterhalt war, dann konnten die was erleben. So leicht legten sie ihn nicht rein.

Vorsichtig ging er auf die Person zu und sah nun ganz deutlich, dass es einer der Vermummten von vorhin war. Er lag mit dem Kopf nach unten auf dem gefrorenen Boden und eine kleine Blutlache hatte sich drumherum

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