Frau Doktor und die Rocker (fm:Romantisch, 13047 Wörter)

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Frau Doktor und die Rocker

Eine Erzählung von Ralf B

Ich überlege gerade, aber ich glaube, ich kenne niemanden bei uns, der den Winter wirklich mag. Winter bedeutet, wir können unser liebstes Hobby, unsere Leidenschaft nicht wirklich nutzen. Winter bedeutet, es ist kalt, es ist ekelig und die Tätigkeiten draußen gehen einem einfach auf den Zeiger. Gartenarbeit. Jetzt muss ich mal lachen. Wer, der gerne mit dem Moped draußen rumfliegen möchte, hätte jemals Gartenarbeit gemocht? Entsprechend mies gelaunt war er gerade in seinem Garten beschäftigt und beseitigte Müll, Grünschnitt, der schon ewig da rumlag. Normale Menschen, die etwas Hirn im Kopf hatten, hätten das sofort erkannt und ihn weiträumig umfahren. Nicht so aber die liebe Nachbarin, deren Grundstück sich mit seinem an einer hinteren Ecke traf. Sie fand es witzig, als sie ihn ansprach:

"Hallo, Herr Nachbar, was treiben Sie denn da?"

`Ach herrjeh, die Nachbarin von hinten rechts. Welch Freude´ dachte er mürrisch und antwortete entsprechend schlecht gelaunt:

"Hallo Frau Nachbarin. Sieht man das nicht?"

"Also man gewinnt den Eindruck, Sie würden am 30.12. ihren Grünschnitt wegräumen. Das hat was von manche lernen es nie und andere noch viel später, finden Sie nicht?"

Er richtete sich auf und streckte seinen Rücken, der ordentlich schmerzte. Grimmig guckend, schenkte Joachim ihr immerhin mal einen Blick. Einen Blick, der es auch nicht besser machte und die `geliebte´ Nachbarin mal verlegen schlucken ließ.

"Das könnte daran liegen, dass ich Gartenarbeit leiden kann, wie Zahnschmerzen!"

"Oh und ich dachte, Sie wären ein Fan. Dieser schöne Teich, der Pool und das alles!"

"Naja, Wasser mähe ich nur sehr selten!"

Lachend giggelte sie vor sich hin:

"Oh, dann wäre Ihre liebste Rasenfläche also auch grüner Beton?"

"Ne, muss nicht grün sein!"

Sie lachte schon wieder und mit Schrecken verfolgte er, wie sie auf sein Grundstück kam. Er konnte es nicht fassen und sinnierte über deren Entsorgung, als sie sich tatsächlich auf die Staukiste seines Anhängers setzte und mit den Händen im Schoß verschränkt, die Füße wippen ließ. Grinsend sah sie ihn an und hatte wohl tatsächlich entschieden, dass sie ihn nun restlos fertig machen wollte.

"Warum machen Sie sowas ausgerechnet heute?"

"Wenn nicht dieser scheiß Wind hier aufgekommen wäre, der alles da rüber, auf das Nachbarsgrundstück weht, hätte ich mich auch lieber beherrscht. Meine ach so edle Nachbarin, wird da nur sehr giftig bei sowas!"

Sie antwortete nur:

"Oh, ja, ich kenne sie. Die wird da richtig böse drüber!"

Jetzt musste er doch mal grinsen. Hatte das jetzt was von Humor?

"Wird Ihr Mann da nicht sauer, wenn Sie so lange wegbleiben?"

Sie registrierte schon, dass er sie loswerden wollte, aber sie antwortete nur:

"Oh, ich fürchte, dass ihm das herzlich egal sein wird. Wir haben uns an Weihnachten getrennt. Der ist schon ausgezogen!"

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